Schutz von Weihnachtsmärkten: "Entweder richtig oder gar nicht"

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Constance Schirra
Constance Schirra steht im Gang eines SWR-Gebäudes
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Laura Koppenhöfer
Laura Koppenhöfer steht im Gang eines SWR-Gebäudes

Was die Magdeburgerinnen und Magdeburger erlebt haben, ist ein wahrer Alptraum. Hätte der Anschlag durch einen besseren Schutz des Weihnachtsmarkts verhindert werden können? "Ja, natürlich", sagt Christian Schneider.

Was die Magdeburgerinnen und Magdeburger erlebt haben, ist ein wahrer Alptraum. Hätte der Anschlag durch einen besseren Schutz des Weihnachtsmarkts verhindert werden können? "Ja, natürlich", sagt Christian Schneider.

Für ihn scheint offensichtlich, dass der Schutz des Magdeburger Weihnachtsmarkts nicht den technischen Regeln entsprochen hat. Schneider ist Experte beim Fachplanungsbüro Zufahrtsschutz in Leonberg. Die Initiative von Fachleuten der Sicherheitsbehörden, Terrorabwehr, Feuerwehr und anderen, gibt es seit dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz.

Auch für den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hätten Vorschriften gegolten, die den Schutz solcher Veranstaltungen regeln, betont der Experte im SWR:

Christian Schneider, Experte für Zufahrtsschutz: Es gilt ja immer noch der Grundsatz, wenn man etwas macht, dann muss man es richtig machen oder gar nicht. Andernfalls habe ich eine Anscheinswirkung. Die kann Menschen dann zu einer Aktion verleiten, die sie nicht gemacht hätten, wenn sie gewusst hätten, dass die Situation anders ist, als sie sich darstellt.

SWR Aktuell: Wie sehen die geltenden Regeln denn aus?

Christian Schneider: Da gibt es eine Norm, da steht drin: Wenn du eine Öffentlichkeit schützt, dann musst du einen bestimmten Prozess abarbeiten. Da musst du bestimmte Analysen und bestimmte Berechnungen anstellen, musst dann Material auswählen, musst das einbauen oder aufbauen, eben umsetzen lassen, du musst probieren, ob das geht. Und im Nachhinein musst du eine Abnahme machen. Und der, der damit betraut ist, muss dafür qualifiziert und zugelassen sein.

SWR Aktuell: Und was war mit dem Zufahrtsschutz in Magdeburg?

Christian Schneider: Da sehe ich keinen Zufahrtsschutz, denn wir haben ja gesehen, dass es leider zu dieser schrecklichen Überfahrt kam. Und wenn man sich dort an die allgemein anerkannten Regeln der Technik gehalten hätte, von Seiten des Veranstalters, sage ich jetzt mal, dann wäre es nicht so gekommen, hätte gar nicht so kommen können, weil das Regelwerk hier explizit dagegen gewirkt hätte.

SWR Aktuell: Sie haben den Zufahrtsschutz unter anderem für den Weihnachtsmarkt in Mainz geplant. Warum bin ich auf dem Weihnachtsmarkt in Mainz sicher?

Christian Schneider: Weil wir uns an die allgemein anerkannten Regeln der Technik gehalten haben und dementsprechend eine Abwehr der Bösen stattfindet. Aber keine Gefährdung oder auch kein Einsperren der Guten, also der Besucher auf dem Markt. Das funktioniert mit einer Mischung aus stationären, fest eingebauten Barrieren und mobilen Barrieren, die eben nur temporär aufgebaut werden. An einigen Stellen kann niemand durchfahren, an anderen Stellen wie auf Rettungs- oder Anlieferwegen, können die Barrieren geöffnet und wieder geschlossen werden.

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