Ein Fanprojekt für den SSV Ulm 1846, das ist in der Donaustadt schon lange Thema. Es wurde bereits 1999 diskutiert, als der Verein damals für eine Saison in der Bundesliga spielte. Mit Beginn des neuen Jahres nimmt das Fanprojekt seine Arbeit auf. Die Stadt Ulm ist dabei federführend. Es ist Fanprojekt Nummer 71 in Deutschland.
Fanprojekt für "junge Fans"
Das Projekt richtet sich an die 14- bis 27-jährigen Fans des SSV Ulm 1846, so Margit Abele vom Bereich Soziales der Stadt Ulm. Sie betont, dass es ein Projekt für die Fans des Vereins ist. Das bedeutet: Es ist kein Fanprojekt des SSV Ulm.
Deswegen hat auch die Stadt jetzt die beiden Stellen ausgeschrieben, die für das Fanprojekt geschaffen werden. Gesucht werden zwei Sozialpädagogen. "Eine Frau und ein Mann wären gut", sagt Abele. Sie sollen Anlaufstelle für die Fans sein, unter der Woche und am Wochenende bei Heim- und Auswärtsspielen.
Standortfrage noch nicht geklärt
Die Stadt Ulm benötigt nicht nur Menschen, die das Projekt ausfüllen, gesucht wird auch ein Ort, wo sich Fans austauschen können. Ein Raum in der Nähe des Stadions wäre aus Sicht der Stadt ideal. Dieser könnte ein bis zweimal pro Woche geöffnet sein. Das Fanprojekt ist Sozialarbeit für junge Menschen. Damit soll auch verhindert werden, dass junge Fans in der Szene auf die schiefe Bahn geraten.
Die Polizei in Ulm schätzt die Zahl der "Problemfans" beim SSV Ulm 1846 auf einige hundert. Sie begrüßt die Einrichtung des Fanprojekts. Dadurch sei eine bessere Vernetzung möglich. Allerdings ist das Polizeipräsidium Ulm nicht direkt in das Fanprojekt eingebunden.
"Das Ergebnis von Sozialarbeit ist nicht messbar" sagt Michael Gabriel. Er koordiniert von Frankfurt aus die Fanprojekte, die es in Deutschland gibt. Die KOS, so heißt die Koordinierungsstelle für Fanprojekte, gibt es seit 1993. Gabriel weiß, dass der Erwartungsdruck bei Fanprojekten oft hoch ist, deswegen brauche es einen langen Atem, auch in Ulm.
Finanzierung gesichert
Das Fanprojekt kann Anfang nächsten Jahres beginnen, da seit Kurzem die Finanzierung klar ist: Rund 200.000 Euro sind dafür jährlich nötig. Die Hälfte davon übernimmt der Fußball (DFL und DFB), jeweils 25 Prozent finanzieren die Stadt Ulm und das Land Baden-Württemberg. Ulm ist das siebte Fanprojekt im Land. Es gibt sie unter anderem in Heidenheim, Freiburg, Stuttgart und Karlsruhe.
Fanprojekt muss sich herantasten
Die Verantwortlichen bei der Stadt Ulm wollen sich bis zum Start des Fanprojekts vor allem umhören. Der Austausch mit anderen Fanprojekten sei wichtig, meint Margit Abele. Allerdings müssten die Sozialpädagogen bei ihrer Arbeit auch ein Gefühl dafür entwickeln, welche Besonderheiten es in der Ulmer Fanszene gebe. Nicht jede Aktion, die bei einem Fanprojekt XY funktioniere, sei auch in Ulm umsetzbar, so Abele.
Die Vorfreude sei dennoch groß. Schließlich genieße die koordinierte Fanbetreuung in Deutschland in anderen Ländern große Anerkennung. Dass das Projekt in Ulm einen so langen Anlauf gebraucht habe, wertet die Stadt als nicht weiter tragisch. Umso erfreulicher sei es jetzt, das Projekt mit Leben zu füllen.