Frühstücks-Quarch: Was wirklich gegen Einsamkeit hilft

Stand
Autor/in
Stefan Eich
Onlinefassung
Andreas Böhnisch

Immer mehr Menschen fühlen sich einsam. Der Philosoph Christoph Quarch rät im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich dazu, die eigene Person nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen.

Ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland fühlt sich sehr einsam. Bei Menschen mit Depression ist es sogar jeder Zweite. Das geht aus einer Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention in Leipzig hervor.

Einsamkeit als Phänomen der Neuzeit

Für Christoph Quarch, Philosoph und Buchautor, ist das Ergebnis der Befragung wenig verwunderlich. Einsamkeit habe etwas "mit der geistigen Matrix von uns neuzeitlichen Menschen zu tun". Es handele sich "um den langen Schatten des neuzeitlichen Subjektivismus. Das ist eine Denkweise, die den einzelnen Menschen immer zum Dreh- und Angelpunkt der ganzen Welt erklärt."

Es ist eine im Trend der Zeit liegende Erosion von verbindlichen Beziehungen.

Verantwortlich dafür macht der Philosoph das Wirtschaftssystem. Als Beispiel nennt er den Slogan einer Werbung, in der es heißt: "Beschenk Dich doch zu Weihnachten einfach mal selbst." Das sei die "perfekte Wegweisung in die Einsamkeit".

Einsamkeit beginnt im Kopf

In einer stark auf das Individuum ausgerichteten Gesellschaft muss nach Ansicht von Christoph Quarch jeder selbst aktiv werden, um nicht zu vereinsamen. Es gehe darum, auf andere Menschen zuzugehen oder sich bewusst zu machen, wie verbindlich eine Beziehung sein solle.

"Der sicherste Weg aus der Einsamkeit ist schlicht und einfach die Hinwendung zu anderen." Wer darauf warte, in seiner "Komfortzone" besucht zu werden, habe schon verloren. "Wenn die Einsamkeit im Kopf beginnt, und als Philosoph glaube ich das, kann sie dort auch ihr Ende finden."

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Stefan Eich
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Andreas Böhnisch