Der wegen Betrugs verurteilte Hausarzt der insolventen Elklinik aus Elchingen im Kreis Neu-Ulm will aus der Schweiz zurückkehren und wieder praktizieren. Das hat er in einer Mail an seine Patienten angekündigt, die dem SWR vorliegt. Zunächst hatten "Südwest Presse" und "Neu-Ulmer Zeitung" berichtet.
Arzt sieht sich als Opfer einer Medienkampagne
Der 51-Jährige will demnach freitags und samstags in Elchingen wieder als Arzt arbeiten. In seiner E-Mail stellt er sich als Opfer der Medien dar, in denen er "terrorisiert und beleidigt werde". Jemand habe es darauf abgesehen, das medizinische Versorgungszentrum mit den vier Praxen "in den Bankrott zu treiben, obwohl die Klinik sich vollständig selbst trägt".
Die zuständige Ulmer Insolvenzverwalterin Kiriaki Antoniadou bestätigte am Samstag dem SWR den unangemeldeten Besuch des Arztes am Vortag. Er sei in ihrer Kanzlei gewesen, habe ihr eine Mitschuld an der Insolvenz gegeben und bekräftigte die Pläne, seine Arbeit wieder in Elchingen aufnehmen zu wollen.
Ulmer Mediziner helfen Patienten wütend: Vier Arztpraxen im Kreis Neu-Ulm schließen wegen Insolvenz
Im Kreis Neu-Ulm müssen vier Arztpraxen wegen einer Insolvenz schließen. Der verantwortliche Arzt hat sich wohl in die Schweiz abgesetzt. Ärzte aus Ulm wollen zumindest vorübergehend helfen.
Mediziner wurde wegen Betrugs verurteilt
Der Arzt hatte durch Abrechnungsbetrug einen Schaden von mehr als 90.000 Euro verursacht sowie in seinen Praxen rund zwei Millionen an Schulden angehäuft. Dadurch sei das Versorgungszentrum in Schieflage geraten, sagte Insolvenzverwalterin Antoniadou schon vor einigen Tagen dem SWR.
Im Juni verurteilte ihn das Amtsgericht Neu-Ulm zu einer Bewährungsstrafe wegen Betrugs. Am 1. September wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.
Arzt kann Arbeit nicht ohne Weiteres wieder aufnehmen
Antoniadou sieht keine Chance, dass der Arzt seine Arbeit in den Praxen wieder aufnehmen könne. Die Praxen seien geschlossen und den meisten Mitarbeitenden gekündigt.
Auch ein anderer Grund spricht dagegen: Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern bestätigte der "Neu-Ulmer Zeitung", dass mit der Insolvenz seine Zulassung ende. Somit könne er lediglich Privatpatienten behandeln.
4.000 Patienten plötzlich ohne Hausarzt
Die vier Praxen in den Elchinger Teilorten Unterelchingen, Oberelchingen, Thalfingen und in Senden sind deshalb inzwischen geschlossen. Die 4.000 Patientinnen und Patienten müssen sich einen neuen Hausarzt suchen, was für viele nicht einfach ist. Dem SWR schilderten Betroffene, dass einige Hausärzte in der Gegend keine neuen Patienten aufnehmen würden. Manche Patientinnen und Patienten sind zudem auf die Versorgung vor Ort angewiesen.