Vertreter der Elterninitiative für eine schnelle Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in Baden-Württemberg haben am Montag ein Volksbegehren beim Innenministerium eingereicht. Mit dem Volksbegehren wollen die Eltern erreichen, dass alle Schülerinnen und Schüler am Gymnasium ab 2026 die Möglichkeit bekommen, das Abitur in neun Schuljahren zu absolvieren.
"Uns geht es um eine rein zeitliche Entlastung", sagte Marita Raschke vom Organisationsteam. So sollten weiterhin die G8-Inhalte gelehrt werden, allerdings auf neun Jahre gestreckt. "Dann hätten die Kids viel mehr Zeit, um Corona-Lernlücken aufzuarbeiten."
Auf Volksantrag folgt Volksbegehren Neue Elterninitiative zu G9 in BW - Gründerinnen ziehen sich zurück
Mit dem Beginn des Schuljahrs 2025/26 wird es in Baden-Württemberg wieder das neunjährige Gymnasium geben. Eine Elterninitiative will, dass auch ältere Schüler davon profitieren.
Volksantrag im Landtag in BW abgelehnt
Vor zehn Wochen war ein Volksantrag der Initiative im Landtag abgelehnt worden. In der Zwischenzeit sei mit der Landesregierung an Lösungen außerhalb eines Volksbegehrens gearbeitet worden. "Leider gab es in den Gesprächen mit hohen Vertretern der Landesregierung kein Entgegenkommen", bedauerte Marita Raschke vom Organisationsteam.
Die grün-schwarze Koalition hatte sich noch im April auf gemeinsame Vorschläge für grundlegende Reformen geeinigt. Unter anderem soll G9 demnach zum Schuljahr 2025/2026 eingeführt werden und mit den Klassen fünf und sechs starten. Für die oberen Jahrgänge sind bislang keine Änderungen vorgesehen. Die Gymnasien sollen zudem die Option erhalten, G8-Züge anzubieten - allerdings ohne dafür zusätzliche Mittel zu bekommen.
"Während Corona entstandene Lernlücken schließen"
Die Initiative verlangt in erster Linie für die laufenden Klassen eine zeitliche Streckung des verbleibenden Unterrichtsstoffs um ein Schuljahr, wie dies auch an den G9-Modellschulen gehandhabt werde. "Hierfür sind weder neue Lehrpläne noch mehr Lehrer notwendig, wie von der Landesregierung befürchtet wird. Mit dieser zeitlichen Streckung gewinnen die Kinder und ihre Familien wertvolle Zeit neben der Schule zurück, um während Corona entstandene Lernlücken schließen und die psychosozialen Folgen abmildern zu können", sagte Raschke.
Das Volksbegehren setzt auf den Volksantrag auf, der mehr als 100.000 Stimmen bekommen hat. Dadurch seien die notwendigen 10.000 Unterschriften für die Beantragung des Volksbegehrens gesammelt, sagte Raschke. Den Volksantrag hatte der Landtag im April abgelehnt. Die Initiatorinnen des Volksantrags sind nicht mehr Teil des Teams um das Volksbegehren.
770.000 Unterschriften für Volksbegehren nötig
Das Innenministerium hat nun drei Wochen Zeit, das Volksbegehren auf Zulässigkeit zu prüfen. Für das Volksbegehren müssten die Eltern deutlich mehr Unterschriften sammeln als für den Volksantrag, nämlich rund 770.000.
Derzeit ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium Standard. G9 gibt es nur als Modellprojekt an 44 staatlichen Schulen und an einigen Privatschulen.