Seit 20 Jahren hängt das Mountainbike von Wolfgang R. aus Waldrennach jetzt schon in der Garage, es kam einfach immer etwas dazwischen. Ein Pedelec soll jetzt her - dank der Motorunterstützung erhofft sich Wolfgang mehr Motivation, auch mal den hügeligen Weg zur Arbeit mit dem Rad zurückzulegen. Doch so ein Pedelec geht ins Geld. Was man beim Kauf und beim Fahren beachten sollte klärt Reporterin Eva Röder zusammen mit Familie R. in "Preiswert, nützlich, gut?"
E-Bike oder Pedelec?
Eigentlich meinen wir meistens Pedelecs, wenn wir von E-Bikes reden.
Das Pedelec ist ein Fahrrad mit Motor, der sich bei 25 Kilometern pro Stunde automatisch ausschaltet. Durch die eigene Muskelkraft - oder durch die Schwerkraft beim Bergabfahren - kann man mit dem Fahrrad aber auch gut die doppelte Geschwindigkeit erreichen.
Das eigentliche E-Bike ist letztlich ein Elektroroller und zählt zu den Leichtmotorrädern. Man braucht einen Führerschein und darf auch nur auf der Straße fahren.
Umgangssprachlich hat sich inzwischen der Begriff E-Bike für beide Typen durchgesetzt.
Was muss ich bei der Reichweite beachten?
Wolfgang R. ist es vor allem wichtig, dass ihm bei einer Fahrradtour nicht der Akku abschmiert. Die Hersteller geben bei den Pedelecs immer die Reichweite des Akkus an. Das ist aber mit Vorsicht zu genießen. Denn sie bezieht sich auf ein bestimmtes Körpergewicht auf ebener Strecke, also auf die ideale Fahrsituation ohne jeglichen Widerstand. Jede Tasche, jeder Hügel sorgen für einen schnelleren Stromverbrauch.
Sparen versus Sicherheit?
Etwa 1.500 Euro will Wolfgang R. für sein neues Pedelec ausgeben. Damit liegt er fast an der unteren Grenze. Beim Discounter gibt es zwar schon teilweise Modelle für 1.000 Euro, die unterscheiden sich allerdings auch in der Qualität stark von teureren Modellen.
Wolfgang R. testet auch ein besonders günstiges Modell. Hierbei fällt auf: Der Rahmen wackelt schon beim Anfahren und wirkt sehr instabil, außerdem spürt er beim Probefahren kaum die Unterstützung des Motors. Ein stabiler Rahmen ist aber das A und O beim E-Bike und elementar für die Sicherheit. Doch vor allem Motor und Akku machen die Pedelecs so teuer.
Es gibt aber auch bessere Pedelecs günstiger, wenn man sich zum Beispiel für ein Vorjahresmodell entscheidet. Das kann mehrerer hundert Euro ausmachen.
Wie fahre ich sicher E-Bike?
Pedelecs gelten zwar als Fahrräder, können aber wesentlich schneller fahren. Darauf müssen sich die Fahrer einstellen.
- Bike richtig einstellen. Den Sattel auf Höhe des Beckenkamms (oberer Teil des Beckens) festmachen.
- Helm tragen! Eine Pflicht gibt es bisher zwar nicht, aber ohne Helm wird es auf dem Ebike richtig gefährlich.
- Vorausschauend fahren. Pedelecs werden von anderen Verkehrsteilnehmern häufig unterschätzt. Für diese mitzudenken und besonders vorausschauend zu fahren ist für E-Biker deshalb besonders wichtig. Auch ein Sicherheitstraining lohnt sich.
- Nach vorne schauen. Grundsätzlich gilt: Nicht aufs Vorderrad schauen, sondern dorthin, wohin man fährt. In Kurven Kopf und Oberkörper aktiv in Kurvenrichtung drehen und frühzeitig aus der Kurve hinausschauen - so lassen sich auch engere Kurven leichter meistern.
- Richtig bremsen. Ein wichtiger Sicherheitsfaktor bei Elektrofahrrädern sind die Bremsen. Vor allem bei günstigeren Modellen sind die Bremsen häufig mangelhaft und bringen nicht genug Kraft auf, um das schwere Fahrzeug zu stoppen. Das Bremsen bei Elektrofahrrädern erfordert Übung. Einen möglichst kurzen Bremsweg erreicht man, wenn man Vorder- und Hinterradbremse gleichzeitig betätigt. Unfälle können auch dadurch entstehen, dass aus Angst zu wenig gebremst wird oder so stark, dass der Fahrer über den Lenker fliegt.
Kauftipps:
Nehmen Sie sich Zeit! Gerade Pedelecs sollten Sie auf jeden Fall Probe fahren, im Idealfall auf freier Strecke, um ein Gefühl für das Rad zu bekommen.
Bei der Reichweite der Akkus geben die Hersteller in der Regel die höchstmögliche Reichweite an. Mehr Gewicht, Fahrten bergauf et cetera sorgen dafür, dass auch der Akku früher schlapp macht. Lassen Sie sich daraufhin genau beraten.
Nach Rädern mit Scheibenbremsen fragen - die sind in der Regel sicherer.
Pedelecs sind teuer. Die Günstigsten vom Discounter gibt es für etwa 1.000 Euro. Wer lieber ein höherwertiges Bike haben möchte, kann trotzdem Geld sparen. Mit dem Kauf von Vorjahresmodellen lassen sich teilweise 500 Euro sparen. Es lohnt sich auch, außerhalb der Saison zu kaufen, also im Herbst oder Winter.
Was tun bei einem Platten?
Ob E-Bike oder klassisches Fahrrad - jeder hat irgendwann mal das Pech und fährt sich einen Platten. Doch es gibt Hilfsmittel - welche eignen sich wofür? Eva Röder und Fahrradmechaniker Hotte Hoss machen den Test.
Pannenmilch gibt es für ein paar Euro im Fahrradladen und eignet sich vor allem als Notfallhilfe, dass man von der Fahrradtour noch irgendwie nach Hause kommt. Einfach Ventil aufdrehen und Milch einfüllen, bis es nicht mehr geht. Spätestens zu Hause sollte dann aber der Schlauch ausgetauscht werden.
Der selbstreparierende Fahrradschlauch ist mit Dichtmilch gefüllt, die automatisch kleine Löcher verschließen soll. Der Nachteil: Die Flüssigkeit bleibt nur ein halbes Jahr elastisch. Kostenpunkt: etwa fünf Euro.
Das Pannenschutzband soll vorbeugend wirken. Es besteht aus härterem Kunststoff als der Reifen und soll zusätzlich Widerstand bieten. Das funktioniert auch - in unserem Test hält es allerdings schon den Reißnägeln nicht mehr Stand. Das Band wird an der Innenseite des Reifens festgemacht und kostet etwa sechs Euro.
Der Fahrradmantel soll "unplattbar" sein und ist etwa drei mal so dick wie der Reifen von Evas Fahrrad. Er hält in unserem Test die meisten Strapazen aus, ist aber auch mit Abstand am teuersten. Er kostet knapp 40 Euro.