Weil er 2022 gemeinsam mit anderen Aktivisten ein Banner am Gebäude der Regierung von Schwaben in Augsburg angebracht hatte, muss Samuel Bosch im März für drei Wochen in die Jugendarrestanstalt Göppingen. Ein Preis, den der Aktivist bereit ist zu zahlen. Er berichtet, warum ihm das Klima seine Freiheit wert ist und was die Haft für seine Zukunft bedeutet.
Am Donnerstag schlägt Samuel Bosch sein Zelt noch vor dem Jugendgefängnis Göppingen auf. Gemeinsam mit anderen Aktivisten errichtet er hier ein Camp, um gegen die Inhaftierung seiner Mitstreiterin Charlie Kiehne zu protestieren. Bald wird er selbst in einer der Zellen schlafen. Ihn erwartet eine Haftstrafe von drei Wochen. Nach vielen Protestaktionen für mehr Klimaschutz hat er für eine Aktion eine Haftstrafe erhalten. "Dafür lohnt es sich, in den Knast zu gehen und wenn wir in den Knast gehen, dann machen wir halt danach weiter", so Bosch.
Inhaftierung für üble Nachrede und Hausfriedensbruch
Er habe vor allem Angst vor der Langeweile und davor, nicht handlungsfähig zu sein, sagt Bosch. Ein Zustand, der dem 21-Jährigen viel abverlangen könnte. Denn das Handeln hat er sich buchstäblich auf die Fahne geschrieben. Die Haft in Göppingen muss er antreten, weil er vom Amtsgericht Augsburg wegen übler Nachrede und Hausfriedensbruch verurteilt wurde. So auch die Aktivistin Charlie Kiehne, sie ist mittlerweile wieder aus der Haft entlassen. Beide sind in der Region vor allem durch die Baumbesetzung beim Ulmer Uniwald bekannt geworden.
Klaus Schulz: Anwalt für Aktivisten
Rechtsanwalt Klaus Schulz vertritt die Klimaaktivisten ehrenamtlich. "Der Samuel hat damals einen Baum besetzt, in Sichtweite von meinem Büro", so Schulz. Seitdem steht er für Samuel Bosch vor Gericht ein. Außer einer Vorstrafe fürs "Containern" - das Mitnehmen weggeworfener Lebensmittel aus Abfallcontainern - ist Samuel Bosch nicht vorbestraft.
Umso überraschender kam das Urteil zur Jugendhaft für Klaus Schulz. "Das ist für mich als Anwalt eigentlich unglaublich." So würde in Baden-Württemberg kein Gericht entscheiden, sagt Schulz. "Ich kenne keinen Richter, der so mit dem Vorschlaghammer auf einen jungen Menschen einschlägt."
Der Aktivist, das Klima und die Zukunft
Jugendstrafen werden im Bundeszentralregister weit schneller gelöscht als reguläre Vergehen, so Klaus Schulz. "Das wird ihm jetzt nicht grausig nachhängen." Ob Samuel Bosch sich Sorgen um seine Zukunft macht? "Ich mache mir Sorgen um unser aller Zukunft. Deshalb mache ich das, was ich mache." Für ihn sei sowohl die Haftstrafe als auch die Jugendvorstrafe ein Preis, den er bereit ist zu zahlen. Auf die Frage, was er machen will, wenn er aus der Haft entlassen wird, sagt er nur: "Weitermachen."