Von der Schließungswelle bei der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof sind in Baden-Württemberg sechs Filialen betroffen. Bundesweit sind es 52. Aber auch in den Filialen von Kaufhof Galeria, die nach derzeitigem Stand geöffnet bleiben, wie etwa in Ulm, wird Personal abgebaut. Außerdem soll das Warenangebot reduziert werden. Welche Sortimente noch übrig bleiben, soll künftig eher regional entschieden werden. Das sagt der Ulmer Insolvenzverwalter und Chefsanierer des Galeria Karstadt Kaufhof-Konzerns, Arndt Geiwitz, im SWR-Interview.
SWR Aktuell: 52 Filialen werden geschlossen, 77 bleiben erhalten. Das wurde am Montag bekannt gegeben. Ist in Sachen Galeria das Glas halb voll oder halb leer?
Arndt Geiwitz: Ich würde schon sagen, dass das Glas halb voll ist, weil wir zeitweise von deutlich mehr Schließungen ausgehen mussten. Insofern bin ich froh, dass wir mindestens 77 Filialen und Warenhäuser fortführen können.
SWR Aktuell: Wer ist für diese Pläne der Filialschließungen am Ende verantwortlich - die Führung von Galeria Kaufhof, oder Sie als Insolvenzverwalter?
Geiwitz: Genau gesagt bin ich der Generalbevollmächtigte, das ist ja ein Verfahren in Eigenverwaltung. Das heißt, ich ergänze als Generalbevollmächtigter die Geschäftsführung. Wir sind gemeinschaftlich für die Entscheidungen über Schließungen verantwortlich, wenngleich das Konzept hauptsächlich von mir begleitet worden ist und letztendlich das Ergebnis auch von harten Verhandlungen mit den Vermietern und weiteren Vertragspartnern war.
SWR Aktuell: In den Filialen, die noch bestehen bleiben sollen, herrscht zum Teil große Unsicherheit, weil möglicherweise auch Personal abgebaut werden soll. Können Sie schon eine Größenordnung nennen?
Geiwitz: Wir gehen von einem Gesamtabbau von 5.000 Köpfen - nicht Vollzeitbeschäftigten - aus. Darin enthalten sind etwa 700 Köpfe in den Filialen, die fortgeführt werden.
SWR Aktuell: Was bedeutet die angekündigte Reduzierung des Warenangebots? Manche vermuten vielleicht ein Sterben auf Raten.
Geiwitz: Nein, es ist einfach so, dass wir historisch bedingt bei der Galeria auf extrem großen Flächen unterwegs sind. Große Flächen sind einfach umfangreicher und komplizierter zu bewirtschaften und brauchen mehr Personal. Wir müssen einfach die Ware etwas zusammenziehen, um die Produktivität auf der Fläche zu steigern. Das ist aber ganz unterschiedlich. Das heißt nicht, dass es bei jedem Haus so sein muss. Bei den besonders großen Häusern wird eher mehr reduziert, als bei den ohnehin schon etwas kleineren Häusern.
SWR Aktuell: In welche Richtung wird reduziert? Wird man sich von manchen Sortimenten ganz verabschieden?
Geiwitz: Das wird künftig mehr regional entschieden. In der Region kann es ganz unterschiedliche Entscheidungen geben, je nachdem, wie das Marktumfeld des Warenhauses ist. Wenn es zum Beispiel kein Haushaltsgeschäft in größerer Entfernung gibt, dann wären wir doch blöd, wenn wir die Haushaltsartikel reduzieren würden, dann würden wir die eher ausbauen. Hat man aber in unmittelbarer Nachbarschaft eine große Wettbewerbssituation von gewissen Artikeln, dann wird man eher diese reduzieren.
SWR Aktuell: Ende März findet noch die Gläubigerversammlung für Galeria statt. Was erwarten Sie sich davon?
Geiwitz: Meine Hoffnung ist, dass die Gläubiger diesen Insolvenzplan und damit das Sanierungskonzept unterstützen und wir dann eine Zustimmung zu dem eingereichten Insolvenzplan erhalten.
SWR Aktuell: Wenn die Gläubigerversammlung nicht zustimmt, dann ist alles gescheitert?
Geiwitz: Wenn sie nicht zustimmen, wäre alles gescheitert. Dann würden aber auch die Gläubiger schlechter stehen, als jetzt im Falle der Zustimmung. Und so habe ich doch Hoffnung, dass wir hier auch eine Zustimmung kriegen. Wir haben bisher auch von den Großgläubigern das klare Signal bekommen, dass sie zustimmen wollen.