Klimaschutz bei der EM

Umweltbundesamt kritisiert Kurzstreckenflüge von Fußballteams

Stand
Autor/in
Eva Huber

Dass Fußballteams per Flug zum Spiel kamen, kritisiert Umweltbundesamt-Chef Dirk Messner. Er nimmt aber auch Deutschland und die Bahn in die Pflicht. Und hofft auf neue Klimaschutz-Impulse durch die EM.

Kurz vor Ende der Fußball-EM in Deutschland kritisiert der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner, die Flüge mehrerer Fußballteams zu ihren Spielen als "ökologisch nicht besonders sinnvoll". Dabei hatten sich UEFA, Deutscher Fußball-Bund und auch die Bundesregierung auf die Fahnen geschrieben, die EM 2024 würde die nachhaltigste der bisherigen Geschichte.

So manche Mannschaft flog aber zum Spiel. Zum Beispiel die Franzosen von Paderborn nach Düsseldorf – ein Bus schafft die Strecke in circa zwei Stunden. Die Spanier reisten von Stuttgart nach München und die Türken von Hannover nach Hamburg.

Messner sieht bei der Misere um die EM-Kurzstreckenflüge aber auch eine Mitverantwortung bei Deutschland – und der Bahn. Die habe manchmal schlicht nicht funktioniert. Das zeige mal wieder, dass Deutschland deutlich mehr Geld in Bus und Bahn stecken müsse, "damit wir wirklich umsteigen können auf Klimaneutralität", sagt Dirk Messner im ARD Interview der Woche.

Eva Huber, Korrespondentin im ARD-Hauptstadtstudio und Dirk Messner, Leiter des Umweltbundesamts
Eva Huber, Korrespondentin im ARD-Hauptstadtstudio und Dirk Messner, Leiter des Umweltbundesamts

Kritik von ausländischen Fans an der Bahn

Trotzdem stimmt Messner, der selbst Fußball-Fan ist, die EM optimistisch. Er erhofft sich neue Impulse für Klimaschutz und Bahn durch ausländische Fans, die erleben mussten, wie holprig der Bahnverkehr in Deutschland läuft. "Die haben mit ihren kritischen Nachfragen vielleicht doch den ein oder anderen Parlamentarier noch überzeugt, dass wir da mehr machen müssen".

Umweltbundesamts-Chef mahnt mehr Klimaschutz an

Insgesamt sieht der Umweltbundesamt-Chef im ARD Interview der Woche den Klimaschutz durch die vielen anderen Krisen wie den Ukraine-Krieg „ein bisschen ins Hintertreffen gerutscht“. Messner ist besorgt, dass nicht genug Geld da ist, um das Ziel Deutschlands, bis 2045 klimaneutral zu sein, zu erreichen. Gerade erst hat die Ampelregierung sich nach langem Ringen auf einen Haushaltsentwurf für 2025 geeinigt. Trotz knappem Geld und vieler Krisen mahnt Messner: "Die Klimakrise macht keine Pause, nur weil wir gerade andere Dinge im Kopf haben".

Möglicher Betrug bei Klimaschutzprojekten

In seiner eigenen Behörde hat Dirk Messner gerade mit Betrugsvorwürfen um die Vergabe von CO2-Zertifikaten zu kämpfen. Es geht um Klimaschutzprojekte im Ausland. Ölkonzerne sind in Deutschland verpflichtet ihren CO2-Ausstoß zu senken. Um das zu erfüllen, haben sie teils Klimaschutzprojekte im Ausland, vor allem in China, unterstützt. Dafür bekommen die Ölkonzerne Zertifikate, die sie sich auf ihre Klimabilanz in Deutschland anrechnen lassen können. Aber womöglich existieren viele dieser Projekte in China nur auf dem Papier.

"Das Problem ist wahrscheinlich groß", sagt UBA-Präsident Messner. Der Verdacht besteht, "dass eine beachtliche Zahl der Projekte komplett erfunden sein könnte". Das Umweltbundesamt habe es wahrscheinlich mit "komplett gefälschten Projektunterlagen" und "kriminellen Organisationen" zu tun. Das Umweltbundesamt stellt nicht selbst CO2-Zertifikate für Projekte wie die in China aus. Das machen private Unternehmen. Das UBA überprüft dann lediglich die Unterlagen, die diese Zertifizierer einreichen.

Hat das Umweltbundesamt (UBA) schlampig geprüft?

Von CDU/CSU und Wirtschaftsverbänden wie der deutschen Biokraftstoffindustrie hagelte es in den letzten Wochen Kritik an der Behörde. Das UBA habe Kontrollen und Prüfungen vernachlässigt und zu spät reagiert. Die Kritik weist UBA-Chef Messner im ARD Interview von sich. Man prüfe seit den ersten Hinweisen im vergangenen September. Auch die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet.

Stand
Autor/in
Eva Huber