Medikamentenmangel kennen wir aus den vergangenen Wintern. Fiebersäfte für Kinder waren knapp, aber auch wichtige Krebsmedikamente. Diesen Herbst sind es wohl Schnupfensprays.
Nasensprays sind nicht unumstritten. Kritikerinnen und Kritiker unterstellen ihnen ein gewisses Suchtpotenzial, aber sie sind auch kurzfristig recht nützlich. Bei zugeschwollener Nase lassen sie die Schleimhäute schnell abschwellen. Diesen Herbst jedenfalls sind sie in vielen Apotheken schon nicht mehr verfügbar.
Knappheit erneut durch ausgelagerte Produktion
Friederike Habighorst-Klemm ist Apothekerin und Patientenbeauftragte des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg. Im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich sagt sie, die Versorgung sei sehr knapp. "Das zeigt leider sehr dramatisch, wie die Lage insgesamt ist, dass selbst so einfache Arzneimittel nicht zu kriegen sind." Das liege, wie schon in Zeiten der Corona-Pandemie, daran, dass die Produktion hauptsächlich in Asien liege. "Wir diskutieren seit mindestens 15 Jahren mit der Politik, dass diese Preispolitik, die wir betreiben, in unserem Gesundheitssystem zu Lieferengpässen führen wird, weil eben die Hersteller das Land und auch Europa verlassen. Das hat man sehenden Auges zugelassen und jetzt steht man da ohne Produktionsstätten und muss eben schauen, dass man das auf dem Weltmarkt bekommt. Und wenn wir uns die Welt als solche angucken, wissen wir das alles sehr, sehr viel schwieriger geworden ist." Der Mangel jedenfalls werde uns die nächsten Jahre phasenweise immer wieder begegnen: "Solange wir nicht eine Produktion wieder in unsere Nähe bekommen, wird das schwierig bleiben."
"Hamstern" ist keine gute Idee
Da, wo noch Schnupfenspray erhältlich ist, sollten Kundinnen und Kunden aber keine Vorräte anlegen. Das sei kein gutes Sozialverhalten und auch nicht sinnvoll, sagt Habighorst-Klemm: "Wenn man in der Apotheke kauft, da werden wir mit aufklärenden Gesprächen dafür sorgen, die Leute von 'Hamsterkäufen' abzuhalten." Im Kundengespräch könne vieles geklärt werden, sagt die Apothekerin.
Im Notfall auch das angebrochene Spray nutzen – sofern noch haltbar und gut gelagert
"Eigentlich sollte man natürlich so ein Schnupfenspray, wenn man es einmal bei einem Infekt benutzt hat, hinterher wegtun", sagt die Patientenbeauftragte des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg. Sie schränkt aber ein: "In den Haushalten sieht es wahrscheinlich anders aus." Ihr Ratschlag: "Ich würde es nicht länger nehmen als bis zum Verfalldatum." Darüber hinaus sei der Lagerort entscheidend. Das Badezimmer, wie in vielen Haushalten, sei zum Beispiel ungeeignet.
Besser geeignet sei eine Gästetoilette oder auch das Schlafzimmer. Dort gebe es zum Beispiel nicht so große Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchte.
Was tun, wenn kein Nasenspray da ist?
In akuten Fällen rät Friederike Habighorst-Klemm dazu, trotz Mangel in die Apotheke zu gehen: "Es gibt ja noch Nasentropfen und wenn wir vernünftig damit umgehen, können wir sicherlich die allermeisten Fälle gut versorgen. Andererseits gibt es auch pflanzliche Alternativen, die wir gerne empfehlen." Hausmittel gibt es jedenfalls viele - von Zitrusfrüchten mit Ingwer bis Fenchelsamen.