Bevor die Verkehrsminister von Bund und Ländern am Montag über die Zukunft des Deutschlandtickets beraten, warnt Baden-Württembergs Minister Winfried Hermann (Grüne) vor einer zu großen Preiserhöhung. "Wir dürfen nicht riskieren, dass durch übermäßige Preiserhöhungen zu viele Kundinnen und Kunden abspringen", warnte Hermann. Das Ticket müsse weiterhin für möglichst viele Menschen erschwinglich bleiben.
Deutschlandticket: Verhandlungen über neuen Preis
Das Deutschlandticket gibt es derzeit im Abonnement für 49 Euro pro Monat. Der Fahrschein berechtigt dazu, bundesweit den Nah- und Regionalverkehr zu nutzen. Den Verkehrsunternehmen entstehen aufgrund des günstigeren Angebots hohe Einnahmeeinbußen. Bund und Länder hatten sich ursprünglich darauf verständigt, diese jeweils zur Hälfte auszugleichen.
Am Montagmorgen treffen sich die Verkehrsminister zu einer digitalen Sondersitzung zu offenen Fragen des Deutschlandtickets. Dabei soll es allen voran um den künftigen Preis für das Ticket gehen. Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr aus Länderkreisen, dass die Tendenz auf 54 bis 59 Euro gehe. Eine Entscheidung soll aber erst in der Sitzung fallen.
Ein Jahr 49-Euro-Ticket Digitales Deutschlandticket in BW - Wer mobil sein will, muss digital sein
Für 49 Euro mit Bus und Bahn - das Deutschlandticket jährt sich. Seit dem Jahreswechsel gibt es das Abo nicht mehr in Papierform. Das stößt bei Teilen der Bevölkerung auf Kritik.
Eine moderate Preiserhöhung könne nicht ausgeschlossen werden, sagte Hermann. "Die Finanzierung ist über den Bund und 16 Länder nicht einfach zu bewerkstelligen." Eine zu hohe Preiserhöhung würde aus Sicht des Grünen-Politikers aber eher nicht zu mehr Einnahmen führen. "Statt Mehreinnahmen würde man Defizite generieren. Der Erfolg des Modells Deutschlandticket hängt auch an einer möglichst großen Zahl von Abonnentinnen und Abonnenten", sagte Hermann.
Bericht: Deutschlandticket könnte mehr als 64 Euro kosten
Hermanns bayerischer Amtskollege Christian Bernreiter (CSU) hatte sich jüngst bereits für eine Preiserhöhung ausgesprochen, die die tatsächlichen Kosten des Tickets deckt. Einer Berechnung seines Ministeriums zufolge müsste der Preis im kommenden Jahr um 30 Prozent angehoben werden. Hintergrund sei die erforderliche Kostendeckung, berichtete die "BILD" unter Berufung auf eine Stellungnahme für den Koordinierungsrat des Deutschlandtickets.
Das Verkehrsministerium in Bayern bestätigte die Angaben auf Anfrage. Bayern rechnet mit Kostendeckung bei 64 Euro pro Monat. Demnach rechnet Bayern bei der Finanzierungslücke mit mindestens 750 Millionen Euro im nächsten Jahr. Entsprechend müsse der Preis des Deutschlandtickets von 49 auf 64 Euro steigen. "Eine Finanzierungssicherheit für 2025 kann mit hoher Wahrscheinlichkeit erst mit einem Preis von mindestens 64 Euro erreicht werden", zitiert "BILD" aus der Stellungnahme.
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Das Deutschlandticket wird ab 2025 wohl teurer. Was bedeutet das für den Verkehrsverbund und die Kundinnen und Kunden des öffentlichen Nahverkehrs in der Region Stuttgart?
Umfrage: Teureres Deutschlandticket für viele ein No-Go
Der aktuelle Preis von 49 Euro pro Monat für das Deutschlandticket ist für viele Abonnenten und Interessenten bereits die finanzielle Schmerzgrenze. 30 Prozent derjenigen, die bisher mindestens zeitweise ein Deutschlandticket abonniert hatten oder sich prinzipiell dafür interessieren, würden das Abo kündigen oder kein Ticket mehr kaufen, wenn der Preis steigt. Das ist das Ergebnis einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Für ein Viertel liegt die Schmerzgrenze bei 59 Euro. Bei einem höheren Preis als 54 Euro würde nach der Umfrage ein weiteres Sechstel der Befragten das Abo kündigen oder kein Ticket mehr kaufen. Für gut ein Viertel liegt die Schmerzgrenze demnach bei mehr als 59 Euro.
Der Streit um die Finanzierung des Deutschlandtickets ist so alt wie das Abo selbst. Die Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund die Länder bei der Bereitstellung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) unterstützt, wurden dafür erhöht. Dennoch kommt es immer wieder zu Streit um die langfristige Absicherung des Tickets, mit dem Inhaberinnen und Inhaber seit Mai vergangenen Jahres bundesweit in Bussen und Bahnen des ÖPNV unterwegs sein können.