In Aalen gibt es zwei Fritz Hägeles - einer sitzt für die AfD im Aalener Gemeinderat, der andere ist Vorsitzender des Aalener Vereins "Freundeskreis Indienhilfe". Und dieser Fritz Hägele fürchtet nun um seinen guten Ruf. Und hat sich deshalb dazu entschlossen, einen Leserbrief zu schreiben - an beide Aalener Lokalzeitungen. Da heißt es unter anderem:
"Für die Wahlen des Kreistags und des Gemeinderats hat sich für die AfD Fritz Hägele, Oberstudienrat a.D. aus Aalen, aufstellen lassen. Ich trage zufällig den gleichen Namen (...) Ich möchte hier klarstellen, dass ich politisch nicht auf der Seite der AfD stehe."
Fritz Hägele will nicht mit Fritz Hägele verwechselt werden
Tatsächlich war Fritz Hägele mehrfach darauf angesprochen worden, ob er nun für die AfD im Aalener Gemeinderat sitze. Zumal die beiden Fritz Hägeles nicht nur Namensvettern sind - sondern auch noch Berufsgenossen. Falls der Begriff "Genosse" in diesem Fall angebracht ist. Beide sind Lehrer im Ruhestand.
Nun hätte es Fritz Hägele ja mit einer Richtigstellung in seinem privaten Umfeld gut sein lassen können. Doch eine Verwechslung mit dem AfD-Stadtrat könnte seiner Ansicht nach üble Folgen haben, und zwar nicht nur für ihn persönlich.
Verein aus Aalen leistet Lebenshilfe für Kinder in Indien
Fritz Hägele ist ein sehr engagierter Mensch. Mit seinen 82 Jahren ist der frühere Sonderschullehrer beschäftigter als manch anderer während seiner aktiven Berufsphase. Er ist Vorsitzender des Vereins "Freundeskreises Indienhilfe". Vor 36 Jahren gründet Hägele den Verein zusammen mit einem katholischen Pfarrer, dem sein Stiefvater Jahre zuvor das Theologiestudium finanziert hatte. Ziel: indischen Kindern aus den ärmsten Gesellschaftsschichten Bildung und Gesundheit zu ermöglichen - und ihnen dadurch eine Zukunft zu geben.
In dreieinhalb Jahrzehnten hat der "Freundeskreis Indienhilfe" neben drei Schulen fünf Krankenstationen und vier Einrichungen für Kinder mit Behinderungen sowie eine beschützende Werkstätte errichtet.
Der engagierte Aalener kümmert sich auch um die Selbstständigkeit junger Frauen in Indien: Viele werden im Alter von 13 zwangsverheiratet. Ein einjähriger Nähkurs macht sie finanziell unabhängig, zumal sie am Ende des Kurses eine Nähmaschine geschenkt bekommen. Zwischen 16.000 und 17.000 Kindern haben Hägele und der Verein mittlerweile eine Zukunft gegeben.
Verwechslung mit AfD-Stadtrat: Spendenrückgang befürchtet
Für all diese und weitere Projekte ist Fritz Hägele auf Spenden angewiesen. Rund 360.000 Euro braucht er jedes Jahr allein für die laufenden Kosten. Und da kommt wieder sein Namensvetter ins Spiel: Was ist, fragt sich Hägele, wenn bisher fleißige Dauerspender ihre Zuwendungen streichen, weil sie ihn mit dem AfD-Stadtrat verwechseln?
Das sei bisher nicht geschehen, sagt Hägele im Gespräch mit dem SWR. Auch habe sich der andere Fritz Hägele bisher seinerseits nicht zu dem Verwechslungsproblem geäußert.
Das hat der AfD-Fraktionsvorsitzende im Aalener Gemeinderat, Andreas Lachnit, übernommen. Wie in der "Schwäbischen Post" zu lesen war, hatte er zu Hägeles Sorge um Spenden für Indien angemerkt: Wenn man für die AfD spende, bleibe das Geld in jedem Fall in Deutschland. Auf eine Anfrage des SWR hat der AfD-Stadtrat Fritz Hägele übrigens nicht reagiert.