Die mehr als 100 Mitarbeitenden von Galeria Kaufhof in Ulm bangen weiter um die Zukunft des insolventen Unternehmens. Laut Gewerkschaft ver.di könnte sich erst Ende März entscheiden, ob sie ihre Arbeitsplätze behalten können.
Jeden Morgen das gleiche Bild: Vor der Ulmer Galeria-Kaufhof-Filiale in der Fußgängerzone warten Kunden darauf, dass die Türen geöffnet werden. Das Haus läuft offenbar gut. Bei den beiden früheren Insolvenzen habe sich gezeigt, dass der Standort Ulm profitabel sei, erklärt Maria Winkler von der Gewerkschaft ver.di. Ulm sei eine attraktive Einkaufsstadt mit einem großen Einzugsgebiet, findet Josef Röll, Handelsexperte bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm.
Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) teilt mit, "die Ulmer Galeria-Filiale an ihrem zentralen Standort in der Bahnhofstraße hat große Bedeutung für die Innenstadt. Sie ist für viele Menschen, auch aus dem Umland, ein zentraler Anlaufpunkt in der City." Daher werde sich die Stadt dafür einsetzen, dass es in Ulm weitergeht.
Über allem schwebt allerdings die Insolvenz des Warenhauskonzerns, die dritte innerhalb von dreieinhalb Jahren. Seit Anfang Januar läuft das Insolvenzverfahren. Der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter sucht nach Investoren. Nach Medienberichten gibt es mehrere Interessenten.
"Wer auch immer der neue Investor wird, es wird eine neue Unternehmenskultur geben. Der Laden wird umgekrempelt", sagt Röll dem SWR. Er ist sich sicher, dass es am jetzigen Standort auch weiterhin ein Kaufhaus geben wird, am Konzept wird sich aber einiges ändern. Vielleicht wird es im Unter- und im Erdgeschoss sowie im ersten Stock weiterhin Handel geben, in den Stockwerken darüber Büros. Vieles sei vorstellbar. Röll rechnet damit, dass das Insolvenzverfahren an sich ein halbes Jahr dauern wird.
Falls die Filiale in Ulm tatsächlich geschlossen werden sollte, würden die Mitarbeiterinnen schnell einen Job finden. "Verkäuferinnen werden in Ulm gesucht", so Handelsexperte Röll. Maria Winkler von der Gewerkschaft ver.di sieht das etwas düsterer. Zwar gebe es viele Stellen, vor allem aber solche mit geringer Beschäftigung. Bei Galeria dagegen arbeiteten viele in Vollzeit. Es werde schwer, passende Stellen zu finden. "Es ist unsere allergrößte Hoffnung, dass Galeria Karstadt Kaufhof bleibt, auch im Sinne der Beschäftigten, damit ihr Arbeitsplatz erhalten bleibt", so Winkler. Seit der ersten Insolvenz verzichten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Lohn, um dem Konzern zu helfen. "Eine Vollzeitbeschäftigte verzichtet pro Jahr auf 5.000 Euro, daher die Hoffnung, dass es doch noch weitergeht".
Galeria Beschäftigte bekommen bis Ende März Insolvenzgeld
Bis Ende März zahlt die Agentur für Arbeit Insolvenzgeld für die mehr als 100 Beschäftigten in Ulm. Danach ist der Konzern wieder dran. Bis dahin muss der Insolvenzverwalter entscheiden, ob es reelle Chancen für das Unternehmen gibt. Sieht er keine Zukunft, drohen Kündigungen, so Maria Winkler. Eine unschöne Situation für die Beschäftigten, die um ihre Arbeitsplätze bangen. Daher hofft Winkler, dass die Entscheidung über die Zukunft von Galeria schon früher fällt.