Der Discounter Lidl mit Sitz in Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn) kündigt für seine Märkte des Bezahlsystem Scan & Go an. Handelsketten wie Globus, Rewe, Edeka oder Penny testen es bereits in ausgewählten Filialen. Mit „Scan & Go“ scannen die Kunden selbst den Barcode der Waren, die sie kaufen möchten, bevor sie diese in den Einkaufswagen legen. Eine Einkaufsliste erstellt sich automatisch. An sogenannten Selbstbedienungskassen wird diese Liste zur Rechnung, das Geld fließt bargeldlos. „Scan & Go“ soll den Einkauf für die Kunden schneller und für die Händler personalärmer machen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt vor dem System, weil es persönliche Daten sammelt und App-Nutzern exklusive Rabatte gewährt.
Neues Bezahlsystem Scan & Go kommt Auch bei Lidl kann man jetzt selbst scannen - Kritik von Verbraucherschützern
Den Supermarkt-Einkauf selbst scannen und bezahlen, das ist in Zukunft auch bei Lidl möglich. Verbraucherschützer sehen die Entwicklung kritisch. Wer profitiert am Ende wirklich?
Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Heilbronn, schildert im SWR-Gespräch den Nutzen für Lidl und Co. Ziel für die Supermärkte sei es, die Zielgruppen noch besser zu verstehen, und analysieren zu können, wie welche Änderungen bei den Zielgruppen ankommen. Kurzgesagt: Wenn ich weiß, wer was bei mir einkauft, kann ich mein Sortiment verfeinern. Und passgenaue Einkaufsvorschläge aufs Handy schicken. Zugleich kann ich mich mit neuen Angeboten um neue Zielgruppen bemühen.
Die Kritik der Verbraucherzentrale am gläsernen Kunden kann ich nachvollziehen. „Scan & Go“ bedeutet noch eine weitere Datenkrake. Zugleich meine ich, wer sich auf einen Kauf im Discounter einlässt, muss dessen Regeln akzeptieren. Einerseits gebe ich persönliche Informationen von mir preis. Andererseits bekomme ich ein zügiges, gut dokumentiertes Einkaufserlebnis. Dass „Scan & Go“-Kunden manche Waren billiger bekommen als klassische Kassenzahler, kann man diskriminierend finden, ich tue es nicht. Es soll ziemlich viele Menschen geben, die freiwillig sogenannte Kundenkarten im Geldbeutel haben. Auch so Datenkraken.
Mir persönlich wäre der „Milchwagen“ meiner Kindheit oder der „Spar“ meiner Jugend lieber als die standardisierten Discounter-Filialen mit der immer gleichen Ware. Allerdings ist hier der Einkauf günstiger und schneller erledigt, was dem Lebensgefühl der Gegenwart entspricht. Ich möchte mir keinen ganzen Samstag nehmen, um Dorfläden abzuklappern für nachhaltige Lebensmittel.