Wieviel Joints sind beim Autofahren okay? Ein Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blut sei gering, sagt der Experte Siegfried Brockmann. Doch es bleiben Risiken.
Der Bundestag hat über den Cannabis-Konsum beim Autofahren debattiert. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht einen Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blut vor.
"Das ist in der Fachwelt unbestritten ein sehr niedriger Wert, wo man eigentlich nicht erwarten darf, dass das die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt", sagt Siegfried Brockmann, verantwortlich bei der Björn Steiger Stiftung für den Bereich Verkehrssicherheit und Vizepräsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.
THC-Wert im Blut abhängig von vielen Faktoren
Problematisch bei der Festlegung eines Grenzwertes sei allerdings, dass Cannabis und Alkohol nicht miteinander verglichen werden könnten. Die Hanfpflanzen hätten unterschiedlich hohe Gehalte von THC, erklärt der Verkehrssicherheitsexperte. Außerdem könne man in einen Joint unterschiedlich viel Cannabis hineinbröseln. Dadurch seien Faustregeln wie beim Alkoholkonsum fürs Kiffen fast unmöglich.
Es komme hinzu, dass die Abbauprozesse anders sind. Beim THC sei der "Peak" schnell erreicht, der Abbauprozess dauere jedoch - anders als beim Alkohol - sehr lange. "Ob das jetzt zwei, sechs, acht oder zehn Nanogramm am nächsten Morgen sind, wenn ich abends ein oder zwei Joints geraucht habe, kann niemand wissen."
Wirkung von Cannabis auch psychisch bedingt
Cannabis-Konsum könne außerdem die Psyche beeinflussen, ergänzt der Vizepräsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates. "Beim THC ist es so, dass die Wirkungsweise extrem abhängig von der Stimmung ist." Euphorie oder depressive Stimmungen seien gleichermaßen möglich. Das seien allerdings subjektive Faktoren. Rein objektiv betrachtet, sollte es so sein, dass bei einem Wert von weniger als 3,5 THC pro Milliliter Blut die Fahrtüchtigkeit nicht beeinträchtigt ist, sagt Brockmann.
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