Die evangelische Landesbischöfin in Baden, Heike Springhart, hofft, dass Weihnachten inmitten einer Welt des Unfriedens kleine Aufbrüche zum Frieden ermöglicht. "Frieden im Großen und im Kleinen beginnt da, wo über alle Positionen hinweg nach dem gesucht wird, was der Menschlichkeit, dem Leben und dem Frieden dient", sagte die Bischöfin in ihrer Weihnachtsbotschaft.
Springhart erinnerte an das Leid in zahlreichen Konflikten und Kriegen. "Die Kinder in Bethlehem und Jerusalem, in Beirut und im Gazastreifen, in Syrien, in der Ukraine und im Sudan sind die Leidtragenden in den gewalttätigen Auseinandersetzungen." Es gelte aber auch in Deutschland, genau hin zu schauen, wo manche Kinder "hinter verschlossenen Türen Gewalt erleben anstatt Geborgenheit, Verzweiflung anstatt Zuversicht".
Krämer: Hoffnung, dass sich Schicksal zum Guten wendet
Auch der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, sprach in seiner Weihnachtsbotschaft von aktuellen Ängsten, die das Lebensgefühl vieler Menschen prägten. Angst erzeuge Einsamkeit und Hilflosigkeit. Die Weihnachtsbotschaft, so Krämer, sei in dieser Lage allen negativen Erfahrungen zum Trotz eine Botschaft der Hoffnung darauf, dass sich das Schicksal zum Guten hin wenden werde.
Weihnachtsgeschichte als Spiegel autoritärer Macht
Nach den Worten des württembergischen evangelischen Landesbischofs Ernst-Wilhelm Gohl ist die Weihnachtsgeschichte nicht idyllisch, sondern eine Geschichte staatlicher Unterdrückung. "Mit dem Befehl eines autoritären Herrschers beginnt die Weihnachtsgeschichte", sagte Gohl in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag in der Stuttgarter Stiftskirche.
Der Kaiser in Rom habe Geld gebraucht und - um effektiver Steuern einziehen zu können - eine Volkszählung angeordnet. "Der Kaiser befiehlt. Die Welt gehorcht. In diese unfriedliche Welt hinein wird ein Kind geboren. Ganz am Rand der Welt. In Bethlehem", so Gohl. Dieser Ort des Geschehens weise auf den Konflikt zwischen der staatlichen diktatorischen Macht und der "befreienden Kraft des göttlichen Wirkens" hin.
"Bereits mit der Geburt in dieser Stadt wird deutlich: Es geht um die Frage, wer hat am Ende die Macht über diese Welt? Und wer nicht?", sagte Gohl. Und die biblische Botschaft der Engel - "Friede auf Erden" - klinge ganz anders als die "Pax Romana", also der mit militärischer Macht aufgezwungene Friede im Römischen Reich.
Gohl: Worte haben eine "ungeheure Macht"
In einer Video-Weihnachtsbotschaft an Heiligabend betonte der Theologe zudem die Macht der Worte. Gewalt beginne fast immer mit Worten, wenn sie an niedrige Instinkte appellierten oder Neid oder Angst verbreiteten. "Aber Gottes Wort schürt keinen Neid und macht keine Angst", sagte Gohl, "es verändert alles zum Guten, es schafft Leben, es heilt und schenkt Gemeinschaft." Es halte an einem "letzten Sinn des Lebens in dieser Welt fest".