Meine Teststrecke führt mich am Montagnachmittag im Berufsverkehr von Landau Hauptbahnhof über Winden (Kreis Germersheim) zum Bahnhof Bad Bergzabern (Kreis Südliche Weinstraße). Erst am vergangenen Freitag hatte die Deutsche Bahn angekündigt, dass zwischen Winden und Bad Bergzabern bis zum 31. Dezember keine Züge mehr fahren, weil Lokführer fehlen. Stattdessen soll es Ersatzbusse geben.
Zug nach Karlsruhe ist pünktlich und voll
Abfahrt ist pünktlich um 17.22 Uhr am Landauer Hauptbahnhof. Die Anzeige informiert mich, dass ein Waggon weniger eingesetzt wird. Entsprechend voll ist der Zug aus Neustadt. Aber in Landau steigen viele aus und im zweiten Waggon finde ich noch locker einen Sitzplatz. Draußen regnet es heftig, bin etwas aufgeregt, ob ich in Winden die Haltestelle für den Ersatzbus finde. Denke noch, es ist schon cool so mit der Bahn zu fahren. Man kann schreiben, lesen und wird angenehm hin-und hergeschaukelt.
Eine Haltestelle später pünktlich um 17.30 Uhr am Bahnhof in Winden. Die Anzeigetafel auf dem Bahnsteig lässt mich zwar etwas ratlos zurück, denn da steht nur lapidar "Störungen. Informieren Sie sich bitte." Danke, denke ich und frage panisch einen Mitreisenden. Der weiß Bescheid und zeigt auf den einzigen Bus, der da direkt am Bahnhof mit offenen Türen steht. Also schnell raus aus dem Zug und rein in den Bus, denn die Umstiegszeit ist mit fünf Minuten knapp bemessen.
Keine Informationen zum Ersatzbus
Der Bus in Richtung Bergzabern fährt auch super pünktlich ab um 17.35 Uhr. Das einzige Problem, müsste ich jetzt in Barbelroth oder dem anderen Dorf - wie hieß es doch gleich? - aussteigen, dann müsste ich mich per App informieren oder einfach andere Reisende fragen. Denn draußen ist es jetzt stockdunkel, das Display im Bus bleibt leer und die Haltestellen werden auch nicht angesagt. Jetzt bleibt aber endlich Zeit, um Fahrgäste zu fragen, was sie davon halten, dass der Zugverkehr zwischen Winden und Bad Bergzabern bis Jahresende eingestellt ist.
Südpfalz: Fahrgäste reagieren auf Zugausfall gelassen
Die Reaktionen: erstaunlich gelassen. Ein Mann erzählt mir, er arbeite als Berufsschullehrer in Karlsruhe und pendle seit 30 Jahren mit der Bahn von und nach Bad Bergzabern. In den 1990er Jahren habe das noch gut geklappt, doch seit etwa zehn Jahren sei er "Kummer gewöhnt". Gerade auf der Nebenstrecke Winden-Bad Bergzabern würden sich häufiger Züge verspäten oder ganz ausfallen. Er habe sich darauf eingestellt, fahre morgens fast eine Stunde früher los. Eine junge Frau sagt, das sei zwar nervig mit dem Ersatzverkehr, aber schon auch noch okay.
Und ein anderer Fahrgast mittleren Alters wundert sich, warum die Bahn den Ersatzverkehr nicht vorher angekündigt hat. Er habe am Wochenende keinerlei Infos dazu gefunden und sei am Montagmorgen davon überrascht worden. Der Bad Bergzaberner pendelt ebenfalls täglich mit dem Zug nach Karlsruhe zur Arbeit. Er mache das wegen des Klimaschutzes und der Ersparnis durch das 49 Euro Ticket. Auch dieser Fahrgast ist Kummer gewöhnt. Er lasse sich häufiger mal in Winden abholen, wenn der Zug ausfällt beispielsweise wegen Problemen mit dem Stellwerk. Oder er bleibe, wenn der Ausfall angekündigt sei, eben länger in Karlsruhe und nehme dann den Zug eine Stunde später.
Südpfälzer besonders leidensfähig?
Ich bin verblüfft über die Gelassenheit und fast meditative Entschleunigung dieser Fahrgäste. Und frage mich: Wird man so, wenn man täglich mit der Bahn fährt? Oder handelt es sich hier um die große Leidensfähigkeit der Südpfälzer, von der mir ein Vertreter des Vereins Südpfalz Mobil berichtet hatte. Jedenfalls bin ich heute Abend mit dem Ersatzbus fast so schnell wie mit der Regionalbahn. Ankunft in Bad Bergzabern ist jetzt um 17.59 Uhr. Mit den Zug von Winden aus, wäre ich zehn Minuten früher angekommen.
Im Ergebnis: Plus- aber auch Minuspunkte
Mein Fazit: Das Ergebnis der Bahnreise ist positiv. Der Zug in Landau war auch im Berufsverkehr pünktlich, ebenso der Ersatzbus in Winden. Minuspunkte sind aber die fehlenden Informationen zum Ersatzverkehr im Vorfeld, aber auch vor Ort im Zug, am Bahnsteig in Winden und im Ersatzbus.