Im Tarifkonflikt des Öffentlichen Dienstes haben sich in Stuttgart und Metzingen (Kreis Reutlingen) nach Angaben der Gewerkschaft ver.di mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am ersten größeren Warnstreik beteiligt. Rund 200 Hauswirtschaftskräfte und Totengräber legten demnach am Montag in Stuttgart vorübergehend ihre Arbeit nieder. In Metzingen waren laut ver.di über 100 Beschäftigte an der Aktion beteiligt.
Ver.di-Landeschef Martin Gross sagte: "Die Arbeit von Hauswirtschaftskräften in Kitas oder Totengräbern bei den Friedhofsämtern bleibt oft unsichtbar." Ihre Einkommen gehörten zu den niedrigeren im öffentlichen Dienst.
Viele Kitas in Karlsruhe könnten Dienstag zubleiben
In Karlsruhe übergeben am Mittag Beschäftigte von acht Reha-Kliniken im Land eine Unterschriftenaktion an den Direktor der Deutschen Rentenversicherung. Am Dienstag ruft die Gewerkschaft die Beschäftigten von etwa 40 Kinderbetreuungseinrichtungen in Karlsruhe zum Warnstreik auf. Eltern müssen damit rechnen, dass die meisten Kindertagesstätten geschlossen blieben.
Ver.di beschränkt sich zunächst auf einzelne Aktionen und Streiks. Bürgerinnen und Bürger müssen demnach noch nicht mit Beeinträchtigungen durch die Aktionen rechnen. Anlass ist der Tarifkonflikt mit kommunalen Arbeitgebern vor der zweiten Verhandlungsrunde am 22. und 23. Februar in Potsdam.
Streik-Auftakt in Schwäbisch Hall
Am Freitag hatte der Streik in Schwäbisch Hall begonnen. Zuerst legten laut ver.di rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Schwäbisch Hall und des örtlichen Stadtwerks ihre Arbeit nieder. Auch Kitas wurden bestreikt. Es gehe vor allem um mehr Lohn, so ver.di-Bezirksgeschäftsführerin Katharina Kaupp. Dieser soll um 10,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro und für Azubis um 200 Euro steigen, so Kaupp im SWR.
In Baden-Württemberg sind von den Tarifgesprächen rund 350.000 Menschen betroffen, wie der Kommunale Arbeitgeberverband berichtete. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen.
Ver.di: "Druck im Kessel steigt"
"Der Druck im Kessel steigt von Tag zu Tag", sagte ver.di-Funktionärin Hanna Binder am Donnerstag. Die kommunalen Arbeitgeber sollten endlich zur Kenntnis nehmen, was ihre Beschäftigten in dieser Tarifrunde von ihnen erwarteten. "Keine warmen Worte, sondern ausreichend Entlohnung für warme Wohnungen und explodierende Lebensmittelpreise", so Binder.
Ist die Forderung der Gewerkschaften gerechtfertigt?
"Wir hatten ja im letzten Jahren einen Reallohnverlust im dritten Jahr in Folge," sagte Thorsten Schulten vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung dem SWR. Die Beschäftigten erwarteten deshalb hohe Lohnforderungen der Gewerkschaften. Ziel sei die Reallohnverluste gering zu halten und so einen Ausgleich zu schaffen. Gunther Schnabel, Leiter des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig, sieht Staat und Unternehmer "in der Tendenz zumindest" als Gewinner der Inflation. Er geht davon aus, dass sie sich den Forderungen der Gewerkschaften beugen werden, so Schnabel im SWR.
Streiks am Donnerstag in NRW, Berlin und Hessen
In anderen Bundesländern wurde bereits vergangene Woche Donnerstag gestreikt. Tausende Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin legten zeitweise ihre Arbeit nieder. Unter anderem kam es zu Einschränkungen bei Bus und Bahn, auch Kliniken und Stadtreinigungen wurden bestreikt.