Schulranzen, Sportschuhe, Schultüte und Schreibsachen - die Liste der Dinge, die Erstklässlerinnen und Erstklässler in Baden-Württemberg zum Schulstart brauchen, ist lang. Wir haben mit Eltern darüber gesprochen, wie viel Geld sie für den Schulstart ihrer Kinder ausgegeben haben und wie man doch den ein oder anderen Euro sparen kann.
Einschulung 2024: Immer mehr Eltern brauchen Unterstützung
Wie viel Eltern für die Einschulung ihrer Kinder ausgeben, hängt unter anderem von den persönlichen Präferenzen, als auch der individuellen finanziellen Situation ab. In einer Umfrage der Sparkassen-Gruppe aus dem Jahr 2023 wurden Eltern genau dazu befragt. Rund 35 Prozent der Befragten gaben an, ein Budget zwischen 201 und 400 Euro für den Schulstart einzuplanen. Ein Viertel hingegen wollte weniger als 200 Euro ausgeben. Ebenso viele planten jedoch mit einem Budget von über 400 Euro.
Vor allem einkommensschwache Familien kann die Einschulung in finanzielle Schieflage bringen. So hat die Diakonie Baden-Württemberg festgestellt, "dass sich vermehrt Familien mit existenzsichernden Fragestellungen melden". So wachse eigenen Angaben zufolge die Nachfrage nach gespendeten Schulmaterialien. Zwar gibt es im Rahmen des Bürgergelds ein Bildungs- und Teilhabepaket. Doch die Förderung von 195 Euro reiche bei weitem nicht aus, um die anfallenden Kosten zu decken, so der Landeselternbeirat Baden-Württemberg. "Die Erstausstattung für Grundschüler ist heute ein Big Business, das hinsichtlich Material und Dekor hohe Anforderungen an die Produkte stellt", sagte Verbandschef Sebastian Kölsch zur Deutschen Presse-Agentur. Er bezeichnete die Kosten von 200 bis 400 Euro "abartig".
Einschulung in BW: So viel geben Eltern für den Schulstart aus
Um zu schauen, wie hoch die Kosten für die Einschulung tatsächlich sind, haben wir mit Eltern gesprochen, deren Kinder 2023 eingeschult wurden oder in diesem Jahr eingeschult werden. Wir haben sie gefragt, was sie für die Erstausstattung ausgegeben haben:
- Schulmaterial (Hefte, Stifte, Schnellhefter, etc.): 70 bis 80 Euro
- Schulranzen (inklusive Federmäppchen, "Schlampermäppchen", Sporttasche): bis zu 290 Euro
- Schultüte (ohne Füllung): 20 bis 100 Euro
- Sportschuhe: 40 bis 60 Euro
- Schreibtisch und -stuhl: 80 bis 400 Euro
- Brotdose und Trinkflasche: bis zu 25 Euro
- Outfit zur Einschulung: bis zu 40 Euro
Alles zusammengerechnet kann so eine Summe von 360 Euro oder mehr zusammen kommen - je nachdem, wie viel man gebraucht kauft oder bereits zu Hause hat. Im Gegensatz zu Rheinland-Pfalz gilt in Baden-Württemberg zumindest die Lernmittelfreiheit. Das bedeutet, dass die Schulbücher von den Schulen gestellt und nicht selbst gekauft werden müssen.
Schulranzen kaufen: Lässt sich dabei sparen?
Einer der wohl größten Kostenpunkte bei der Einschulung ist der Schulranzen. Ohne Rabatte kostet das Set mit Feder-, "Schlamper"-Mäppchen und Sporttasche oft zwischen 250 und 290 Euro. Wer es sich leisten kann, kauft den Schulranzen meist neu. Häufig auch mit Unterstützung der Großeltern. Doch immer öfter können sich Eltern die Schulranzen nicht leisten und sind auf Spenden angewiesen.
"Wir haben versucht, die Kosten möglichst klein zu halten“, sagt Katja T., "bei Dingen wie dem Schulranzen, der auch den Rücken belastet, haben wir aber nicht auf die Kosten geachtet.“ Für eine weitere Mutter, die nicht namentlich genannt werden möchte, muss der Schulranzen nicht neu sein. "Wir hatten Glück, weil ein Nachbar seine Sachen ausgemistet hat und da ein Schulranzen dabei war", erzählt sie. Andere Mütter hätten ihr jedoch auch geraten, den Schulranzen in Ungarn zu bestellen. Dort kosten sie um die 80 Euro, erzählt sie weiter. Und auch zu den Schulranzen vom Discounter sei ihr geraten worden.
In den vergangenen Jahren sind Ranzen leichter und bequemer geworden, so eine Verkäuferin in Trier. SWR Aktuell Rheinland-Pfalz war beim Ranzenkauf in Trier mit dabei und hat am 20.8.2024 darüber berichtet:
Schulmaterial für Erstklässler: Kaum Sparpotenzial bei Heften, Blöcken und Co.
Im Gegensatz zum Schulranzen lässt sich beim Schulmaterial für die Erstklässlerinnen und Erstklässler nur schwer sparen. Denn Eltern bekommen im Vorfeld eine Einkaufsliste von der Grundschule. Wir haben eine dieser Listen für eine Grundschule aus dem Kreis Ludwigsburg erhalten. Darauf stehen unter anderem Hefte, Schnellhefter, Blöcke, Bunt- und Bleistifte, Wasserfarben und Wachsmalstifte. "Die Erstausstattung kostet zwischen 70 und 80 Euro", sagt Christine Friedrich vom Schreibwarengeschäft Schreibfuchs in Remshalden (Rems-Murr-Kreis). Das hänge vor allem davon ab, wie viel Materialien von der jeweiligen Grundschule gefordert werden. "Papier ist aber auch wahnsinnig teuer geworden", so Friedrich weiter. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind die Preise für Schulhefte, Blöcke und Co. um knapp vier Prozent gestiegen. Doch laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes waren die Preise 2020 noch um knapp 36 Prozent niedriger als heute.
Um ein paar Euro zu sparen, kaufen Eltern daher auch gerne Schulmaterial in der Drogerie, im Discounter oder im Spielwarengeschäft. So auch Bianca H., deren Tochter im Herbst eingeschult wird. Sie hat den Großteil der Schulmaterialien in der Drogerie eingekauft, wie sie im Gespräch mit dem SWR erzählt. "Das war nicht viel günstiger als im Schreibwarengeschäft", sagt sie, "aber hier und da waren es ein paar Cent weniger." Dennoch kommt auch ihre Rechnung auf knapp 75 Euro.
Spar-Tipps für die Einschulung: Größere Anschaffungen gebraucht kaufen
Doch die Erstausstattung hört nicht bei den Unterrichtsmaterialien auf. Auch einen Ort zum Arbeiten brauchen die Kinder. Je nach Präferenz lässt sich hier einiges sparen. Denn wer einen Kinderschreibtisch und einen passenden Schreibtischstuhl neu kauft, kann bis zu 400 Euro dafür einplanen.
Katja T. hingegen hat einen Schreibtisch für ihre Tochter über Kleinanzeigen bekommen. Fünf Euro hat sie für den Tisch bezahlt, den Schreibtischstuhl fand sie sogar umsonst. Und auch in sogenannten Mutti-Gruppen werden immer wieder derartige Dinge angeboten.