Bei einer besseren medizinischen und pflegerischen Versorgung wären pro Jahr bis zu 68.000 Klinikaufenthalte von Pflegebedürftigen aus Rheinland-Pfalz vermeidbar. Zu diesem Schluss kommt der Pflegereport der BARMER, den Autoren der Universität Bremen erstellt haben.
Danach kamen im Jahr 2022 insgesamt rund 184.000 Krankenhausfälle durch pflegebedürftige und kurz vor der Pflegebedürftigkeit stehende Patientinnen und Patienten aus Rheinland-Pfalz zustande. Davon seien viele Fälle auf Diagnosen zurückzuführen, "die von der Hausarztpraxis oder im Pflegeheim ohne Krankenhauseinweisung hätten behandelt werden können". Hierzu zählt der Report Herzschwäche mit 9.800 Fällen, Flüssigkeitsmangel mit 4.300 Fällen, Harnwegsinfekte mit 3.500 Fällen und Typ-2-Diabetes mit 2.200 Fällen.
Laut Statistischem Bundesamt gab es Ende 2021 insgesamt rund 240.000 Pflegebedürftige in Rheinland-Pfalz, deutschlandweit waren es knapp fünf Millionen.
"Klinikaufenthalte möglichst vermeiden"
"Zahlreiche Erkrankungen lassen sich bei rechtzeitiger Behandlung auch ohne Krankenhausaufenthalt meist gut in den Griff bekommen", sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
"Aufenthalte im Krankenhaus sind für Pflegebedürftige oft mit großem Stress und einer Verschlechterung des Gesundheitszustands verbunden." Sie sollten daher durch eine medizinisch und pflegerisch optimale Versorgung möglichst vermieden werden. Zur Verbesserung der Versorgung schlägt die BARMER neu zu entwickelnde, wohnortnahe Einrichtungen vor, "die verschiedene Gesundheitsberufe, Arztpraxen und Pflegedienste vereinen".
Unnötig lange Verweildauer im Krankenhaus bei Pflegebedürftigen
Der Pflegereport belege nicht nur vermeidbare, sondern auch unnötig lange Klinikaufenthalte von Pflegebedürftigen, so die BARMER. "So lag im Jahr 2022 die durchschnittliche Klinikverweildauer bei Versicherten, die im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt pflegebedürftig wurden, bei 13 Tagen und bei Versicherten aus dem Bundesland, die schon pflegebedürftig ins Krankenhaus kamen, bei zehn Tagen." Bei nicht pflegebedürftige Menschen aus Rheinland-Pfalz habe die Verweildauer im Durchschnitt dagegen nur sieben Tage betragen.
Gründe für die längere Verweildauer seien die Schwere der Grunderkrankungen, aber auch, dass Pflege zuhause oft erst organisiert werden müsse. Kliniken sollten die Kranken- und Pflegekassen regelhaft informieren, sobald Entlassungstage klar seien. Das mache eine reibungslose Versorgung der Betroffenen etwa mit Hilfsmitteln wie Rollstühlen einfacher.
BARMER: "Ausbau der Kurzzeitpflege stärker fördern"
Kleis forderte das Land auf, den Ausbau der Kurzzeitpflege in Pflegeheimen stärker zu fördern. Dazu solle ein Online-Portal eingerichtet werden, in dem freie Kapazitäten in Einrichtungen aktuell einsehbar seien.
Zugleich appelliert Kleis an die Politik, den Pflegeberuf nachhaltig aufzuwerten: "Gut ausgebildete Pflegekräfte können ärztliche Leistungen übernehmen, wo es sinnvoll und möglich ist." Das vorhandene Personal müsse effizienter eingesetzt werden.