Raketenstart zur ISS

Darum fliegen Experimente von Ulmer Studierenden ins All

Stand
Interview
Jürgen Klotz
Onlinefassung
Carola Kührig
Carola Kührig

Experimente von Ulmer und Geislinger Studierenden starten am Dienstagabend mit einer Rakete zur ISS, zur Internationalen Raumstation. Zwei Jahre haben sie daran geforscht.

In Cape Canaveral in den USA ist am Dienstagabend die nächste Rakete in Richtung Internationaler Raumstation (ISS) gestartet. An Bord sind Experimente, an denen Studierende aus Ulm und Geislingen mitgearbeitet haben. Mehr als zwei Jahre haben die Studentinnen und Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik mit einem 23-köpfigen Team an den Experimenten getüftelt und gearbeitet. Projektleiter ist Christian Korn aus Ulm. Er ist zusammen mit Teamkolleginnen und -kollegen in den USA, um den Start der Rakete am Dienstagabend mitzuverfolgen.

SWR Aktuell: Sie sind schon in den USA, am Abend startet die Rakete. Sind Sie aufgeregt?

Christian Korn: Tatsächlich ja, sehr aufgeregt! Weil es nicht alle Tage passiert, dass man als Student etwas baut, was auf die ISS fliegt und einfach im Weltall betrieben wird. Ich glaube, als Luft- und Raumfahrttechnik-Student ist das etwas Unglaubliches. So etwas selbst im Studium schon erleben zu können, da muss man - glaube ich - sogar aufgeregt sein.


SWR Aktuell: Wie erklären Sie einem Raumfahrt-Laien erklären, was sie mit ihrem Experiment erforschen wollen? 

Korn: Unsere Experimente basieren auf Ferrofluid. Das ist quasi eine Flüssigkeit, welche durch Magnete manipuliert und bewegt werden kann. Da drin sind einfach Nanopartikel gelöst, also metallische Nanopartikel, die diese Magnetisierung möglich machen. Unsere Grundidee mit diesen Experimenten ist, dass wir herkömmliche Systeme, die bereits existieren in der Raumfahrt, durch Ferrofluide ersetzen wollen und somit hoffentlich vertrauenswürdigere, langlebigere und widerstandsfähigere Produkte oder Systeme bauen können.

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SWR Aktuell: Das Experiment ist nur so groß wie ein Schuhkarton. Müssen Sie das so groß machen beziehungsweise so klein, damit es in die Rakete passt? 

Korn: Das Projekt ist vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Es heißt "Überflieger 2“. Und es waren die Rahmenbedingungen, dass die Gewinner einen Platz von 10 auf 10 auf 20 Zentimeter haben, also wirklich nicht einmal die Größe eines Schuhkartons, um diesen Platz mit einem Experiment zu füllen. Und dieses wird auf der ISS für 30 Tage betrieben. 

Experimente von deutschen Luft- und Raumfahrttechnik-Studenten aus Ulm und Geislingen  zur ISS ins Weltall.
So sieht die Konstruktion mit dem Experiment aus, die in der Rakete zur ISS geflogen ist und kleiner als ein "Schuhkarton" sein musste.

SWR Aktuell: Sie haben dieses Experiment an der Universität Stuttgart vorbereitet und mit vielen anderen zusammen entwickelt. Durchgeführt wird es auf der Internationalen Raumstation (ISS). Liegt eine Bedienungsanleitung dabei.? 

Korn: Tatsächlich nicht, es ist recht autonom. Eigentlich muss der Astronaut das Experiment auf der ISS nur anstöpseln. Dann wird das von uns gesteuert. Wir haben quasi Zugriff auf das Experiment und können neue Befehle hochladen. Das heißt, es läuft eigentlich für Astronauten komplett autonom. Sie müssen nur anstöpseln und der Rest passiert von unserer Seite. 

SWR Aktuell: Hat ihre Forschung jetzt nochmal eine andere Dimension bekommen mit einem Projekt, das man im Weltall quasi ausprobieren kann? 

Korn: Auf jeden Fall. In der Weltraumforschung gilt, dass die Dinge wirklich im Weltraum funktionieren. Sie brauchen quasi Flugerprobung, sie müssen also mal geflogen sein. Sie müssen im Weltraum verifiziert werden. Es muss gezeigt werden, dass sie im Weltraum und in der Schwerelosigkeit ähnlich oder genauso gut funktionieren. Dafür ist das ein riesiger Schritt für die Forschung.

SWR Aktuell: Wo verfolgen Sie am Abend den Start?

Korn: Wir verfolgen das hier, in Cape Canaveral, wo wir momentan sind. Wir haben uns einen sehr beliebten Strand ausgesucht, von dem man das Ganze hoffentlich sehen kann. Wir werden in etwa knapp sechs oder sieben Kilometer entfernt sein vom Raketenstart. Das ist für eine Rakete, die wirklich unglaublich viel Macht hat, schon sehr nah. Da spürt man die Vibrationen immer noch. Feiern werden wir auf jeden Fall.

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