Das Waldbrandjahr 2024 ist bislang -"kein auffälliges Jahr", so die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) auf Anfrage. Auch aus dem baden-württembergischen Innenministerium heißt es: "Uns liegen für 2024 keine Erkenntnisse zu außergewöhnlichen Vegetationsbränden vor."
Für die Forstfachleute aus Freiburg ist das aber kein Grund zur Entwarnung. Zwar gehe rein statistisch die Waldbrandhäufigkeit im September deutlich nach unten. Grundsätzlich könne es aber zu jeder Jahreszeit brennen. "Entscheidend sind trockene Bedingungen im Wald, die es auch bei sehr kalten Temperaturen geben kann", so eine FVA-Sprecherin. Hinzu kommt der Faktor Mensch: "Waldbrände sind fast ausschließlich durch menschliches Verhalten wie Fahrlässigkeit und Brandstiftung verursacht."
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Waldbrände sind ein gefährliches Symptom der Klimakrise. Doch die Feuerwehren in BW und RP können sich oft nicht ausreichend vorbereiten - es fehlt an Unterstützung aus der Politik.
"Echte" Waldbrände gibt es selten
In Baden-Württemberg gab es der FVA zufolge im vergangenen Jahr 65 Waldbrände; deutlich weniger als 2022, als Feuerwehren 123 Waldbrände bekämpfen mussten. Zahlen für dieses Jahr gibt es erst Ende März 2025. Echte Waldbrände, bei denen Bäume brennen, kommen dem Innenministerium zufolge höchst selten vor: "Meist handelt es sich in Baden-Württemberg um Flächenbrände an Böschungen oder auf Feldern sowie Brände am Waldboden." Verletzte gab es dabei nur wenige. Pro Jahr wird der Gesamtschaden durch Vegetationsbrände in Baden-Württemberg auf rund 200.000 Euro geschätzt.
"Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass es in einem trockenen und warmen Sommer eher mehr Waldbrände, in einem nassen und kalten Sommer eher wenig Waldbrände gibt. Daher wird das Jahr 2024 wohl eher unterdurchschnittlich ausfallen", schätzt ein Sprecher des Innenministeriums. Der nasse Jahresanfang hat der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt zufolge eine gewisse Erholung hinsichtlich Dürre- und Käferschäden bewirkt. Die Spätfolgen der Dürrejahre ab 2018 seien jedoch teils noch immer sichtbar.
Innenministerium sieht sich gut vorbereitet
Die meisten Feuer in Baden-Württemberg sind nach Beobachtung von FVA-Expertin Yvonne Hengst kleinflächige Bodenfeuer, die bisher nur geringe Schäden hervorgerufen haben. "Teilweise sterben die Bäume nach und nach ab, aber der Wald als Ganzes bleibt bestehen und erholt sich in den Folgejahren." Kleine Feuer können kurzfristig Lücken schaffen, in denen sich lichtliebende Arten ansiedeln können. Durch Asche ist auch das Nährstoffangebot im Boden kurzzeitig erhöht. Hierzulande sehr seltene "Kronenfeuer" können mit extremer, bis tief in den Boden wirkender Hitze dagegen künftige Pflanzengenerationen über Jahre nachhaltig schädigen.
Das Innenministerium sieht sich gut aufgestellt gegen Waldbrände. So gibt es Spezialkarten mit detaillierten Gefahrenzonen für jeden Landkreis und Forst-Feuerwehr-Tandems, in denen Försterinnen und Förster mit Kreisbrandmeistern zusammenarbeiten. Ein gutes Waldwegenetz soll dafür sorgen, dass Feuerwehren schnell zu Brandstellen kommen. Über 1.000 allradgetriebene Tanklöschfahrzeuge könnten notfalls große Wassermengen in den Wald bringen. Polizeihubschrauber mit Außenlast-Löschwasserbehältern könnten Einsätze am Boden unterstützen.
Die Freiwilligen Feuerwehren verwiesen zuletzt aber auf mangelnde Ausrüstung, um Waldbränden effektiv zu begegnen. In einer nicht repräsentativen SWR-Umfrage sagten 60 Prozent der Feuerwehren in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, dass sie entweder gar keine oder nicht ausreichend Ausrüstung für den Ernstfall im Wald hätten. Auch was die Spezialkarten anbelangt, gibt es Nachholbedarf. Die SWR-Umfrage im August ergab auch, dass von den befragten 338 Feuerwehren rund 291 im Fall von Wald- und Vegetationsbränden aktuell nicht über Notfallpläne für die Bevölkerung verfügen.