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Ergebnisse der Volkszählung 2022

Zensus: Fast drei Viertel der Wohnungen in BW werden noch mit Öl und Gas beheizt

Stand
AUTOR/IN
Henning Otte
SWR-Reporter und -Redakteur Henning Otte, SWR Landespolitik

Die Ergebnisse der bundesweiten Volkszählung aus dem Jahr 2022 sind da: Baden-Württemberg hat weniger Einwohner als angenommen. Und die Wärmewende kommt nur langsam voran.

In Baden-Württemberg werden fast drei Viertel der Wohnungen noch mit fossilen Energien beheizt. Das zeigt der sogenannte Zensus 2022. Die Ergebnisse der Volkszählung liegen nun vor. Demnach wird in knapp 46 Prozent der Wohnungen mit Gas und in 28 Prozent mit Öl geheizt. Wie das Statistische Landesamt in Fellbach bei Stuttgart am Dienstag mitteilte, spielen die erneuerbaren Heizenergien wie Holzpellets oder Wärmepumpen mit insgesamt 11 Prozent weiter eine untergeordnete Rolle.  

Seit 2016 geht es mit erneuerbaren Energien beim Heizen nach oben

Laut Statistik gilt: Je neuer ein Gebäude ist, desto höher ist der Anteil an Wärmepumpen, Solar- oder Geothermie. Viele der bestehenden Gebäude wurden allerdings in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut – nämlich knapp 750.000. Derzeit gibt es in Baden-Württemberg insgesamt rund 2.567.000 Gebäude mit Wohnraum und rund 5.462.000 Wohnungen. Nach Angaben der Statistiker ist der Anteil an erneuerbaren Energien seit 2010 gestiegen. Bei Wohnungen, die ab 2016 gebaut wurden, liegt der Anteil sogar bei 42 Prozent.

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Gut 130.000 Einwohner weniger als vorausgesagt

Um beispielsweise den Bedarf an Kitaplätzen oder Lehrerstellen frühzeitig abzusehen, aber auch um öffentliche Bauprojekte planen zu können, werden die Einwohnerzahlen zwischen den Volkszählungen hochgerechnet. Jetzt wurden die Ergebnisse des Zensus 2022 mit den Berechnungen verglichen - und es gibt eine beachtliche Differenz.

So hat Baden-Württemberg zwar zwischen 2011 und 2022 gut 617.000 Einwohnerinnen und Einwohner dazugewonnen. Das sind aber weniger als vorausgesagt. 11.104.040 Menschen lebten zum Stichtag 15. Mai 2022 in unserem Bundesland - 13,4 Prozent der Einwohner Deutschlands. Vorausberechnet waren 131.344 Personen mehr, eine Differenz von knapp 1,2 Prozent. Sie ist aber geringer als im Bund, wo 1,6 Prozent weniger Einwohner gezählt wurden als vorausberechnet.

Bei der Zählung im Jahr 2011 war die Differenz zwischen Vorausberechnungen und erhobenen Zahlen in Baden-Württemberg noch höher. Gut 2,5 Prozent mehr Einwohner als festgestellt wurden hatten die Statistiker berechnet. Dies führte damals auch dazu, dass Land und Kommunen beim Finanzausgleich weniger Geld bekamen. Da die Differenz in BW diesmal unter dem Bundesschnitt liegt, dürfte sich das beim Land nicht auswirken.

Pforzheim gewinnt gegen den Trend hinzu

Beim Zensus wurde auch die Einwohnerzahl der Städte und Gemeinden neu berechnet. Gegen den Trend hat die Stadt Pforzheim ein Plus von gut 6.000 Menschen gegenüber den Voraussagen auf Basis des Zensus von 2011 verzeichnet und liegt nun bei über 133.000 Einwohnerinnen und Einwohner. 2011 hatte die Goldstadt noch 114.000. Das bedeutet nun ein erkleckliches Plus bei den Finanzzuweisungen durch das Land.

Das höchste Minus schlägt bei der Landeshauptstadt Stuttgart zu Buche, wo knapp 22.000 Personen weniger berechnet wurden. Damit hat Stuttgart noch gut 610.000 Einwohnerinnen und Einwohner. 2011 hatte sie noch knapp 586.000. Noch größer ist der Schwund für den Regierungsbezirk Stuttgart: minus 70.000 Menschen auf 4,1 Millionen. 

Mannheim bleibt zweitgrößte Stadt vor Karlsruhe

Mannheim kann seinen Status als zweitgrößte Stadt in BW behaupten und liegt stabil gegenüber den Annahmen bei fast 314.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Karlsruhe verliert im Vergleich zu den Prognosen nur wenig und hat gut 305 000. Größere Verluste muss in Baden die Universitätsstadt Heidelberg hinnehmen. Bei ihr schlägt ein Minus von 7.668 Menschen gegenüber den Annahmen zu Buche.

Viele Städte hatten beim Zensus 2011 eine Überraschung erlebt, weil die Zahlen teilweise stark von bisherigen Berechnungen abwich und sie somit deutlich weniger Geld aus dem kommunalen Finanzausgleich bekamen. Es gab daraufhin Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht, allerdings ohne Erfolg.

Um eventuelle Einbrüche abzumildern, gilt nach Angaben des Finanzministerium in Baden-Württemberg eine Übergangslösung, wonach im kommunalen Finanzausgleich in den Jahren 2023 und 2024 weiterhin die Einwohnerzahlen auf Basis des Zensus 2011 gelten. 2025 gelten 50 Prozent der Zahlen des neuen Zensus und 50 Prozent des alten. Erst ab 2026 sollen die neuen Einwohnerzahlen komplett herangezogen werden

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Zensus mithilfe von Stichproben

Im Zensus 2022 wurde im Gegensatz zum Zensus 2011 für alle Städte und Gemeinden ein einheitliches Verfahren angewandt. Bei einer Stichprobe wurden 1,6 Millionen Menschen in Baden-Württemberg befragt, die repräsentativ ausgewählt wurden. Die Korrekturen der Einwohnerzahl fielen in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern mit minus 1,9 Prozent höher aus als in den Gemeinden über 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner mit minus 0,9 Prozent. Für den Stand der Gebäude und Wohnungen wurden drei Millionen Eigentümerinnen und Eigentümer angeschrieben.  

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