Gleich zwei Arbeitsgruppen aus Kalifornien haben jetzt eine neue Sprachprothese vorgestellt – also ein Hirnimplantat, das Menschen, die durch eine Lähmung die Fähigkeit zu sprechen verloren haben, diese wieder zurückgeben soll. Die Prothesen sind noch nicht marktreif, aber dank Künstlicher Intelligenz sind sie viel leistungsstärker und machen deutlich weniger Fehler als vorherige Modelle.
Hirnimplantate lesen Informationen von Nervenzellen ab
Bei beiden Modellen wird ein Implantat ins Gehirn gesetzt. Das hört sich zunächst vielleicht ein bisschen brachial an, aber tatsächlich haben Forschende damit schon viel Erfahrung. Der Unterschied zwischen den Ansätzen ist, dass die eine Arbeitsgruppe ein sehr feines Implantat einsetzt, das einzelne Nervenzellen im Gehirn auslesen kann. Das andere Implantat ist breiter gefächert: es liest Ströme von vielen Nerven gleichzeitig aus.
Bis hierher ist das eigentlich auch gar nichts Neues. Das gab es schon vorher. Die Neuerung ist jetzt, dass die Daten, die aus dem Gehirn ausgelesen werden, mit einer KI verarbeitet werden. Diese Künstliche Intelligenz muss erstmal auf die Patienten speziell trainiert werden. Dann ist sie aber ziemlich gut in der Lage, die Daten zu interpretieren und vorherzusagen, was die Patienten sagen wollen und hat dabei ein Vokabular von mehr als 100.000 Wörtern.
Durch das Klonen der ursprünglichen Stimme, was durch KI ja mittlerweile gar kein Problem mehr ist, kann den Patienten sogar in vielen Fällen ihre alte Stimme zurückgegeben werden.
System hat mittlerweile eine relativ hohe Trefferquote
Beide Systeme erkennen ungefähr drei von vier Wörtern richtig. Das hört sich erstmal nach einem recht großen Fehler an, aber ist tatsächlich eine enorme Steigerung. Bei früheren Ansätzen waren noch bis zu vier von fünf Wörtern falsch. Und andererseits ist tatsächlich ein Gespräch möglich, wenn man „nur“, in Anführungszeichen, drei von vier Wörtern versteht – das kennt man vielleicht von einem Telefongespräch mit schlechter Verbindung. Selbst wenn man nicht alles versteht, dann ist es trotzdem möglich ein Gespräch zu führen.
Auch die Forschenden sagen, dass sie jetzt die Grenze zur Nutzbarkeit überschritten haben. Das liegt auch an der Sprechgeschwindigkeit, die diese Systeme jetzt erreichen. Die hat sich von etwa fünf auf fast 90 Wörter pro Minute gesteigert. Das ist im Englischen etwa die Hälfte der normalen Sprechgeschwindigkeit. Im Deutschen wäre es fast die normale Geschwindigkeit, aber ob das im Deutschen auch so schnell funktioniert, wissen wir noch nicht.
Bisher nur Forschung an einzelnen Patienten
Wie so oft in der Forschung, ist es noch nicht klar, bis wann das System allgemein verfügbar sein wird. Pläne, ein kommerzielles Produkt daraus zu machen, gibt es auf jeden Fall noch nicht.
Aber da diese Implantate auch alle sehr individuell eingesetzt werden müssen und die KI jeweils speziell trainiert werden muss, wird es voraussichtlich noch ein bisschen dauern, bis das zu einem ganz normalen Produkt wird. Wahrscheinlich wird das noch einige Jahre in der Erprobungsphase sein, in der aber auch immer mehr Menschen in Studien eine solche Sprachprothese bekommen werden.
Künstliche Intelligenz KI: Gehirnzellen helfen Computer beim Rechnen
Forschende haben erstmals Nervenzellen mit einem Computer verbunden, um ein KI-Programm energiesparsamer laufen zu lassen. Die KI konnte Sprache erkennen und Gleichungen lösen.