127 neue Lehrerinnen und Lehrer treten in Ulm, Biberach und im Alb-Donau-Kreis kommende Woche vor die Schulklassen. Am Freitagmorgen hat das Staatliche Schulamt Biberach sie vereidigt. Damit ist der Bedarf an den Grund-, Real- und Gemeinschaftsschulen erstmal gedeckt. Allerdings ist der Lehrkräftemangel noch immer spürbar und es drohen Engpässe.
Vereidigung im Landratsamt Alb-Donau-Kreis in Ulm
"Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, [...] werde", mit diesen Worten beginnt die Vereidigungsformel, die die neuen Lehrkräfte mit erhobener Hand gemeinsam vortragen.
Eine von ihnen ist Victoria Kaiser, die an der Elly-Heuss-Realschule in Ulm unterrichten wird. Dort übernimmt sie auch direkt die 5b als Klassenlehrerin in Englisch und Mathe. Lehrerin wollte sie schon als kleines Kind werden, "seit der zweiten Klasse hat mich dieser Traum verfolgt", erzählt die 26-Jährige lächelnd.
Berufswunsch Lehrkraft schon als Kind
Damit sich die Kinder wohl fühlen, dekoriert sie in der Woche vor Schulstart schon mal ihr Klassenzimmer. Es gibt einen bunten Geburtstagskalender, einen übersichtlichen Stundenplan, Begrüßungsposter und motivierende Kärtchen. Victoria ist eine gute Beziehung zu ihren Schülern sehr wichtig, "weil dann funktioniert das Lernen auch einfach besser".
Herausforderungen als Gemeinschaft meistern
Herausforderungen, wie unterschiedliche Leistungsniveaus oder auch sprachliche Hürden bei Kindern, die noch nicht lange in Deutschland leben, möchte sie in der Klassengemeinschaft meistern. "Ich bin selbst zweisprachig aufgewachsen und hatte daraus sehr viele Vorteile gezogen." Jedes Kind habe seine Stärken und Schwächen. Wichtig sei, sich "mit Respekt zu begegnen" und gegenseitig zu unterstützen.
Auch für die anderen neuen Lehrkräfte geht das Berufsleben nach Studium, Praktika und Referendariat jetzt so richtig los. Im wahrsten Sinne des Wortes: Nach der Urkundenübergabe eilen einige bereits zu einer Konferenz in ihrer Schule.
Die einen freuen sich auf die Arbeit mit den Kindern. Andere sind froh, nun endlich selbst verantwortlich für die Gestaltung des Unterrichts zu sein. Und es gibt den einen oder die andere, die sich auf das erste, richtige Gehalt und die kommenden Ferien freuen. Die Erleichterung, nun endlich als voll ausgebildete Lehrkraft vor die Klassen zu treten, ist den meisten anzusehen.
Bedarf gedeckt - Engpässe erwartet
Mit den neuen Lehrerinnen und Lehrern ist der Pflichtunterricht für die mehr als 40.000 Kinder an den Einrichtungen des Staatlichen Schulamtes Biberach gesichert. Rund 4.500 Lehrkräfte sind laut Behörde kommendes Schuljahr im Einsatz. Allerdings sind nicht alle Stellen besetzt, es drohen Engpässe. Eine kleine Vertretungsreserve gibt es zwar, größere Ausfälle könnten aber "nicht bewältigt werden", so Schulamtsleiter Achim Schwarz in der anschließenden Pressekonferenz.
Seit kurzem beschäftigen sich deshalb im Amt mehrere Mitarbeitende ausschließlich damit, die Lehrkräfte zu koordinieren, um diese Engpässe optimal aufzufangen. Auch die Integration von geflüchteten Kindern ist eine Herausforderung für das Schulamt. Mehr als 100 Vorbereitungsklassen gibt es derzeit in Ulm, Biberach und dem Alb-Donau-Kreis, deren Schülerinnen und Schüler möglichst frühzeitig in den Regelunterricht überführt werden sollen.
Gravierendere Personalprobleme gibt es im Bereich der Sonderpädagogik. Die Bildungs- und Beratungszentren sind "nicht so versorgt, dass wir garantieren können, dass der Betrieb so durchgeführt werden kann, wie es wünschenswert wäre", so Achim Schwarz. Allerdings bessere sich die Situation langsam, aber stetig.
Lehrermangel bald Geschichte?
Insgesamt ist der Schulamtsleiter sehr zuversichtlich, dass sich die Personalsituation in allen Schulen in den kommenden Jahren stark verbessert. Auf die Frage, ob der Lehrermangel künftig kleiner wird, antwortet er mit einem klaren "Ja." Denn einige Projekte des Kultusministeriums zeigen so langsam ihre Wirkung. Dazu zählen auch Maßnahmen, Quereinsteiger als Lehrpersonal in die Schulen zu bringen.
Forum Bildung für alle – Was leistet das Startchancen-Programm?
Marion Theis diskutiert mit
Joshua Meisel, Landesschülerbeirat Baden-Württemberg
Andreas Passauer, Rektor Wilhelmsschule Wangen, Stuttgart
Dr. Dagmar Wolf, Robert Bosch Stiftung
Ganz frisch ist das Startchancen-Programm, an dem neun Schulen im Bereich des Biberacher Schulamts teilnehmen. Ziel ist, innerhalb der nächsten zehn Jahren die Zahl der Schüler, die die Mindeststandards nicht erreichen, zu halbieren. Die teilnehmenden Schulen bekommen hierfür finanzielle Mittel, dürfen diese auch für neues Personal einsetzen. Neues Personal, wie es heute im Landratsamt im Alb-Donau-Kreis vereidigt wurde.
Unterdessen freut sich Victoria Kaiser, jetzt endlich loslegen zu dürfen. Mehrere Wochen hat sie sich auf die ersten Schultage vorbereitet. Tatkräftige Unterstützung gab es von ihrem Team, das sie schon bei einem Praktikum an der Realschule kennengelernt hat. Sie selbst ist sehr aufgeregt, aber "Angst ist nur ein Gefühl und es ist auch in Ordnung, wenn es ein bisschen mit reinspielt". Sie habe auf ihren Beruf "lange hingearbeitet und jetzt bin ich wirklich endlich Lehrerin. Darauf bin ich sehr stolz."