Nachdem Zuschauern bei Premiere schlecht wurde

Staatsoper Stuttgart erhöht Security wegen "Sancta": Regisseurin erhält Drohungen

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Deborah Kölz
Porträt Reporterin Deborah Kölz

Die provokante Oper "Sancta" in Stuttgart spaltet nicht bloß die Gemüter: Theaterregisseurin und Choreografin Florentina Holzinger erhält Gewaltdrohungen. Die Staatsoper verstärkt nun ihr Sicherheitspersonal.

Die Stuttgarter Staatsoper stockt ihr Personal bei den verbleibenden Aufführungen der Oper "Sancta" auf. Das teilte ein Sprecher dem SWR auf Anfrage am Freitag mit. Die Show hatte in Stuttgart für Aufsehen gesorgt, weil es bei den ersten beiden Vorstellungen 18 Personen schlecht wurde und auch ein Arzt dazukommen musste, wie die Staatsoper bestätigte. Die Choreografin des Stücks Florentina Holzinger wehrt sich und erzählt, dass sie und ihr Team Drohungen und Hasskommentare im Internet erhalten würden.

Team bekommt Gewaltandrohungen und Hass im Netz

In den Hasskommentaren geht es nicht nur um die extremen Darstellungsformen der Bühnenshow "Sancta" mit nackten Nonnen und echtem Blut, sondern auch den Inhalt. Florentina Holzinger selbst beschreibt, dass in dem Stück das Frauenbild der Kirche thematisiert und die Mechanismen des jahrhundertelangen Umgangs und Einfluss der Kirche auf den weiblichen Körper und Sexualität untersucht würden.

Auf Instagram hat die 38-jährige Choreografin aus Österreich schon vor einigen Tagen in einem Posting berichtet, dass sie und ihr Team nun konkret mit Anfeindungen umgehen müssten. "Ja die Show geht vielen nahe; weil sie reale und komplexe Themen verhandelt, mit denen sich auch viele im Publikum identifizieren", schreibt Holzinger auf der Social Media Plattform.

Statement von Florentina Holzinger auf Instagram

Das Kunstmagazin "Monopol" hatte zuerst berichtet. Gegenüber dem Magazin sagte Holzinger: "Mein Instagram ist voll von Inquisitionsrhetorik." Dass sie nun mit Gewaltandrohungen und Hatespeech konfrontiert sei, zeige ihrer Ansicht nach, dass es weiterhin ein Problem mit diesem Thema gebe und ermutige sie und ihr Team weiterzumachen.

Staatsoper Stuttgart erhöht Sicherheitsmaßnahmen

Nach den Drohungen wird die Staatsoper nun für die kommenden fünf Shows von "Sancta" ihr Sicherheitspersonal aufstocken, heißt es von einem Sprecher der Oper. "Wir sind entsetzt, dass bei so einer Produktion die Kritik nicht auf der sachlichen Ebene bleibt und es da jetzt Gewaltdrohungen gibt." Einen ähnlichen Fall hätten sie bisher noch nicht gehabt. Aber deshalb sei es nun wichtig, dass Holzinger und ihr Team die anstehenden Termine mit einem guten Gefühl absolvieren und sich sicher fühlen könnten. Die Shows sind mittlerweile komplett ausverkauft, auch aufgrund der Berichterstattung über die Premiere.

"Sancta"-Regisseurin Florentina Holzinger in einem Probenraum
"Sancta"-Regisseurin Florentina Holzinger und ihr Team werden nach eigenen Angaben angefeindet. Es gebe Drohungen und Hasskommentare im Netz. (Archivfoto)

Choreografin: Die Show wurde "medial hochgeschaukelt"

Dass das Thema nun so hochgekocht sei, schreibt Florentina Holzinger auch der Medienberichterstattung rund um die Premiere in Stuttgart zu. Sie kritisiert, dass die Show "offensichtlich medial hochgeschaukelt" wurde und viele Medien voneinander abgeschrieben hätten, ohne die Performance gesehen zu haben oder Kontexte für bestimmte explizite Darstellungen zu nennen.

"Ich will mich auf keinen Fall zensieren lassen, aber ich finde es traurig, dass wir jetzt Sicherheitsvorkehrungen für die Show brauchen, um Schutz vor dem Publikum zu haben", sagte sie im Interview mit "Monopol".

Dass wir seitdem mit Gewaltdrohungen und Hatespeech von Fanatikern und Dogmatikern umgehen müssen, ist Teil des Problems und der Grund, weshalb es mir in erster Linie so wichtig erschien, diese Show zu machen.

Keine solchen Vorfälle bei Show "Sancta" in Wien und Schwerin

Die Kommentarfunktion unter dem Statement auf der Instagram-Seite der Choreografin ist deaktiviert. Auch unter anderen Posts zur Show kann seit Beginn der Aufführungen in Stuttgart nicht mehr kommentiert werden. Bei älteren Postings, bei denen es um Aufführungen in Wien und Schwerin geht, ist das anders. Bei den Aufführungen dort wurde auch nicht von so vielen Menschen berichtet, denen während der Show unwohl wurde.

Warum wurde es in Stuttgart so vielen Zuschauern während der Aufführung schlecht? Holzinger sagte gegenüber dem Kunstmagazin "Metropol", dass das unter anderem an der Größe der Staatsoper Stuttgart liegen könnte. Mehr Publikum bedeute, dass vielleicht auch mehr Leute hinausgehen hätten müssen, als bei kleineren Zuschauermengen. Vielleicht hätten zusätzlich auch Stroboskop-Lichteffekte, Geruch und Nebel für die Übelkeit gesorgt. Die Zuschauer in Stuttgart seien ein klassischeres Opernpublikum, das mit experimentellem Theater vielleicht nicht so viel Erfahrung habe, vermutet die "Sancta"-Choreografin.

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Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt sowie schmerzhafte Stunts einbaut, sorgt Holzinger seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt. Deshalb sei "Sancta" auch erst ab 18 Jahren freigegeben. Vor dem Eingang der Oper und auf der Webseite stehen Warnhinweise zu expliziten Inhalten, sexueller Darstellung und Gewalt.

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