Ein Mann hält ein Kind fest am Arm (gestellte Szene).

Statistik für 2023 veröffentlicht

So viele gefährdete Kinder wie nie: Allein 6.000 Fälle im Jahr in BW

Stand

Vernachlässigung und Gewalt: Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen steigt. Allein in Baden-Württemberg waren im letzten Jahr mehrere tausend Kinder betroffen. Oft liegt die Gefahr in der eigenen Familie.

Die Jugendämter in Baden-Württemberg haben im Jahr 2023 rund 6.000 Fälle von Kindeswohlgefährdungen festgestellt. Deutschlandweit war die Zahl laut dem Statistischen Bundesamt so hoch wie noch nie, sie lag bei etwa 63.700 Kindeswohlgefährdungen. Tatsächlich dürften die Zahlen aber noch höher liegen, weil einige Jugendämter keine Daten meldeten.

Kindeswohlgefährdungen in BW: Was fällt darunter?

Eine Kindeswohlgefährdung liegt vor, wenn eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls eines Kindes droht oder bereits eingetreten ist, so das Statistische Bundesamt. Die Statistikerinnen und Statistiker unterscheiden zwischen Vernachlässigung und psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt. In manchen Fällen treffen mehrere Arten gleichzeitig zu.

Während bis zum Alter von 12 Jahren Jungen etwas häufiger betroffen waren, galt dies ab dem 13. Lebensjahr für Mädchen. In fast drei Vierteln der Fälle ging die Gefährdung von der eigenen Familie, meistens von einem Elternteil aus. Die betroffenen Kinder waren der Statistik zufolge im Schnitt etwa acht Jahre alt. Das trifft auch auf einen Fall Wildberg (Kreis Calw) zu: Im Juli wurde ein Ehepaar zu mehreren Jahren Haft verurteilt, weil es seine achtjährige Nichte misshandelt haben soll. Damals waren Lehrerinnen des Mädchens aufmerksam geworden.

Anstieg bei Kindeswohlgefährdung: So viele Fälle wie nie

2022 wurden noch rund 62.300 Kindeswohlgefährdungen in Deutschland erfasst, besonders viele gab es in BW im Kreis Karlsruhe. Somit stieg die bundesweite Zahl 2023 um etwa 1.400 Fälle beziehungsweise zwei Prozent. Werden für die fehlenden Meldungen einiger Ämter im Jahr 2023 nur die Ergebnisse aus dem Vorjahr hinzugezählt, liegt der Anstieg der Kindeswohlgefährdungen im Vergleich zum Vorjahr bei 4.700 Fällen beziehungsweise 7,6 Prozent.

Wird zusätzlich der allgemeine Anstieg berücksichtigt, erhöht sich das Plus sogar auf rund 5.000 Fälle beziehungsweise 8 Prozent. Nach dieser Schätzung läge die Gesamtzahl im Jahr 2023 bei 67.300 Fällen. Neben Fehlern bei der Datenerfassung und dem Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister wurde als Grund für die fehlenden Meldungen im Jahr 2023 auch die Überlastung des Personals im Jugendamt genannt.

Probleme bei der Bewältigung der Fälle

Im Zuge der Fälle von Kindeswohlgefährdungen werden immer wieder Plätze für die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen gesucht. Die Jugendämter in der Rhein-Neckar-Region berichteten im vergangenen Jahr, dass es immer schwieriger wird, in stationären Jugendhilfe-Einrichtungen Plätze für die Opfer zu finden.

Um Kinder und Jugendliche besser vor sexuellen Übergriffen zu schützen, gibt es beispielsweise im Kreis Rastatt ein entsprechendes Projekt. Für den Aufbau eines Modellstandortes Kinder- und Jugendschutz erhält der Kreis 85.000 Euro aus Landesmitteln. Der Deutsche Kinderschutzpreis 2024 ging an einen Verein mit Sitz in Freiburg, der sich ebenfalls zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung engagiert.

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