Ein Retter der DLRG beobachtet den Bodensee durch sein Fernglas.

DLRG warnt

Bis Juli: 27 Menschen sterben beim Baden in Flüssen und Seen in BW

Stand

Sommerzeit ist Badezeit. Viele Menschen in BW zieht es in Flüsse und Seen. Doch manches Gewässer ist lebensgefährlich. 27 Menschen sind bisher in diesem Jahr im Land ertrunken.

In Baden-Württemberg sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 27 Menschen beim Baden in Seen, Flüssen und anderen Gewässern ertrunken. Das geht aus der aktuellen Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hervor. Das ist ein Todesopfer mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Bundesweit kamen deutlich mehr Menschen von Januar bis Ende Juli ums Leben als Vorjahreszeitraum. Die DLRG spricht von mindestens 253 Toten, das sind 35 Opfer mehr. DLRG-Präsidentin Ute Vogt geht davon aus, dass es noch mehr Menschenleben gekostet hätte, wenn der Sommer "beständiger" gewesen wäre.

BW: Viele Menschen im Juni und Juli ertrunken

Je neun Menschen starben in den Sommermonaten Juni und Juli in baden-württembergischen Gewässern, das sind vier mehr als in den beiden Monaten 2023. So war Ende Juli eine 59-jährige Frau an einer Badestelle in Waldshut-Tiengen im Rhein tödlich verunglückt.

Nicht in der Statistik aufgeführt sind bislang die tödlichen Badeunfälle seit Anfang August im Land. Im Flückigersee in Freiburg war ein ein 24-Jähriger ertrunken. Der Mann konnte offenbar nicht schwimmen. In einem See bei Hüfingen im Schwarzwald-Baar-Kreis fanden Polizeitaucher eine Leiche. Vermutlich handelt es sich um einen vermissten Mann, der beim Baden plötzlich untergegangen war. Aus der Donau bei Ulm wurde ein 17-Jähriger tot geborgen und im Rhein an der Deutsch-Schweizer Grenze wurde eine Tote angespült. Vermutlich handelt es sich um eine Jugendliche, die zusammen mit einer Frau seit Sonntag im Rhein bei Hohentengen (Landkreis Waldshut) vermisst wurde.

BW-Grundschulen fehlt Schwimmunterricht - DLRG warnt

Ein wichtiger Teil des Problems: Immer mehr Kinder und Jugendliche können nicht schwimmen. Die DLRG warnt vor allem vor einem "Trend zu immer mehr Nichtschwimmern und schlechten Schwimmern", den es dringend zu stoppen gelte. Auch württembergische Ausbilderinnen und Ausbilder melden laut DLRG zunehmend, selbst in höheren Schulklassen könnten immer weniger Jugendliche gut schwimmen. Etliche Schwimmbäder klagen laut DLRG über Personalmangel, zahlreiche Gewässer sind weiter unbewacht und die Freiwilligen können inzwischen weniger Zeit für ihr Ehrenamt aufbringen.

Jede fünfte Grundschule im Land bietet laut einer Antwort des Kultusministeriums vom April dieses Jahres keinen Schwimmunterricht an. Das ist laut Ministerium zwar eine Verbesserung im Vergleich zu 2018/2019, als noch jede vierte Grundschule keinen Schwimmunterricht anbot, ausreichend ist das aus Sicht der DLRG aber nicht. Das ist laut DLRG auch deshalb ein Problem, weil sich die Schwimmfähigkeit von Kindern je nach Einkommen der Eltern stark unterscheidet. Besonders groß ist die Zahl der Nichtschwimmer demnach in armen Haushalten. Während in Haushalten mit 4.000 Euro Nettoeinkommen und mehr nur rund zwölf Prozent der Kinder Nichtschwimmer sind, liegt der Anteil in Haushalten mit einem Einkommen unter 2.500 Euro bei knapp 50 Prozent. Insgesamt hat sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, laut DLRG zwischen 2017 und 2022 bundesweit verdoppelt.

Mehr über die Gründe und mögliche Lösungen in diesem Artikel:

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DLRG warnt vor Baden in Flüssen

Vor allem in Flüssen sollte man laut DLRG nicht baden gehen. Bundesweit wurden dort bis Ende Juli 92 Fälle gemeldet und damit zum dritten Mal in Folge mehr tödliche Unglücke. Für DLRG-Präsidentin Vogt bergen die strömenden Gewässer die meisten Gefahren. Dessen sollten sich die Menschen beim Aufenthalt an Flüssen bewusst sein, so Vogt.

Vom Schwimmen in Flüssen kann ich den allermeisten nur abraten.

Bei Freizeitaktivitäten wie Stand-Up-Paddling, Boot fahren und Kitesurfen wurden schon jetzt in der Statistik bundesweit mit 20 tödlichen Unfällen so viele wie im gesamten Vorjahr erfasst. Die DLRG rät Menschen, die im Wasser Sport treiben, immer eine Weste zu tragen. Diese sorge dafür, dass der Sportler an der Wasseroberfläche bleibe. Auch gute Schwimmerinnen und Schwimmer seien nicht davor gefeit, nach einem Sturz ins Wasser Kreislaufprobleme zu bekommen und sollten sich deshalb schützen, so die DLRG.

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DLRG: Mehr Menschen sollten bei Erster Hilfe geschult werden

Damit weniger Menschen in Seen, Flüssen und Gewässern ertrinken, nimmt die DLRG auch ihre Lebensretterinnen und Lebensretter in den Fokus. Sie will sie für schwierige Einsätze im Wasser künftig noch besser wappnen. Außerdem soll noch mehr über die Gefahren in Gewässern und bei Hochwasserlagen aufgeklärt werden. Außerdem sollten, wenn es nach der DLRG geht, deutlich mehr Menschen lernen, was bei der Ersten Hilfe zu tun ist.

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