Kooperationsprojekt mit Sozialministerium

Kampf gegen K.o.-Tropfen: Pilotprojekt startet in Ulm

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Peter Schmid
SWR-Aktuell Redakteur Peter Schmid
Hannah Schulze
Hannah Schulze

Ab Januar werden in den Notaufnahmen in Ulm Betroffene bei Verdacht auf K.o.-Tropfen getestet - ein deutschlandweit einzigartiges Pilotprojekt. Wieso es das Projekt gibt und was sich ändert.

Gute Nachrichten für 2024: In Ulm startet im Januar ein deutschlandweit einzigartiges Pilotprojekt. Betroffene, die in die Notaufnahmen in und um Ulm eingeliefert werden und bei denen Verdacht auf K.o.-Tropfen-Einnahme besteht, werden nun zusätzlich auf die Substanzen getestet. Das Projekt und die damit einhergehende, vermehrte Testung soll zum einen sensibilisieren. Vor allem erhoffen sich die Verantwortlichen aber mehr Daten, um das Problem besser einschätzen zu können.

K.o.-Tropfen: unsichtbar und geruchsneutral mit verheerender Wirkung

Wer beim Feiern sein Getränk nicht im Blick behält, kann schnell Opfer von K.o.-Tropfen werden. Diese wirken schnell, machen die betroffene Person wehr- und willenlos und können nur eine kurze Zeit nachgewiesen werden. Weil die Substanzen beim Feiern meist heimlich ins Getränk geschüttet werden, wird den Betroffenen die Vergiftung erst im Nachhinein bewusst. "Hier setzt das Kooperationsprojekt "Kampf dem K.O." an", teilt Staatsministerin Ute Leidig mit. Mit der Erprobung würden landes-, wie auch bundesweit wichtige Weichen gestellt.

Ab 2024 soll es in den Ulmer Notfallambulanzen der Kliniken kostenlose Tests bei Verdacht von K.O.-Tropfen-Einnahme.
Häufig geschieht es unbemerkt: Wer das Gefühl hat, mit K.o.-Tropfen vergiftet worden zu sein, wird ab Januar in den Notaufnahmen in und um Ulm zusätzlich auf die Substanzen getestet. (Symbolbild)

Daten fehlen: Kaum jemand lässt sich auf K.o.-Tropfen testen

Auf K.o.-Tropfen testen lassen sich nur wenige. Im Jahr 2023 hat die Rechtsmedizin in Ulm lediglich sieben Untersuchungen mit Verdacht auf GHB, einem möglichen K.o.-Wirkstoff, durchgeführt, so Sebastian Kunz, Leiter des Instituts. Dass wenig getestet wird ist ein Problem, so der Mediziner. An seinem Institut ist auch die Gewaltambulanz angegliedert. Es fehlt schlicht an Daten. "Über die Verabreichung von K.o.-Tropfen ist leider viel zu wenig bekannt", teilt Ute Leidig mit. Eine lokale noch bundesweit fundierte statistische Datenerhebung gebe es nicht.

Was man bei Verdacht auf K.o.-Tropfen tun sollte

Bei dem Verdacht auf K.o.-Tropfen empfiehlt die Uniklinik Ulm folgendes Vorgehen: Wer ärztliche Soforthilfe benötigt, sollte sich an dem Projekt beteiligten Notaufnahmen in Ulm und Neu-Ulm wenden. Dort werden dann auch Proben für eine Untersuchung auf K.o.-Tropfen abgenommen.

Wer keine ärztliche Soforthilfe benötigt, etwa bei Erinnerungslücken am Morgen nach einer Party, sollte sich direkt an die Gewaltopferambulanz am Institut für Rechtsmedizin wenden. Dort werden künftig Untersuchungen gemacht, die auch vor Gericht verwertbar sind. Das war davor nicht der Fall. "Die ärztliche Routineuntersuchung in den Notaufnahmen wird schlichtweg erweitert", sagt Sebastian Kunz vom Institut für Rechtsmedizin dem SWR. Die Urin- und Blutproben werden an seinem Institut untersucht und die Betroffenen im Nachgang in der Gewaltambulanz aufgenommen und betreut.

Vorfälle mit K.o.-Tropfen haben nicht nur kurzfristige Auswirkungen, sondern können auch langfristige Folgen für die Opfer haben und diese jahrelang begleiten.

"Unsere Mission ist es, nicht nur die Versorgung von Betroffenen zu optimieren, sondern auch die Umstände dieser Vorfälle bestmöglich aufzuklären", sagt Sebastian Kunz. Vorfälle mit K.o.-Tropfen hätten nicht nur kurzfristige Auswirkungen, sondern könnten auch langfristige Folgen für die Opfer haben - "und diese jahrelang begleiten", so Kunz weiter.

Ulm als Pilotprojekt-Modellregion: Gut vernetzte Partyszene

Aus Sicht des Sozialministeriums bietet Ulm für das Projekt "ideale Voraussetzungen". Grund dafür sei die überschaubare, aber gut vernetzte Partyszene. Durch die Gewaltambulanz am Universitätsklinikum Ulm gebe es hier auch das "notwendige medizinische und toxikologische Know-How."

Sozialministerium fördert Pilotprojekt - für ein Jahr

Das Projekt in Kooperation mit den Notfallambulanzen der Kliniken ist zunächst auf ein Jahr begrenzt. Da die Durchführung der Tests aufwendig und kostspielig ist, finanziert das baden-württembergische Sozialministerium das Projekt mit rund 375.000 Euro.

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