Die Apotheken in Baden-Württemberg rechnen im Winter erneut mit großen Problemen bei der Versorgung mit Medikamenten. "Die Engpässe sind nie weg gewesen", sagte ein Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV) in Stuttgart.
In den vergangenen Wochen habe es wegen des langen Spätsommers noch keine erhöhte Nachfrage nach Medikamenten gegeben, sagte der Sprecher des LAV. "Wenn die Nachfrage aber höher wird, werden wir in einen ähnlichen Zustand wie im letzten Jahr hineinlaufen."
Diese Medikamente sind in BW betroffen
Betroffen von Lieferengpässen seien etwa Antibiotika, Arzneimittel gegen Diabetes oder Asthma und Medikamente für Kinder. "Die Apotheken haben große Schwierigkeiten antibiotische Säfte für Kinder auf Lager zu legen, das gleiche gilt für fiebersenkende Säfte", erklärte der LAV-Sprecher. Für Apothekerinnen und Apotheker bedeuten die Engpässe einen erheblichen Mehraufwand, wie ein Apotheker aus Weinsberg (Kreis Heilbronn) berichtet.
Nach einer Infektwelle im vergangenen Herbst hatte es massive Engpässe bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften gegeben. Probleme gab es auch bei Krebsmitteln und Antibiotika. Teilweise stellten die Apotheken in Baden-Württemberg fehlende Medikamente selbst her. Obwohl sich die Lage beim Fiebersaft zumindest kurzfristig entspannte, verschärften sich die Lieferengpässe aber weiter.
In der SWR Aktuell-Sendung vom 5. Mai erklärte eine Apothekerin aus Ulm, was der Mangel für sie bedeutet:
BW-Minister fordert wegen möglicher Engpässe mehr Hilfe vom Bund
Die Bundesregierung hatte im Sommer mit neuen Regelungen auf die Engpässe reagiert. Ein im Juli verabschiedetes Gesetz macht unter anderem Vorräte von mehreren Monatsmengen für vielgenutzte Arzneimittel zur Pflicht. Viele Apothekerinnen und Apotheker zweifeln allerdings daran, für diesen Winter gebe es vermutlich noch keine Auswirkungen. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erneut auf, mehr zu tun, um einen Medikamentenengpass im Winter zu verhindern. Die Länderministerinnen und -minister hätten gegenüber Lauterbach deutlich gemacht, dass sie sich dringend noch weitere Aktivitäten erwarteten, dass sie dringend weitere Aktivitäten erwarten, damit es nicht zu echten Engpässen komme, sagte Lucha.
Lucha: Versorgung für Kinder muss sichergestellt werden
"Bei Antibiotika für Kinder und bei Fiebersäften muss zwingend mehr Ware für den hiesigen Markt bereitgestellt werden", sagte der Grünen-Politiker, der bis Jahresende auch Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz ist. Der Bund müsse "alles in seiner Macht stehende tun, um gerade auch die Arzneimittelversorgung von Kindern und Jugendlichen in kritischen Zeiten aufrechtzuerhalten."
Einen Hebel sieht Lucha in der Preisgestaltung. Dort könnten noch Anreize gesetzt werden, die zu mehr Waren führen würden. "Viele der Pharmaunternehmen, die in Deutschland produziert haben, sind ja abgewandert, weil das Anreizsystem nicht mehr die Kosten gedeckt hatte", sagte Lucha. Entsprechende Forderungen, die Produktion zurück nach Deutschland und Baden-Württemberg zu holen, gibt es schon länger. Bislang reagiert die Pharmabranche aber zögerlich.