Sind Wärmepumpen die Lösung? Sechs Millionen solcher Pumpen sollten in Deutschland bis zum Jahr 2030 eingebaut werden, das hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kürzlich gefordert. Davon könnte auch ein Start-Up-Unternehmen in der Wissenschaftsstadt auf dem Ulmer Eselsberg profitieren: Envola. Die seit drei Jahren bestehende Wärmepumpen-Firma wollte eigentlich erst im nächsten Jahr im großen Stil produzieren, sagt einer der drei Geschäftsführer, Alexander Schechner. Doch die Russlandkrise mache jetzt Druck im Kessel.
"Wir werden fast den doppelten Umsatz in diesem Jahr haben und müssen jetzt Gas geben, alle Prozesse zu beschleunigen."
Der Markt benötige die Pumpen dringend. Er erzählt von Großkunden - Investoren und Baugenossenschaften. In einigen Fällen habe man die Gasheizung gerade installieren wollen. "Dann wurde alles gestoppt, jetzt brauchen die dringend Anlagen, die mit erneuerbaren Energien funktionieren und nicht mit fossilem Gas."
Wärmepumpen - Heizung und Klimaanlage in einem
Wärmepumpen gelten als die neue Standardheizung und ideale Klimaanlage. Geschäftsführer Alexander Schechner: "Die Branche war eh schon mit dreißig bis vierzig Prozent im Wachstum. Die hat jetzt eher das Problem, dass sie nicht liefern kann." Denn auch dort gibt es Lieferschwierigkeiten wegen gestörter Lieferketten. Für die Wärmepumpen ist zum Beispiel Kupfer notwendig.
Ulmer Wärmepumpen-Firma steht unter Produktionsdruck
Das Ulmer Start-Up-Unternehmen steht deshalb unter Produktionsdruck. Kunden müssen derzeit bis zu neun Monate auf eine Wärmepumpe warten. Envola plant, sein Produktionsstätte zu erweitern und langfristig auch in Südeuropa zu produzieren. Die Ulmer Wärmepumpe sei eine ganz spezielle Entwicklung, eine "Weltneuheit", betont Geschäftsführer Alexander Schechner: "Wir haben zusätzlich zu dem reinen Kühlschrank-Prinzip, das die ganze Welt anwendet, einen integrierten Speicherbaustein entwickelt, der hier einen Ausgleich schafft - zum Beispiel zwischen Tag und Nacht."
![Photovoltaikanlage auf einem Firmendach - auch Photovoltaikanlagen auf Hallen von Firmen sollen zum Klimaschutz beitragen (Sujetbild). (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance) Photovoltaikanlage auf einem Firmendach - auch Photovoltaikanlagen auf Hallen von Firmen sollen zum Klimaschutz beitragen (Sujetbild).](/swraktuell/baden-wuerttemberg/ulm/1712925027512%2Cphotovoltaikanlage-solar-dach-auf-lagerhalle-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Wie das Ulmer Donautal klimafreundlicher werden soll
Ums Energiesparen geht es auch im gesamten Ulmer Industriegebiet Donautal. Wie das klimafreundlicher werden kann, untersuchen derzeit die Universität Ulm und die Hochschule Aalen in einem sogenannten Reallabor. Dazu stellt die Aalener Professorin Martina Hofmann den im Donautal angesiedelten Unternehmen ganz gezielte Fragen: Welche Maschinen sind Energiefresser und welche Motoren kann man auch mal vom Netz nehmen? Wo sind mit Photovoltaik überdachte Carports auf dem Parkplatz der Beschäftigten möglich? Die Aalener Professorin rät auch dazu, Energie aus Reststoffen zu produzieren: "Etwa aus Holzverpackungen, die aufwendig und teuer entsorgt werden müssten. Da kann man schauen, ob man hier einen energetischen Nutzen gewinnen kann." Oder aber aus Bioabfällen, zum Beispiel aus der Kantine.
"Auch das Ulmer Donautal ist von Überschwemmungen betroffen."
Außerdem müssten Unternehmen die aktuellen Klimaveränderungen berücksichtigen und sich auf heißere Sommer und Starkregen einstellen. Die Aalener Umweltforscherin sagt: "Wir motivieren die Firmen dazu, Teilflächen zu entsiegeln und Grünflächen anzulegen, damit das Wasser versickern kann."
Warum begrünte Fassaden wie eine natürliche Klimaanlage wirken
Eine Idee ist auch, Zisternen zu bauen, um Regenwasser zu nutzen. Und für Dächer und Fassaden empfiehlt Martina Hofmann eine Begrünung -als natürliche Klima-Anlage. "Die Pflanzen haben durch die Verdunstung von Wasser kühlende Wirkung. Im Winter dagegen dämmt eine begrünte Fassade und generell bringt sie ein anderes Kleinklima." Bewachsene Dächer und Fassaden seien zudem gut für die Biodiversität, also die Artenvielfalt. Solche Flächen, auf denen man ökologische Nischen anlegen kann, suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit den Firmen.
Nächstes Jahr geht das Forschungsprojekt im Donautal zu Ende. Dann wird sich zeigen, wie viel Energie eingespart werden konnte und wie zufrieden die Beschäftigten selbst mit ihrer veränderten Arbeitsumgebung sind.