Mich nervt Social Media. Klar gibt's da auch nützliche, lustige, viele gute Sachen. Aber die verstecken sich zwischen all dem bestenfalls überflüssigen, schlimmstenfalls volksverhetzenden Quark, zwischen der auf Hochglanz gefilterten Angeberei, der Besserwisserei, der krassen Masse an Hasskommentaren und natürlich den unzähligen Influencern, die es mittlerweile für wirklich jedes, noch so abseitige Thema gibt. Es gibt Influencer für Klangschalenmeditation, Lastwagen-Navis oder Reizdarmbehandlungen - und natürlich gibt es Influencer fürs Influencen.
Doch wenigstens lässt sich dieser alltägliche Wust in der Regel schnell sortieren in "will ich, brauch' ich" oder eben nicht.
Die Kolumne von Laura Koppenhöfer können Sie hier auch als Audio hören:
Zu viele Bilder und Videos
Bei Bildern und Videos aus dem Krieg, die gerade die Feeds fluten, finde ich das nicht so einfach. Mal davon abgesehen, dass die gezeigte Grausamkeit mir den Atem raubt und die Algorithmen nach jedem Klick noch mehr davon anspülen, ist für Außenstehende wie mich oft kaum zu erkennen, ob die Aufnahme wirklich das zeigt, was sie vorgibt. Oder doch montiert, aus dem Kontext gerissen oder schon jahrealt ist.
Was stimmt und was nicht?
Und das, obwohl die Corona-Pandemie das reinste Trainingslager im Umgang mit Fake-News und Verschwörungstheorien war. Nirgends war man sicher davor, in jeder noch so harmlosen WhatsApp-Gruppe konnte plötzlich haarsträubender Quatsch auftauchen. Ich fand es zwar auffällig und bedenklich, wie unreflektiert selbst Menschen den größten Mumpitz eifrig verteilten, denen ich deutlich mehr Einschätzungsvermögen zugetraut hätte. Doch insgesamt war der Dschungel der Desinformation durchschaubar, zumindest im Vergleich.
Corona-Fake-News waren einfach zu erkennen
Wer im Corona-Trainingslager zum Beispiel wissen wollte, wer gegen die angeblich bevorstehende Massenquarantäne und für weltweiten Frieden den Übergang ins "5D-Bewusstsein" mit Hilfe von "Lichtgittern" predigte oder vor dem sicheren Tod durch Impfung warnte, konnte das meist mühelos herausfinden. Oft genügte schon, sich mal den ganzen YouTube-Kanal des selbsternannten Aufklärers anzutun, statt nur das einzelne Video. Oder das Impressum auf der Homepage. Fertig der Quellencheck.
KI hilft der Kriegspropaganda
Bei Kriegspropaganda ist es komplizierter. Hier wird mit Künstlicher Intelligenz und allen möglichen manipulativen Tricks gearbeitet. Weil unabhängige Informationen aus dem Kriegsgebiet schwer zu beschaffen sind, bekommen Vorurteile, Narrative und Desinformation umso mehr Raum und Aufmerksamkeit.
Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst. So wahr wie nie in Zeiten, in denen sich Populismus und Extremismus ausbreiten, während das Vertrauen in demokratische Institutionen und unabhängigen Journalismus schwindet.
Und anstatt ihren Nutzern zu helfen, falsche oder gefährliche Inhalte zu erkennen und zu löschen, schauen die Tech-Giganten entweder weg oder wehren sich aktiv gegen entsprechende Gesetze. Wie froh bin ich, dass meine Kinder noch keine Smartphones haben. Bis es so weit ist, wirken vielleicht diese Lichtgitter für Frieden endlich mal. Dann abonniere ich auch den 5D-Newsletter auf ewig. Versprochen!