Die Gaspreise in Baden-Württemberg werden mit den neuen Umlagen ab Oktober zum Teil sehr deutlich ansteigen. Die geplante Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas wird die Preissteigerungen dabei oft nicht ausgleichen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Grundversorgern im Land. Jedoch müssen nicht alle Gaskunden ab dem 1. Oktober mit einer Weitergabe der Gasumlage rechnen - für mehrere Grundversorger in Baden-Württemberg kamen die Ankündigungen aus Berlin zu kurzfristig. Auch die Strompreise ziehen teils kräftig an.
Mit der Gasumlage von 2,4 Cent je Kilowattstunde, die vergangene Woche verkündet wurde, sollen erhöhte Beschaffungskosten von Großimporteuren ausgeglichen werden, um diese vor der Pleite zu bewahren. Dazu kommt eine Gasspeicherumlage in Höhe von 0,059 Cent. Im Gegenzug kündigte die Bundesregierung am Donnerstag eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf 7 Prozent an.
Senkung der Mehrwertsteuer fängt Preiserhöhung nur teilweise auf
In Freiburg, Heidelberg oder Mannheim planen die Gas-Grundversorger bereits eine Weitergabe der Umlagen ab dem 1. Oktober. In Mannheim beträgt die Steigerung etwa im Tarif Natura Grundversorgung 2 rund 30 Prozent, teilte der Grundversorger MVV Energie mit. Eine abgesenkte Mehrwertsteuer werde die Steigerung abmildern, aber nicht vollständig ausgleichen. In Freiburg werde eine Mehrwertsteuerabsenkung die Mehrbelastung um etwa die Hälfte reduzieren, teilte eine Sprecherin des dortigen Grundversorgers Badenova mit.
Die Stadtwerke Heidelberg wollen die Erhöhungen eins zu eins an die Kunden weitergeben - das ergebe mit der aktuellen Mehrwertsteuer eine Preissteigerung von knapp unter 20 Prozent, hieß es. Sinke nun die Mehrwertsteuer, gleiche das die Mehrbelastung für Haushalte nicht aus. Bei einem Haushalt mit 18.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch ergebe sich durch die Mehrwertsteuerabsenkung von 19 auf 7 Prozent eine Entlastung von 337 Euro. Die Umlagen führten bei einer Mehrwertsteuer von 7 Prozent aber zu einer Mehrbelastung von 477 Euro - Kundinnen und Kunden müssten also unterm Strich 140 Euro im Jahr mehr bezahlen.
Gaskunden in Baden-Württemberg müssen ab Oktober tiefer in die Tasche greifen - unter anderem wegen der Gasumlage, die von den Unternehmen weitergereicht wird. SWR-Reporter Tobias Frey fasst zusammen:
Fraktionschef der BW-Grünen kritisiert Vorgehen der Ampel-Regierung
Baden-Württembergs Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz hält die Gasumlage und die reduzierte Mehrwertsteuer darauf für falsche Weichenstellungen der Ampel. "Es wäre richtig gewesen, Gasversorger wie Uniper mit Steuermitteln zu stabilisieren. So wie man es in der Corona-Krise etwa bei Lufthansa gemacht hat",
sagte Schwarz. Hinzu komme jetzt noch, dass die jüngst angekündigte Senkung der Mehrwertsteuer auf Erdgas sozial nicht zielgenau wirke. "Es muss doch darum gehen, die Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu entlasten."
Zudem habe diese Lösung einen großen volkswirtschaftlichen Nachteil: "Ein Produkt wird billiger, dessen Verbrauch reduziert werden soll. Das ist falsch, aus klima- wie auch aus sicherheitspolitischen Gründen", argumentierte Schwarz. Für den Grünen ist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Gasumlage und der Mehrwertsteuersenkung mit einer "rostigen Gießkanne" unterwegs.
EnBW erhöht noch nicht zum 1. Oktober
Der Energiekonzern EnBW - unter anderem Grundversorger für Stuttgart - will noch nicht gleich am 1. Oktober die Gaspreise erhöhen. Preisanpassungen hätten bis zum Freitag mitgeteilt werden müssen, hieß es. Die Höhe der Umlage sei aber erst am 15. August bekannt geworden. Das Unternehmen prüfe daher die Weitergabe zu einem späteren Zeitpunkt. Beim Strompreis geht es bei der EnBW ab Oktober im Grundversorgungstarif im Durchschnitt um 31,1 Prozent nach oben.
Die Karlsruher Stadtwerke erhöhen ihren Gastarif zum 1. Oktober um rund 30 Prozent. Wie ein Sprecher dem SWR sagte, ist in diese Erhöhung die Gasumlage von 2,4 Cent pro Kilowattstunde allerdings noch nicht eingeflossen, weil der zeitliche Vorlauf dafür nicht ausgereicht habe. Die Umlage soll dann voraussichtlich ab November oder Dezember zusätzlich erhoben werden - und zwar etwas höher als 2,4 Cent je Kilowattstunde, um die Umlage für Oktober rückwirkend zu finanzieren.
In Mannheim und Heidelberg waren die Strompreise in der Grundversorgung zuletzt gesunken, nachdem zum 1. Juli die EEG-Umlage weggefallen war. In Freiburg glichen sich eine Preiserhöhung zum 1. August und der Wegfall der Umlage in etwa aus. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm planen Preisanpassungen für Strom und Gas in den kommenden Monaten, nannten aber kein Datum.