Regionale Produkte gelten als besonders wertvoll - doch der Begriff ist nicht geschützt. Und auch bei der Frage nach Bio-Standards, sind Verbraucherinnen und Verbrauchern skeptisch. Wie können Kundinnen und Kunden hier also zum richtigen Produkt greifen? Heike Silber von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt, sich hier nur auf den Werbe-Begriff zu verlassen. Anders als bei Obst und Gemüse, erfahre man bei verarbeiteten Produkten wie Fleisch oft nicht, woher das Produkt genau komme.
Verbraucher-Zentrale empfiehlt Hofläden
Wer sich klimafreundlich und dem Tierwohl gerecht ernähren will, sollte sich an die direkten Vermarkter wenden, empfiehlt Heike Silber. Hier könne man sich die Haltungsbedingungen anschauen und nachfragen. Denn auch bei Bio-Fleisch können zum Beispiel die Wege zum Schlachthof dem Kunden ungewisse Strapazen bedeuten. Mit dem Kauf beim regionalen Produzenten sichern Kunden außerdem auch die Arbeitsplätze der Landwirte und erhalten damit die Kulturlandschaft.
Schwestern wissen: Hofläden nicht für alle zugänglich
Im Mulfingen (Hohenlohekreis) setzen die beiden Schwestern Sophia und Katharina Franz ihre Land-Idylle bei Social Media in Szene: Wie ein Huhn ein Ei legt, wie sie ihr Mehl selbst mahlen oder wie sie Kartoffeln ernten. So wollen sie zeigen, wie die Produkte der Familie entstehen. Laut der Marketing-Forscherin Carolyn Hutter sei das der richtige Weg, um insbesondere junge Leute zu erreichen. Denn sie kaufen nicht nur Produkte, sondern Werte.
Die Produkte verkaufen die Schwestern dann auf dem Hof und online. Sie sagen, seit sie den Hofladen vor drei Jahren von den Eltern übernommen hätten, wachse die junge Kundschaft deutlich und sie könnten von der Direktvermarktung leben.
Der Preis: Was ist den Kunden der Weg zum Bio-Hofladen wert?
"Lokal und Bio - das ist dann halt immer extrem teuer", bedauert Roman Schlitter, Student in Heilbronn und steht damit beispielhaft für viele Studierenden auf dem Bildungscampus. Bei einer nicht representativen Umfrage des SWR sagten die meisten: Hätten sie mehr Geld, dann würden sie gerne ökologischer und regionaler einkaufen.
Mit dem Discounter können die beiden Schwestern wohl auch in Zukunft nicht konkurrieren. 200g Lyoner in der Dose kosten 6,98 Euro im November 2024 und damit rund drei Mal soviel, wie ein konventioneller Lyoner-Aufschnitt bei einem Discounter. Die regionalen Anbieterinnen argumentieren aber: Sie begleiten ihre Schweine von der Geburt bis zur Schlachtung. Zurzeit bauen sie ihre eigene Wurstküche auf und wollen dann weitgehend auf Zusätze wie Phosphate verzichten, wie üblich in der Bio-Wurst-Produktion.
Heike Silber von der Verbraucher-Zentrale versteht die Abwägung der Preise und hier gebe es keine pauschale Antwort. Der Vergleich lohne sich aber, denn manchmal könnten die Preise in der Direktvermarktung auch günstiger sein, da der Zwischenhandel ausgespart werde. Und wenn die eigenen Werte mit dem übereinstimmen, was man vor Ort sehe, dann könne dafür der höhere Preis auch gerechtfertigt sein, so Heike Silber.