Das Pedelec, im Volksmund auch E-Bike genannt, dominiert den Fahrradmarkt. Immer weniger Menschen entscheiden sich für ein herkömmliches Fahrrad. Was den Hype um das E-Bike ausmacht und warum der Preis nicht immer entscheidend ist - eine Spurensuche bei Herstellern und Nutzern.
Die Faszination E-Bike
Ulrike und Raimund Lowak aus Schwäbisch Gmünd fahren oft und gern mit ihren neuen E-Bikes. Gemütlich geht es mit 20 Stundenkilometern den Berg hinauf, links und rechts strahlt das satte Grün des Waldes. In den ersten Wochen nach der Anschaffung sind sie mit ihren Pedelecs bereits 1.000 Kilometer gefahren.
Der Weg zur Arbeit oder der Ausflug am Wochenende wird für sie durch den zusätzlichen Antrieb reizvoller. "Man hat einfach einen größeren Radius," meint Ulrike Lowak. Ein normales Fahrrad kommt für sie nicht mehr in Frage. "Weil man am Wochenende dann doch immer wieder das Auto nehmen würde."
Doch der eingebaute Rückenwind hat seinen Preis. Einige Tausend Euro kostet die elektrische Unterstützung. Ulrike und Raimund Lowak haben das mit "Bike-Leasing" über ihren Arbeitgeber finanziert. "Man hat eben die monatlichen Raten, die man durchaus verkraften kann. Wenn ich das auf einen Schlag zahlen müsste, wäre das wahrscheinlich auch eher nicht zu stemmen," so Raimund Lowak.
Das E-Bike dominiert den Fahrradmarkt
Das Bike-Leasing, also die Finanzierung über Raten,nutzen viele, so Fahrradhändler Klaus Grässle. Schon seit 40 Jahren betreibt er einen Fahrradladen in Schwäbisch Gmünd. Bei ihm im Laden machen E-Bikes mittlerweile 90 bis 95 Prozent der Verkaufszahlen aus, sagt er. "Im Erwachsenenbereich sind eigentlich bei mir 'Bio-Bikes' so gut wie ausgestorben."
Ist das Bio-Bike, wie das klassische Fahrrad neuerdings in Fachkreisen genannt wird, also ein Relikt aus vergangener Zeit? Nicht ganz, sagt Burkhard Stork, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV). "Das klassische Fahrrad wird nicht aussterben. Aber völlig klar ist: Wirtschaftlich interessanter und auch für die Verkehrswende interessanter ist das E-Bike."
Das zeigen auch die Zahlen des ZIV: Im Frühjahr 2024 sind wesentlich weniger "normale" Fahrräder verkauft worden als im Vorjahreszeit. Statt 800.000 im Frühjahr 2023 waren es in diesem Frühjahr nur noch 650.000, ein Rückgang von fast 20 Prozent. Obwohl die Räder mit Motor-Unterstützung teurer sind, blieben die Verkaufszahlen von E-Bikes stabil. Denn die Hälfte aller E-Bikes werde über Leasing finanziert, so Burkhard Stork.
Aber auch traditionelle Fahrräder werden teilweise über Leasing finanziert. Dies gilt besonders für hochwertige Sporträder, wie beispielsweise dem Gravel-Bike - eine Art geländefähiges Rennrad. Diese seien aktuell im Bereich der "normalen" Räder besonders beliebt.
Die Zukunft des Fahrrads
Dem Fahrradmarkt stehe eine gute Zukunft bevor, so Stork, auch wenn manche Segmente vom Markt verschwinden werden. "Es wird immer sportliche und einfache Räder geben, und eine Gruppe von Menschen denen es wichtig ist, ohne Motor-Unterstützung zu fahren."
Auch im Fahrradladen von Klaus Grässle gibt es noch ein paar ganz klassische, allein durch Muskeln betriebene, Räder. Ob er es schade fände, wenn das "normale" Rad ausstirbt? "Früher gab es, glaube ich, Holzlaufräder, die gibt's auch nicht mehr," sagt er lachend.