"Ich versuche ja nicht, Bambi die Mutter wegzunehmen"

Immer mehr Menschen in RLP treibt es zur Jagd

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Immer mehr Menschen in Rheinland-Pfalz wollen Jägerin und Jäger werden. Aus Sicht des Jagdverbands könnte die Corona-Pandemie dafür verantwortlich sein.

"Ich finde richtig cool, dass man im Wald Teil der Natur ist. Du bist mittendrin. Das hat man sonst nicht so. Man erlebt die Natur viel intensiver." Magdalena Seper ist 23 und hat vor etwa einem Jahr ihren Jagdschein gemacht. Zum Jagen ist sie über einen Kollegen gekommen, auch weil sie sich darüber Gedanken macht, woher das Fleisch kommt, das sie als Lebensmittel konsumiert.

Schießen macht nur geringen Teil der Jagd aus

"Ich möchte gerne Fleisch von Tieren essen, die ich auch selbst erlegt habe", erzählt Seper. "Da bin ich mir dann auch sicher, dass das Tier nicht gequält oder tagelang hin- und hergefahren wurde." Das Schießen sei nur ein ganz kleiner Teil des Jagens. Vielmehr gehe es um Tierschutz, Revierpflege, das Erkennen von Wildkrankheiten und viele andere Aspekte.

Magdalena ist einer der 23.713 Menschen, die 2022 zur staatlichen Jägerprüfung angetreten sind. Das sind nach Angaben des Deutschen Jagdverbands (DJV) rund ein Viertel mehr als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2013 mit 11.033 Prüflingen seien es sogar mehr als doppelt so viele gewesen.

Die Durchfallquote sei dabei leicht auf rund 25 Prozent angestiegen, sagte DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Diese habe in den Jahren zuvor im Durchschnitt bei etwa 20 Prozent gelegen.

"Das Schießen ist ein schwieriger Punkt, aber wir schützen damit die Biodiversität. Ich kann das mit mir selbst vereinbaren."

Noch ganz am Anfang ihrer "Jagd-Karriere" steht Neele Fink. Die 16-Jährige hat ihren Jugendjagdschein gemacht, ist aber noch nicht so aktiv dabei. "Seit ich klein bin, war ich immer mit draußen. Das ist einfach so ein Ruhepunkt für mich geworden und hat für mich etwas völlig Entspannendes, im Wald zu sein", so Fink.

Passt diese Ruhe dann zum Krachen von Gewehrschüssen? "Das Schießen ist ein schwieriger Punkt, aber wir schützen damit die Biodiversität. Ich kann das mit mir selbst vereinbaren."

Mehr Interesse an Jagd in RLP durch Corona-Pandemie

Sie habe schon Wild vor sich gehabt, erzählt die 16-Jährige, "aber ich habe nicht den passenden Moment gefunden, um abzudrücken". Grundsätzlich findet sie, dass Jägerinnen und Jäger ein ganz anderes Auge für die Natur und ein ganz anderes Gefühl für den Naturschutz haben.

"Durch die Jagd können wir die Artenvielfalt aufrecht erhalten", erklärt Fink. Wenn es beispielsweise zu viele Raubtiere gebe, würden die den heimischen Singvögeln die Eier wegfressen und ihren Bestand dadurch bedrohen.

Einen Grund dafür, dass sich wieder mehr Menschen für die Jagd interessieren, sieht DJV-Sprecher Reinwald in der Corona-Pandemie. "Das hat viele Leute beflügelt, die Natur noch mal genauer in Augenschein zu nehmen." Allerdings habe es bei den Prüfungen auch viel Überhang aus den Corona-Jahren gegeben, die aufgrund der Restriktionen nicht durchgeführt werden konnten.

Keine Fehler bei Waffenhandhabung und Schießprüfung in RLP erlaubt

Die Jägerprüfung ist die Voraussetzung, um einen Jagdschein beantragen zu können, mit dem man auf die Jagd gehen darf. Sie besteht nach DJV-Angaben aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil und einer Schießprüfung.

"Das heikelste Fach ist die Waffenhandhabung und die Schießprüfung, wer da einen Fehler macht, der hat die Prüfung nicht bestanden", sagte Reinwald. Die korrekte Handhabung von Schusswaffen hat für Jägerinnen und Jäger in Rheinland-Pfalz schon immer große Priorität, weshalb sie eine Verschärfung der Waffengesetze für ihre Zwecke kritisch sehen. Bestehende Regeln müssten schlicht konsequent beachtet werden.

Besonders großer Wert werde zudem auf das Thema Fleischhygiene gelegt. Andere Fachbereiche seien zum Beispiel Wildbiologie, Hundewesen, Jagd-, Tier- und Naturschutzrecht. Durchschnittlich koste die Jägerausbildung demnach etwa 2.200 Euro.

"Möglichkeit durch Jagd, der Natur etwas zurückzugeben"

Eine Summe, die auch Sven Klaffki gerne in das investiert hat, was für ihn inzwischen mehr als ein Hobby ist. Seit gut einem Monat hat der zweifache Familienvater seinen Jagdschein. "Jagd ist für mich eine Möglichkeit, der Natur aktiv etwas zurückzugeben", so Klaffki. "Ich gehe ja nicht raus und versuche, Bambi die Mutter wegzunehmen. Das ist ja genau das, was ich nicht möchte."

Klaffki wird im Hinblick auf das Schießen aber auch ganz deutlich: "Ich sage jetzt nicht:' Ich bin der Naturschützer und streichle die Tiere tot', sondern das Schießen ist einfach das Mittel der Wahl." Dadurch produziere er auch ein Lebensmittel, das wirklich hervorragend sei und für ihn besser als aus der Frischetheke oder vom Metzger. Er relativiert jedoch auch die Bedeutung des Schießens für das Jagen: "Das Abschießen von Tieren ist ja maximal ein Prozent der ganzen Tätigkeit im Revier."

Vier Prozent mehr Jagdschein-Besitzer in RLP

In Rheinland-Pfalz ist die Zahl der Jagdschein-Besitzer leicht gestiegen. In der vergangenen Saison vom 1. April 2021 bis zum 31. März 2022 seien es knapp 23.150 Männer und Frauen gewesen, teilte der Deutsche Jagdverband in Berlin der Deutschen Presse-Agentur mit. Das waren knapp vier Prozent mehr als jeweils in den beiden Saisons zuvor.

Deutschlandweit stieg die Zahl leicht um 1,74 Prozent. In der Corona-Zeit waren laut Verbandsangaben die Ausbildungsbedingungen erschwert, da Präsenzunterricht nicht durchgängig möglich gewesen sei.

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