Da standen sie also im Standesamt: Er im schwarzen, eleganten Anzug mit weißen Rüschenhemd. Sie im weißen Brautkleid. Wobei der profane Begriff Brautkleid dem sieben Kilo schweren Monstrum eigentlich nicht gerecht wird. Aber dazu später mehr. Eine "Hochzeit mit Hindernissen" - sechs Filme tragen diesen Titel. Die Hochzeit von Uli Trompetter und Arno Filbig aus Langenau-Albeck (Alb-Donau-Kreis) hätte Potenzial für Nummer sieben.
Kennengelernt an der Autobahn
Was in einer prächtigen Märchenhochzeit am Gardasee im vergangenen September mündet, beginnt vier Jahre zuvor an einer unromantischen Autobahnraststätte. Eine Zufallsbegegnung. Uli Trompetter und Arno Filbig, beide mit eigenen Lebensgeschichten, erwachsenen Kindern und auch vergangenen Ehen.
Auch der Heiratsantrag bewegt sich eher noch auf dem Niveau "Autobahnraststätte". Er fragt sie eines Abends in der Küche: "Spatzel, sollen wir nächstes Jahr heiraten?" Von da an nehmen die Dinge ihren Lauf.
Uli Trompetter bestellt sich bei einem großen Versandhändler im Internet ein "relativ günstiges" Brautkleid. Dass daraus mal das Sieben-Kilo-Monstrum erwachsen wird? "Ein Vorbild hatte ich keines, es war wirklich ein Projekt", sagt sie im Rückblick. Und wer zwischen den Zeilen lesen kann, erahnt vielleicht die Tragweite dieser Worte. Der Plan: "Ich bestelle mir noch Stoffe und pimpe das selbst".
Hochzeitskleid nimmt Formen an
Nun ja. Trompetter wächst das Projekt ein wenig über den Kopf. Sie wendet sich mit dem Kleid ("Sah ganz anders aus, ich konnte es aber irgendwann nicht mehr zurückschicken") und den Stoffen ("Berge" und "ganz viele verschiedene") an eine Schneiderin. Die beiden beschließen, getrieben von Zeitnot: "Wir hängen jetzt einfach alle Stoffe total chaotisch an einen Reifrock und dann wird es so, wie es wird."
Gesagt, geschneidert, es werden sieben Kilo. Für die Braut am Hochzeitstag ist es übrigens nur zu ertragen mit Schmerztabletten - der Rücken streikt. Doch die eigentlichen Hindernisse beginnen am Tag vor der Hochzeit - und der wäre besonders gut für einen Film geeignet.
Und dann sagt die Standesbeamtin plötzlich ab
Auf der Leinwand wäre zunächst auf einem Nachttisch ein surrendes Handy in Großaufnahme zu sehen, das sich durch die Vibrationen gefährlich in Richtung Abgrund bewegt. Ein beherzter Griff des verschlafenen Bräutigams Arno Filbig rettet das Smartphone schließlich vor dem Absturz. Er nimmt ab. Es folgt ein stakkatohaftes, aufgeregtes Geschnatter der italienischen Standesbeamtin, das verzerrt aus dem Lautsprecher dröhnt. Was Filbig versteht, ist: "Morgen kann ich nicht, ich habe Urlaub". Und er versteht richtig.
Also: Im Schlafanzug zur Gemeindeverwaltung nach Malcesine. Dort erklärt sich eine andere Mitarbeiterin bereit, das Paar zu trauen. Nächstes Problem: Ein Übersetzer muss her. Glücklicherweise ist Filbigs Trauzeuge Halbitaliener. Doch auch in italienischen Rathäusern gibt es Regeln - und die besagen, dass der Trauzeuge nicht gleichzeitig der Übersetzer sein darf. Also beauftragt der Bräutigam einen italienischen Freund, der sonst in Ulm in seiner Werkstatt Vespas zusammenschraubt.
Was sonst noch schiefging
Die weiteren Hindernisse folgen hier in Kurzform. Das Lokal, in dem das Brautpaar feiern will: sagt kurzfristig ab. Die Bucht am Gardasee, wo es nach der Trauung hingehen soll: sagt auch ab. Der Koch, der das Hochzeitsbuffet liefern soll: hat den Termin verschwitzt. Das Segelboot, mit dem Uli Trompetter und Arno Filbig samt Gästen über den Gardasee schippern wollen: wird storniert - Sturmwarnung.
Der Wind bläst den beiden schon vor der Eheschließung von vorne ins Gesicht. Doch wie hat Johann Wolfgang von Goethe, ebenfalls Gardasee-Liebhaber, ausgerechnet in seinem Gedicht "Der Bräutigam" geschrieben: "Wie es auch sei, das Leben, es ist gut". Die Hochzeit sei, sagt das Ehepaar - trotz allem - "ein rauschendes Fest" gewesen.