Kein Wildschwein, keine Löwin, es sind zwei Kühe, die momentan die Südwestpfalz verunsichern. Die beiden Tiere waren ihren Haltern vor etwa dreieinhalb Wochen ausgebüxt, als es schwer stürmte. Seitdem, das sagt Reifenbergs Ortsbürgermeister Pirmin Zimmer (CDU), hätten Wanderer teils unschöne Bekanntschaften mit den Kühen gemacht.
Eine Augenzeugin berichtet dem SWR: "Plötzlich raschelt es neben mir im Gebüsch, ich schaue nach rechts, dachte es ist - wie immer - ein Reh oder ein Hase. Und dann stehen da direkt zwei Kühe im Gebüsch." Sie habe zunächst gedacht, sie halluziniere, da dort sonst nie Kühe unterwegs seien. Sie habe versucht, die Tiere durch Schreie zu vertreiben, doch das habe nicht funktioniert: "Im Gegenteil, die kamen auf mich zu. Eine hat den Kopf runter gemacht und ist dann direkt auf mich zugestürmt gekommen und fast gegen mich gelaufen."
Sie sei dann durch den Wald geflüchtet. Zunächst seien ihr die Kühe noch gefolgt, doch dann seien sie stehengeblieben. Sie habe dann direkt den Jagdpächter verständigt.
Kuh ist scheu, wenn sie Angst hat, aber aggressiv
Bei beiden Kühen handelt es sich um Mutter-Kühe. Beide sind jeweils mehrere hundert Kilo schwer. Eine ist hellbraun, die andere braun-weiß gefleckt. Die Rasse, zu der die Kühe gehören, ist ihren Besitzern zufolge zwar besonders scheu. Fühlten sich die Tiere bedroht, würden sie sich aber verteidigen und das durchaus aggressiv.
Vorsicht mit Hund, Pferd oder Mountainbike im Wald
Gerade Menschen mit Hund sollten den Wald bei Reifenberg deswegen aktuell meiden, bittet Ortsbürgermeister Zimmer. Gleiches gelte für Reiter. Denn Pferde, Hunde und Kühe könnten sich gegenseitig erschrecken. Auch Mountainbiker und Wanderer sollten vorsichtig sein.
Tierarzt Andreas Dörr aus Pirmasens schließt sich dem Appell an. "Solange man Kühe in Ruhe lässt, passiert normalerweise auch nichts", sagt er. Man sollte aber grundsätzlich nicht auf Kühe zulaufen, insbesondere, wenn sie Kinder hätten. Dann komme es zum Verteidigungsreflex.
Tierarzt gibt Tipp: "Groß machen, fuchteln und schreien"
Sollten Kühe auf einen zu gerannt kommen und man hat keine Möglichkeit mehr, ruhig und ohne Panik das Weite zu suchen, empfiehlt der Experte: "Sich möglichst groß machen, mit den Armen fuchteln und schreien". Das schrecke die scheuen Tiere ab. Allerdings zeigt der aktuelle Fall der Spaziergängerin, dass das nicht immer funktioniert.
Kühe finden im Wald bei Reifenberg viel Futter
Die Besitzer der ausgebüxten Kühe versuchen laut Reifenbergs Bürgermeister Zimmer momentan alles, die Tiere zurückzuholen. Sie mit Futter zu locken, habe aber nichts gebracht. Auch mit einem Narkose-Gewehr habe man erfolglos auf der Lauer gelegen. Kein Wunder aber: Im Wald bei Reifenberg gibt es viele Futterplätze für Wild. Die Kühe befinden sich damit quasi im Schlaraffenland.
Ein weiteres Problem sind aber die stinkenden Hinterlassenschaften der Kühe. Rot- und Schwarzwild, für das die Futterplätze eigentlich vorgesehen sind, könnte das nach Einschätzung von Jägern vertreiben. Die zuständigen Jagdpächter sehen das nach Angaben der Gemeinde mit Sorge. Die beiden ausgebüxten Kühe abzuschießen, sei aber das wirklich allerletzte Mittel.
Das sagt eine Anwohnerin aus der Südwestpfalz
Bei Facebook meldet sich eine Frau zu Wort, die den Kühen am Waldrand begegnet ist. Die Südwestpfälzerin hatte in dem Moment zwei Hunde dabei. Sie sagt: "Ich habe ruhig mit den Hunden gesprochen. Die Kühe haben uns weder verfolgt, noch haben die Kühe aggressiv gewirkt. Ich appelliere an die Vernunft, (...) es muss nicht unnötig Panik und Angst verbreitet werden. Nehmt doch alle etwas Rücksicht."