Dieselfahrzeuge können ab Mitte April erdölfreien Sprit aus Abfallstoffen tanken. Meist handelt es sich um alte Fette aus Großküchen, aber auch Holzreste, Zelluloseabfälle oder Fischreste. Das Kürzel HVO bedeutet: Hydrotreated Vegetable Oils - übersetzt: Mit Wasserstoff behandelte Pflanzenöle. An der Tankstelle wird der Kraftstoff mit XTL (X to Liquid) gekennzeichnet. Außerdem neu im Angebot: Ein herkömmlichen Diesel namens B10, der mit bis zu zehn Prozent Biodiesel angereichert wird. Die neuen Kraftstoffe sollen laut Bundesregierung nachhaltiger sein.
Biodiesel teurer als Erdöl-Diesel
Der Biodiesel ist teurer als Diesel aus Erdöl, da die Produktionskosten höher sind. In anderen europäischen Ländern, in denen HVO schon längst getankt werden kann, ist der Biodiesel 15 bis 20 Cent pro Liter teurer als fossiler Diesel, teilte der Bundesverband freier Tankstellen mit. In Deutschland sind mehr als 14 Millionen Autos, Lastwagen und andere Kraftfahrzeuge mit Dieselmotoren unterwegs, so das Kraftfahrt-Bundesamt.
Nicht alle Autohersteller erlauben Biodiesel
In der Bedienungsanleitung steht meist, ob ein Auto mit dem Biodiesel betankt werden darf. Oft stehen auch Angaben zu den zugelassenen Kraftstoffen in der Tankklappe: HVO100 wird dort mit XTL gekennzeichnet. Laut ADAC sind allerdings derzeit nur wenige Dieselmotoren für Biodiesel-Sorten zugelassen. Dabei handelt es sich um Modelle der Marken Audi, BMW, Citroën/Peugeot/Opel, Nissan, Renault/Dacia, Seat/Cupra, Skoda, Toyota, Volvo und VW.
Moderne Dieselmotoren für Biodiesel geeignet
Nach Angaben von Bundesverkehrsminister Volker Wisising sind "moderne Dieselmotoren grundsätzlich für HVO100 geeignet". In einer Erklärung von ADAC, dem Bundesverband mittelständischer Mineralunternehmen (Uniti), Kfz-Gewerbe, Logistikverbänden und einigen Lkw-Herstellern steht nach Angaben der Deutschen Presseagentur: "Es bedarf keiner technischen Anpassungen oder Umrüstungen der Fahrzeuge oder des flächendeckenden Tankstellennetzes."
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Ab Mitte April dürfen alle Dieselfahrzeuge mit synthetischem Diesel betankt werden. Damit soll vor allem der CO2-Ausstoß reduziert werden. Doch wie steht es um die Verfügbarkeit?
Vier von fünf HVO-Tankkunden werden gewerblich sein
Biodiesel wird momentan in Deutschland nur im öffentlichen Nahverkehr, in der Logistik und in der Landwirtschaft verwendet. Das Potenzial in der Transportbranche sei aber groß, vermutet der Bundesverband freier Tankstellen (BfT). Nach seiner Schätzung werden 80 Prozent der HVO-Nutzung gewerblich sein. Der finnische HVO-Hersteller Neste rechnet damit, dass biogene Kraftstoffe bis 2040 etwa eine Milliarde Tonne Rohöl ersetzen können. Das wäre dann etwa 40 Prozent des weltweiten Bedarfs im Transport.
CO2-Vorgaben auch mit bestehenden Fahrzeugen leichter erreichbar
Der Bundesverband Energie-Mittelstand (Uniti) - bei dem 40 Prozent der Straßen-Tankstellen organisiert sind - erwartet, dass zunächst HVO100 für Flottenbetreiber besonders interessant sein wird. Denn sie könnten so CO2-Vorgaben auch mit bestehenden Fahrzeugen leichter erreichen. Der neue Kraftstoff wird nicht sofort an jeder Tankstelle verfügbar sein. Uniti teilte mit, der Verband gehe nicht davon aus, dass mit der Einführung von HVO100 andere Angebote entfallen. Dagegen hieß es vom Bundesverband freier Tankstellen, dass bei der Markteinführung der Biodiesel nur an einigen wenigen Tankstellen zu tanken sei- aus Platzgründen und da auch eine technische Umstellung erfolgen muss.
Kaum Platz an der Zapfsäule
Die freien Tankstellen würde es begrüßen, wenn Benzin E5 nicht mehr von den Tankstellen vorgehalten werden müsse, damit Platz frei werden könnte für HVO. Laut Uniti ist HVO100 bereits an über 600 Tankstellen in Europa erhältlich - etwa in den Niederlanden, Schweden und Litauen.
Kritik an Agrokraftstoffen: Nicht nur aus Abfällen
Es gibt aber auch Kritik am Biosprit: Was dem Diesel beigemischt wird, stamme nicht nur aus Abfällen, sondern auch aus frischem Palmöl oder Rapsöl, meint die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Diese Agrokraftstoffe seien eine Katastrophe für Klima und Umwelt. Regenwald werde zerstört, es gehe auch um die Frage: "Tank oder Teller"? Aus Sicht der Umweltschützer seien Altfette ein Feigenblatt, um Biodiesel schön zu reden.