Gerade ist der Ulmer Tafelladen 25 Jahre alt geworden. Am Samstag bedankte sich der Kreisverband des Deutschen Rotes Kreuzes Ulm (DRK) für die Arbeit bei den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern. Die braucht es auch für die kommenden Jahre. Denn die Verantwortlichen rechnen für 2023 mit deutlich mehr Zulauf.
Schon jetzt stehen häufig bereits um 13 Uhr die ersten Kundinnen und Kunden vor dem Ulmer Tafelladen im Bürgerhaus Mitte. Dabei öffnet er erst eine halbe Stunde später. Drinnen sind die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer noch damit beschäftigt, die Waren zu sortieren. Kistenweise Brot, Gemüse und Obst. In den Kühlregalen stapeln sich Joghurt und Käse. Auch Blumensträuße sind an diesem Tag dabei.
Lebensmittel sind immer Mangelware im Tafelladen
Die größte Herausforderung für den Tafelladen sei bei der Gründung vor 25 Jahren dieselbe wie heute: genügend Ware zu bekommen, sagt Claudia Steinhauer, stellvertretende Kreisgeschäftsführerin des DRK Ulm und Leiterin der Abteilung Soziale Dienste. Sie begleitet den Laden schon seit der Eröffnung 1998. "Aber wir sind in der glücklichen Lage, dass wir jemanden haben, der die Spenderfirmen regelmäßig besucht und die Kontakte pflegt. Deshalb kommen wir einigermaßen mit Lebensmitteln über die Runden", sagt sie.
Dass es Einrichtungen wie den Tafelladen braucht, das haben bei der Eröffnung vor 25 Jahren viele nicht geglaubt, erzählt Claudia Steinhauer. "Viele haben bezweifelt, dass es überhaupt Armut in unserer Bevölkerung gibt. Wir haben dann einen ganz kleinen Laden eröffnet und sind regelrecht überrannt worden." Auch an diesem Freitag ist der Andrang groß.
Kurz vor der Öffnung stehen rund 20 Menschen vor dem Tafelladen. Eine alleinerziehende Mutter in der Schlange erzählt, dass sie gerade eine Umschulung mache und ohne den Tafelladen nicht über die Runden käme. Eine andere sagt, dass sie seit mehr als zehn Jahren hier einkaufe, aber dass auch hier die Preise gestiegen seien. Über die Jahre habe sich vor allem das Klientel verändert. Heute nutzten überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund die Tafel. Verstärkt worden sei der Trend durch die große Fluchtbewegung 2015 und auch jetzt durch die Geflüchteten aus der Ukraine, so die Verantwortlichen.
Energiepreise könnten Zulauf im Ulmer Tafelladen verstärken
Claudia Steinhauer rechnet sogar damit, dass Mitte des Jahres noch mehr Menschen das Angebot des Ulmer Tafelladens nutzen werden. Grund seien die hohen Energiekosten. "Ich denke, es gibt viele Leute, die mit ihrem Geld jetzt gerade so über die Runden kommen. Aber wenn sie dann sehen, wie hoch die Belastung durch die steigenden Energiekosten tatsächlich ist, dann wird die Nachfrage bei uns im Tafelladen weiter steigen."
Claudia Steinhauer und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer werden auch in den kommenden Jahren noch im Einsatz sein. Für ihre Arbeit bedankte sich der DRK Kreisverband am Samstag bei einer kleinen Feier. Wobei das Wort "Feier" für das 25-jährige Bestehen einer sozialen Einrichtung nicht ganz passt, sagt die stellvertretende Kreisgeschäftsführerin. Wenn sie sich etwas für die kommenden 25 Jahre wünschen könnte, dann, dass sich die Situation in Deutschland so verbessert, dass der Tafelladen überflüssig wird.