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Steuerfahnder aus BW berichtet

Organisierte Kriminalität: So arbeiten die Geldwäsche-Dienstleister der Mafia

Stand
Autor/in
Danilo Quarta

Steuerfahnder Tobias Einwich erzählt aus eigener Erfahrung welche Mittel kriminelle Banden teilweise nutzen um mit Scheinfirmen und Strohmännern Geld zu waschen.

Egal ob bei Betrugsmaschen, Geldwäsche oder Schwarzarbeit, die Steuerfahndung ist oft die erste Behörde, die in solchen Verdachtsfällen ermitteln. Tobias Einwich aus Illingen (Enzkreis) ist ein solcher Steuerfahnder und weiß daher: So weit weg von den Gangstergeschichten in Film und Fernsehen ist die Realität gar nicht.

Da stößt er als Profi auch mal auf ungläubige Reaktionen beim Filmeabend: Wenn seine Frau nicht glauben könne, dass Mafiosi wie im Film einfach zur Bank gingen, um ihr Geld abzuheben, dann müsse er entgegnen: "Doch, genauso läuft das ab."

Scheinfirmen: Bargeldberge wie in Hollywood

Besonders beliebt sei die Betrugsmasche der Scheinfirmen. Konten von Scheinfirmen werden geleert, das Bargeld im Geldkoffer weggeschafft. Bevor eine Geldwäscheanzeige der Bank bearbeitet wird, ist das Bargeld oft schon längst verschwunden. Tobias Einwich ist zwar seit gut fünf Jahren auf Scheinfirmen und Strohmänner spezialisiert, doch auch er wird manchmal noch überrascht.

"Die Summen beginnen in den Millionen, da reden wir von 50 oder 100 Millionen Euro, die da schon über Bankkonten gelaufen sind und teilweise auch in bar abgehoben worden sind", erzählt der Steuerfahnder. "Das hätte ich mir vor ein paar Jahren wirklich nicht vorgestellt, dass es tatsächlich so ist."

Steuerfahnder prüfen verdächtige Gewerbeanmeldungen

Strohmänner- oder frauen spielen bei den Geschäften mit Scheinfirmen eine entscheidende Rolle, denn in Deutschland kann jeder ein Geschäft gründen. Das spielt mafiösen Banden und Clans in die Karten. Die Gewerbeanmeldungen geben Städte und Gemeinden weiter an die Finanzämter. Hier kommen Behörden und Steuerfahnder wie Tobias Einwich ins Spiel und prüfen die Fälle.

Ein wichtiger Hinweis seien die Personen, die das Gewerbe angemeldet haben, sagt der Steuerfahnder. "Da kamen Personen aus Bulgarien oder Rumänien nach Deutschland, teilweise relativ jung - 18, 19 Jahre alt und haben am Tag ihrer Einreise zum Beispiel eine Tiefbaufirma gegründet." Eine Fahrt zur angegeben Adresse zeige dann häufig, dass die angeblichen Unternehmensgründer wohl nie an diesem Ort waren.

Baden-Württemberg als Mafia-Paradies

Gerade in Baden-Württemberg muss man organisierter Kriminalität und mafiösen Banden einen Riegel vorschieben, finden Experten. Das baden-württembergische Landeskriminalamt ist sich sicher: Die Dunkelziffer der in Baden-Württemberg lebenden Mafiosi ist hoch. Grund dafür ist unter anderem die Wirtschaftskraft des Bundeslandes. Drogenhandel, Betrug, Waffendelikte und Geldwäsche gehören zu den Straftaten, mit denen sich die Behörden konfrontiert sehen.

Die Reportage "Das Strohmann-Kartell – Dienstleister für die Mafia" zeigt auf, wie ausgefallen und perfide Betrugsmaschen sein können. Die ARD-Story, die am Dienstag (30.07.) um 22.50 Uhr im Ersten zu sehen ist zeigt, wie die organisierte Kriminalität gezielt Strohmänner aus Osteuropa einsetzt, um Geldbewegungen mit Hilfe von Scheinfirmen zu verschleiern.

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