Pirmin Fronmüller aus Gerstetten (Kreis Heidenheim) gilt als großes Schiedsrichtertalent beim württembergischen Fußballverband. Innerhalb von vier Jahren steigt er rasant auf und darf bereits mit 17 Jahren in der Landesliga Spiele leiten - eine Besonderheit. Auch dort kann er sich durch souveräne Auftritte in den Vordergrund "pfeifen" und wird nach einer erfolgreichen Saison direkt mit dem nächsten Schritt belohnt.
Kindheitstraum von Pirmin Fronmüller
Trikots, Pfeifen, Karten und natürlich - ganz wichtig - Bananen, für den Energieschub: Primin Fronmüller packt seine Sporttasche für die Landesligapartie Baindt gegen Mietingen. Der vor kurzem 18 Jahre alt gewordene Abiturient wird aber nur selten gegen den Ball treten. Er leitet die Landesligapartie als Schiedsrichter.
Der Unparteiische zu sein, das sei schon ein Kindheitstraum gewesen, erzählt er lächelnd und erinnert sich: In der Grundschule gab es mal ein Freundebuch, bei dem jeder seinen Berufswunsch eintragen durfte. "Ich hab da als Kind schon Schiedsrichterei reingeschrieben.“ Warum? Das weiß er nicht mehr. Mutter Andrea erzählt jedoch, dass sich Pirmin schon ganz früh viele verschiedene Pfeifen gewünscht hat.
Prüfung zum Schiedsrichter mit 13 Jahren
Im Alter von zwölf Jahren hatte Pirmin dann zum ersten Mal Kontakt zur Schiedsrichtergruppe Heidenheim. Ein Jahr später legte er erfolgreich seine Prüfung ab. Das erste offizielle Spiel als Unparteiischer, eine Jugendpartie, verlief dann aber nicht wie erhofft. Es gab Tumulte, die Eltern waren der Meinung, Pirmin hätte zu wenig Karten gezeigt. "Ich sag nicht, ich bin heulend vom Platz gegangen, aber ich war bedrückt.“
Direkt das Handtuch werfen? Nicht mit Pirmin: Er lernt aus dieser unangenehmen Erfahrung und macht weiter. Früh zeigte er Autorität auf dem Platz, auch gegenüber zwei Köpfe größeren Spielern, erzählt Papa Ralf. "Seine Ruhe und seine Ausstrahlung, die ist echt gut."
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Fronmüller assistiert beim Testspiel des Bundesligisten 1.FCH
Während seiner nun fünfjährigen Schiedsrichterlaufbahn hat Pirmin schon einiges erlebt. Bei einem Testspiel des 1. FC Heidenheim durfte er als Assistent an der Seitenlinie stehen und hat da auch das ein oder andere Wort mit Frank Schmidt wechseln können. Ebenfalls als Assistent hat er beim Abschiedsspiel von FCH-Legende Marc Schnatterer vor rund 8.000 Zuschauern die Fahne heben dürfen.
Doch auch als Unparteiischer hatte Pirmin schon ein großes Highlight: Vor zwei Jahren durfte er vor 1.500 Fans ein Bezirkspokalfinale der Herren leiten. "Es war cool als 16-Jähriger da aufzulaufen, die ganze Stimmung, die deutsche Nationalhymne davor." Auch ein einprägendes Erlebnis für Ralf Fronmüller, der sich meistens unter die Zuschauer mischt, ohne dass er sich als Pirmins Vater zu erkennen gibt. "Pirmin war die Ruhe selbst, ich wars nicht. Ich war sehr nervös."
Schiedsrichter: "Ein bisschen wie eine eigene Sportart"
In Baindt (Kreis Ravensburg) startet das Landesligaspiel um Punkt 15 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. "Der Anfangspfiff ist wichtig. Wenn der laut ist, dann wissen sie, dass man da ist," so Pirmin. Die Partie verläuft ruhig. Souverän löst er ein paar kleinere, knifflige Situationen. Entscheidungen in Sekundenschnelle treffen, dabei permanent, vorwärts, seitwärts oder rückwärts laufen und immer wieder mit den Spielern agieren. "Das kann, glaub ich, kein anderer Sport von sich behaupten," sagt Pirmin stolz. "Schiedsrichterei ist ein bisschen wie eine eigene Sportart".
Kurz vor Spielende muss Pirmin noch zwei Gelbe Karten verteilen, dann pfeift er ab. Zufrieden trifft er sich mit seinen Gespannspartnern in der Spielfeldmitte. "Niemand will was von uns, das ist immer das beste Zeichen.“ Das ein oder andere Lob von Spielern oder Zuschauern heimsen sie dann aber doch noch ein.
Von der Landesliga bis in die Bundesliga?
Einer der Zuschauer ist Andreas Warken von der Schiedsrichtergruppe Heidenheim. Er hat Pirmin kennengelernt, als das Schiedsrichtertalent 14 Jahre alt war. "Da hat mir mein Bauchgefühl damals schon gesagt, er ist ein Rohdiamant." Auf die Frage, ob es Pirmin mal in die Bundesliga schaffen könnte, antwortet er "Ja. Definitiv."
Schiedsrichter in der U17-Bundesliga
Klar, dort will Pirmin auch irgendwann mal landen, aber "das ist so ein weiter Weg, da oben wird's dünne Luft. Deswegen sollte man sich eher Step für Step Ziele setzen." Eines dieser Ziele hat er nur wenige Tage nach der Partie in Baindt erreicht: Er steigt erneut auf und darf ab der kommenden Saison als jüngster Schiedsrichter in der Verbandsliga pfeifen. Und nicht nur das: Er wird künftig auch in der U17-Bundesliga eingesetzt.
Neben seinem großen Ziel - die Bundesliga der Herren - hat Pirmin auch einen Plan "P". Kürzlich hat er die Aufnahmeprüfung bei der Bundespolizei geschafft. Das Gute an diesem Plan: Wie schon Bundesliga-Schiedsrichter vor ihm bewiesen haben, wäre theoretisch beides parallel möglich.