Dürreresistente Baum- und Pflanzenarten, Begrünung mit Bäumen oder von Fassaden und Dächern, Aufforstung, Flächenentsiegelung und Gewässerrenaturierung - das sind Maßnahmen, mit denen die Land- und Stadtkreise auf Hitze, Dürre, Starkregen und Hochwasser reagieren. In Baden-Württemberg haben mehr als zwei Drittel (mindestens 70 Prozent) der Landkreise und kreisfreien Städte nach eigenen Angaben bereits Maßnahmen gegen Extremwetter getroffen. Das geht aus einer Recherche von "CORRECTIV", BR, NDR und WDR hervor.
Viele Kommunen in BW reagieren auf Klimawandelfolgen
Ein Ergebnis, das Susanne Bieker vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe freut. Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Frage, wie kommunale Klimaanpassung funktioniert.
Und das sei auch notwendig. Denn Baden-Württemberg ist überdurchschnittlich stark von Hitze betroffen. Das geht auch aus Daten des Deutschen Wetterdienstes hervor. Gab es zum Beispiel in Freiburg im Breisgau von 1961 bis 1990 noch durchschnittlich neun Hitzetage im Jahr, waren es in den vergangenen 30 Jahren durchschnittlich 17 Hitzetag pro Jahr.
Und - auch das zeigt die Befragung von "CORRECTIV", WDR, NDR und BR - Freiburg erkennt das Risiko nicht nur für Hitze, sondern auch für Dürre, Wassermangel, Starkregen und Hochwasser an. Die Stadt gibt im Fragebogen an, 45.000 Euro für Klimaanpassung bereitzustellen, um Asphalt aufzureißen, mit Bäumen Flächen zu begrünen und Dächer und Fassaden zu bepflanzen.
Rhein-Neckar-Kreis setzt auf Beschattung durch mobile Elemente
Mindestens 60 Prozent der Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg ergreifen ebenfalls Maßnahmen gegen Hitze - der Rhein-Neckar-Kreis etwa setzt auch auf Beschattung durch mobile Elemente, der Alb-Donau Kreis gibt an, das Thema Hitzestress bei Nutztieren im Bereich landwirtschaftliche Erwachsenenbildung durch den Landkreis zu thematisieren.
Anpassung an den Klimawandel Trockenheit und Hitze: Was BW für Städte und Wälder plant
Die Sommer werden immer heißer, trockener. Die Natur leidet, die Landwirtschaft bekommt Probleme. Anpassung an den Klimawandel ist gefragt - die BW-Umweltministerin hat Pläne.
Auch Dürre wird in Baden-Württemberg zunehmend zum Problem. Dagegen unternehmen laut eigener Angabe auch 33 Land- und Stadtkreise etwas - viele Kreisen wie der Schwarzwald-Baar-Kreis pflanzen dürreresistente Baum- und Pflanzenarten, oder bauen Sickergruben wie der Zollernalbkreis.
Bund will Kreise und Kommunen zu Klimaanpassung verpflichten
Am Donnerstag (13.7.) will Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) solche Klimaanpassungsmaßnahmen mit einem neuen Gesetz vorantreiben und sie zur Pflicht machen. Das macht laut Susanne Bieker auch Sinn. Denn: "Ein Gesetz zur Klimaanpassung macht grundsätzlich Sinn." Viele Großstädte seien schon so weit, dass sie Konzepte und Maßnahmen haben, wenn es um kleine Landkreise geht, dann sei eine Standardisierung sinnvoll, einfach weil dort oft weniger Personal sei.
Das zeigen auch die Daten aus Baden-Württemberg: Vor allem größere Land- und Stadtkreise haben mehrere Maßnahmen für Klimawandelfolgen etabliert. Karlsruhe gibt 16 an, Ulm 11, Freiburg 10 - der Bodenseekreis eine, der Kreis Tuttlingen 5. Dabei ist die Frage, ob Kommunen auf Klimawandelfolgen reagieren nicht zwingend mit der Größe oder Finanzen verbunden, sagt Bieker:
Denn oft brauche es einige Schleifen, bis eine Maßnahme in der Verwaltung etabliert sei.
Was bringen die Maßnahmen? Monitoring fehlt
Welche Qualität dabei die Maßnahmen gegen Extremwetter haben und was genau sie überhaupt bringen wird in den meisten Land- und Stadtkreisen allerdings nicht evaluiert oder gemonitort. Das kritisiert Expertin Bieker. Die bundesweite Auswertung der Abfrage zeigt: 73 Prozent der Land- und Stadtkreise, die geantwortet haben, überwachen ihre Klimaanpassungsmaßnahmen nicht. Das sei ein Punkt, bei dem alle Land- und Stadtkreise nochmal nachsteuern könnten.