Weniger Urlauber, mehr Krankheiten?

Mückenplage am Bodensee: Was der Klimawandel damit zu tun hat

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Autor/in
Nadine Ghiba
SWR-Redakteurin Nadine Ghiba Autorin Bild

Das schwül-warme Wetter und die Reste des Hochwassers bieten ideale Bedingungen für Stechmücken. Mancherorts wird bereits von einer Mückenplage gesprochen. 

Das Hochwasser und warme Temperaturen in der Region Bodensee-Oberschwaben bringen ein Problem mit sich: Der hohe Wasserstand und Pfützen auf Wiesen und Feldern bieten optimale Bedingungen für Stechmückenlarven. Gemeinden am Bodensee wie Kressbronn und Langenargen sind laut SWR-Informationen stark betroffen. Das hat auch Auswirkungen auf Tourismus und Gastronomie.

Mücken profitieren von Hochwasser

Die Dämmerung, hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad - das mögen sogenannte Überschwemmungsmücken - auch Bodenseeschnaken genannt - am liebsten, erklärt Biologe und Mückenexperte Rainer Bretthauer aus Radolfzell (Kreis Konstanz).

Mückenexperte Rainer Bretthauer
Biologe Rainer Bretthauer ist auch Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter der Stadt Radolfzell. Mit Mücken kennt er sich besonders gut aus. Im Gespräch mit dem SWR teilt er Wissen und Tipps.

Dass es in diesem Jahr so viele von ihnen gibt, liegt am derzeit extrem hohen Wasserstand. Bodenseeschnaken legen ihre Eier in Schilf- und Wiesengebieten ab. Sobald diese überschwemmt werden, schlüpfen die Larven.

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Was ist der Unterschied zwischen Mücke und Schnake?

Herausforderungen für Gastronomie und Tourismusbranche

Am Campingplatz Gohren in Kressbronn (Bodenseekreis) zum Beispiel vermehren sich die Mücken rasant. Sie seien mittlerweile zu einer richtigen Plage geworden, so Campingplatzverwalter Ralf Ackermann. Er bemerkt, dass viele Gäste unzufrieden seien und befürchtet Absagen wegen der Mückenplage und dass Gäste ihren Urlaub verkürzen könnten. Schon jetzt würden Familien vorzeitig den Campingplatz verlassen.

Das bestätigt auch der Bootsverleih in Kressbronn. Die Saison sei schwierig - das liege zwar auch an Hochwasser und schlechtem Wetter - doch die Mücken seien definitiv ein Thema bei den Urlaubern.

Ich weiß von einigen persönlich, die wegen der Mücken abgereist sind.

Auch im Restaurant Hafenhalle in Konstanz gebe es definitiv mehr Mücken als vergangenes Jahr, so eine Mitarbeiterin zum SWR. Das Personal werde ordentlich gestochen. Auf die Gästezahl habe es sich bisher aber zum Glück nicht ausgewirkt. Die Leute seien vorbereitet und nähmen Insektenschutzmittel mit.

Auch in Bayern, an der französischen Grenze sowie am Oberrhein wird aktuell von einer Mückenplage berichtet. In Karlsruhe zum Beispiel gibt ein Gastronom nun sogar Insektenschutzmittel an seine Gäste aus.

Klimawandel: Können Mücken gefährlich werden?

Nicht nur das Hochwasser hat Einfluss auf die Stechmücken-Population, sondern auch der Klimawandel. Die Temperaturen stiegen in ganz Europa, genauso wie die Niederschlagsmenge und Feuchtigkeit. Das schaffe günstige Bedingungen für Mücken, die wiederum Krankheiten übertragen können, teilt das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) mit.

Der Klimawandel dürfte die Ausbreitung von Mücken in ganz Europa verstärken, da sich das Klima verändert, um günstigere Bedingungen zu schaffen.

Prinzipiell können Stechmücken zum Beispiel Malaria und Dengue-Fieber übertragen, so Mückenexperte Rainer Bretthauer. Malaria gab es am Bodensee sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein. Doch keine Panik: Einen erneuten Ausbruch hält der Experte für äußerst unwahrscheinlich.

Bekämpfung der Stechmücken am Bodensee schwierig

Es gibt zwar ein Mittel gegen Mückenlarven ("Bti"), das zum Beispiel am Rhein eingesetzt wird. Jedoch nicht am Bodensee. Denn das Mittel wirkt nicht nur gegen Stechmücken-, sondern auch gegen Zugmückenlarven. Diese seien eine wichtige Nahrungsquelle für Fische, Fledermäuse und Schwalben.

Geheimtipp: Was hilft gegen Mückenstiche?

Die Stechmücken bleiben am Bodensee vermutlich noch den ganzen Sommer, so Bretthauer. Neben Insektenschutzmitteln sei es auch eine Möglichkeit, bei der richtigen Kleidung anzusetzen.

Weite Kleidung hilft. Das ist wichtig, die stechen durch Stoff durch und der Rüssel ist lang genug, um an die Haut zu kommen.

Auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon kann man aufpassen: Gefäße wie Regentonnen, Gießkannen oder Topfuntersetzer seien für Stechmücken ein idealer Brutplatz. Man sollte sie deswegen immer wieder ausleeren, rät der Experte.

Und er hat noch einen Geheimtipp: Kohlensäurehaltige Getränke ziehen Mücken an. Es sei also besser, am See ein Glas Wein zu trinken, anstatt Bier oder Sprudel, sagt Bretthauer scherzhaft. Denn Menschen atmeten überschüssiges CO2 wieder aus - das locke Mücken an.

Und hier die Auflösung des Quiz:

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