Die Geruchsquelle ist inzwischen identifiziert: Aus roten Güterwaggons strömt der bestialische Gestank, der immer wieder über dem Bahnhofsareal in Aalen wabert. Je wärmer es wird und je länger die Container am Bahnhof stehen, desto unerträglicher werde es, sagt eine geplagte Anwohnerin.
Restmüll verursacht Gestank am Bahnhof Aalen
Die Waggons sind gefüllt mit Resten, die beim Altpapier-Recycling der Papierfabrik Palm übrig bleiben. Bei der Herstellung von Papier aus Altpapier wird alles, was irrtümlich im Altpapier gelandet ist, wie Styropor, Folien, Heftklammern, Metallteile, Kunststoffe oder sogar Hausmüll aussortiert. Dieser Restmüll wird in der Schwesterfabrik in Wörth verbrannt und es wird Wärme daraus gewonnen.
DB Cargo müsste Container öfter abtransportieren
Wird der aus dem Altpapier geklaubte Restmüll nicht abgeholt, wird es eklig. Das weiß die Firma Palm und hatte sich deshalb eigentlich abgesichert: Vertraglich sei ausgemacht, dass die DB Cargo die Container dreimal pro Woche im Werk abholt und dann auch gleich wegfährt; nämlich zur Papierfabrik ins rund 170 Kilometer entfernte Wörth am Rhein in Rheinland-Pfalz.
Waggons mit stinkendem Müll sind nicht dicht
Stattdessen stehen die Waggons oft tagelang am Bahnhof und zerren an den (Geruchs-)Nerven von Anwohnern, Hotelgästen und auch den Beschäftigten am Theater der Stadt Aalen im benachbarten Kulturbahnhof. Eigentlich sollten sie geruchsdicht sein, sind sie aber nicht, weil sie nur mit einer Plane abgedeckt sind.
Jetzt schreitet die Stadt Aalen ein, um das Zwischenlagern des Mülls schnell zu beenden. Rechtsgrundlage sei die Polizeiverordnung, so Aalens Bürgermeister Bernd Schwarzendorfer. Derzeit laufe ein Anhörungsverfahren, in dem sich DB Cargo und das Eisenbahn-Bundesamt zu den Vorwürfen äußern sollen. Die Frist laufe am 30. April ab. Danach drohe ein Bußgeld.
DB Cargo weist Vorwürfe in einem Schreiben zurück
Auf Anfrage des SWR hat sich DB Cargo zu den Vorwürfen in einem Schreiben geäußert. "Die Vorwürfe eines vertragswidrigen Verhaltens weisen wir zurück", schreibt ein Sprecher des Güterverkehrs der Deutschen Bahn. Zum Sachverhalt werde man sich aber nicht weiter äußern. Man versuche eine Klärung im Gespräch mit dem Kunden.
Nachdem DB Cargo das Versprechen nicht eingehalten habe, hat Papierfabrikant Palm jetzt die Reißleine gezogen: Er hat schnell gehandelt und den Vertrag mit der DB Cargo gekündigt. Er sieht sich möglicherweise gezwungen, den Müll wieder von Lkw abholen zu lassen. Diesen Schritt bedauere er aus Umwelt- und Klimaschutzgründen sehr, so Palm.