Aktion gegen Stationierung von Atomraketen auf der Alb

Friedensaktion vor 40 Jahren: Menschenkette von Neu-Ulm bis Stuttgart

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Autor/in
Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold
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Carola Kührig
Carola Kührig

Im Herbst 1983 reichten sich hunderttausende Menschen die Hände und bildeten eine Kette von Neu-Ulm bis Stuttgart. Ihr Protest richtete sich gegen die atomare Aufrüstung.

Hand in Hand mit anderen Menschen protestierten vor 40 Jahren hunderttausende Menschen gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen auf der Schwäbischen Alb. Sie bildeten am 22. Oktober 1983 eine Menschenkette über mehr als 100 Kilometer, die von Neu-Ulm bis nach Stuttgart reichte. Es war eine bis dahin beispiellose Friedensaktion, die weltweit Beachtung fand.

Dutzende Sonderzüge brachten die Friedensaktivisten und -aktivistinnen damals nach Ulm und Neu-Ulm. Züge kamen nicht nur aus Bayern und Baden-Württemberg, sondern auch aus Südhessen und dem Saarland. Der Protest richtete sich gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen in Europa, in Deutschland, auf der Schwäbischen Alb.

Menschenkette 1983: Zeitzeugen erinnern sich

Zu den tausenden Teilnehmern gehörte der Ulmer Arzt Reinhold Thiel. Der Zeitzeuge erinnert sich, wie er zwischen Beimerstetten und Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) in der Menschenkette stand. Es sei wie ein riesiges Volksfest gewesen. Als Teil einer Ärzte-Initiative hatte er sich schon damals mit einem möglichen Atomkrieg beschäftigt.

Thiel ist Friedensaktivist geblieben. Seine Erinnerungen sind Teil einer neuen Publikation des Stadtarchivs Neu-Ulm. Mit Blick auf die aktuellen Kriege und Krisen vermisst er ein ähnliches politisches Engagement wie damals.

Das war ein einziges, riesiges, friedliches, fröhliches Volksfest. Alle hatten Angst, dass da viel passiert, vieleicht auch Schlimmes passiert. Aber es war einfach nur ein richtig frohes Fest.

Hand in Hand quer über die Alb

Quer über die Schwäbische Alb ging die Menschenkette von Neu-Ulm nach Stuttgart. Es war eine Aktion, die viel Organisation und Planung erforderte, und damals gab es weder Internet noch Smartphone. Einer der Verantwortlichen war Peter Langer. Er organisierte vom Friedensbüro Ulm aus die Menschenkette mit und sagt, eigentlich sei es unvorstellbar, dass das damals funktioniert habe.

Vorsichtshalber waren Bänder verteilt worden, um mögliche Lücken zu überbrücken. Das war dann aber nicht nötig: Es gab keine Lücken, das zeigen Aufnahmen aus dem Hubschrauber. Langer war es dann auch, der auf dem Neu-Ulmer Volksfestplatz vor tausenden Leuten stand und sagen konnte: "Die Kette ist geschlossen."

Man hat schon auch technische Möglichkeiten genutzt, selbst ein Hubschrauber wurde gemietet und man hat vieles mit Walkie-Talkies gemacht. Aber eigentlich ist es fast unvorstellbar, dass es funktioniert hat, aber es hat funktioniert.

Menschenkette 1983: Stadtarchiv Neu-Ulm veröffentlicht Buch

Auch wenn die Menschenkette die Raketenstationierung letztlich nicht verhindern konnte, sie blieb als machtvolles Zeichen in Erinnerung. Zum Jubiläum erscheint eine neue Publikation des Stadtarchivs Neu-Ulm mit Berichten von Zeitzeugen. Darin geht es unter anderem auch darum, wie so eine Großveranstaltung geplant und umgesetzt wurde.

Das Buch mit dem Titel "Die lange Kette" erscheint am 30. Oktober. Es wird in der Friedenskirche im Neu-Ulmer Stadtteil Wiley vorgestellt und ist dann im Stadtarchiv und im Edwin-Scharff Museum erhältlich.

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