Einzelne Ampeln, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden, die gibt es schon in Deutschland. Doch eine ganze Kette an Ampeln, die, je nach Verkehr, aufeinander abgestimmt schalten, das ist neu. In Ellwangen im Ostalbkreis wird sowas seit gut zwei Monaten getestet. Spürbare Veränderungen für die Autofahrer gibt es aber - erst mal - noch nicht.
Ellwangen: Es braucht Geduld im Feierabendverkehr
Den Fuß auf der Bremse, die Kupplung bis zum Anschlag durchgedrückt. Das Blinkergeräusch bohrt sich monoton in den Kopf. Fast schon provokant strahlt das rote Licht der Ampel einem entgegen. Niemand sonst auf der Straße und trotzdem vergehen Sekunden wie Stunden. Ja, der Autoverkehr kann zäh sein. Auch in Ellwangen.
Besonders im Berufsverkehr stehe man ewig, erzählt eine Passantin, die gerade auf dem Weg zu ihrem geparkten Auto nahe der B290 ist. Eine andere Passantin kennt Freunde, die sogar vor 6 Uhr durch Ellwangen fahren - dann, "wenn die Ampeln noch aus sind". So käme man schneller durch. "Zustände", die freilich auf nahezu jeden größeren Ort zutreffen, doch in Ellwangen wird was dagegen unternommen.
KI-Regeln sollen für Sicherheit sorgen
Das Projekt befindet sich allerdings immer noch in der Pilotphase. Deshalb merken die meisten Autofahrer noch keine Veränderungen im Verkehrsfluss in Ellwangen. "Wir nehmen immer mal wieder einzelne Anlagen von einzelnen Knoten in Betrieb", erklärt Projektmanagerin Sabine Krause, "machen nochmal Anpassungen und reagieren dann darauf. Eben testen, erproben und verbessern." Bald sollen dann aber die zwölf Ampelanlagen mit der neuen Software aufeinander abgestimmt werden.
Damit nicht wie in einem Science-Fiction-Hollywood-Streifen plötzlich alle Ampeln gleichzeitig auf Grün schalten und es zu schweren Verkehrsunfällen kommt, gibt es, wie bei KI so üblich, natürlich auch Spielregeln. Die werden von den Ingenieuren vorgegeben. So soll auch vermieden werden, dass eine Verkehrsspur beispielsweise eine dauerhafte Grünphase hat.
Optimale Bedingungen in Ellwangen
Das Land Baden-Württemberg hat Ellwangen für das Pilotprojekt mit den KI-gesteuerten Ampeln sicherlich auch mit Blick auf die Landesgartenschau im Jahr 2026 ausgewählt. Die Stadt habe sich über den Zuschlag "sehr gefreut", erzählt Tiefbauamtsleiterin Susann Howedank. So könne man sich "direkt hinter London und Prag einreihen, wo das Projekt schon erfolgreich getestet wurde".
Mit entscheidend waren aber auch die Bedingungen, die es in Ellwangen gibt. Entlang der B290 und der Südtangente durch die Stadt gibt es eine Kette mit zwölf Ampelanlagen, die sich optimal für den Test anbietet. Außerdem verfügt Ellwangen bereits über ein Verkehrsrechnersystem und verbaute Detektoren. Die Technik für eine neue Software war also auch schon da.
Einsatz von künstlicher Intelligenz in London als Vorbild
Diese Software bringt das Münchner Unternehmen Yunex Traffic mit, das nach eigenen Angaben bereits in London innerhalb eines Projektgebiets die Reisezeit um rund 20 Prozent verringern konnte. Nun ist also Ellwangen dran, als erste Stadt in Deutschland.
Die Software sammelt Daten durch Detektoren, die dann zentral in einem Verkehrsrechnersystem gespeichert werden. Damit baut sie sich einen "digitalen Zwilling, also letztlich ein Verkehrsmodell", so Projektmanagerin Krause. Mit diesem Modell lernt dann die Software, die aktuelle Verkehrssituation zu verstehen und daraus Prognosen zu machen, "wie sich das Verkehrsaufkommen entwickeln wird".
Erste Teststadt in Baden-Württemberg Verkehrsfluss verbessern: KI steuert Ampeln in Ellwangen
In Ellwangen steuert künftig Künstliche Intelligenz die Ampelanlagen. Damit ist die 25.000-Einwohner-Stadt Vorreiter in Baden-Württemberg. Der Verkehr soll dadurch besser fließen.
Das Projekt in Ellwangen kostet insgesamt 200.000 Euro und wird komplett vom Land finanziert. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) stellt in Aussicht, dass auch andere Städte in Baden-Württemberg für KI-gesteuerte Ampeln eine Förderung bekommen könnten. Vorausgesetzt, das Pilotprojekt, das noch bis Ende des Jahres läuft, ist erfolgreich.