Hand in Hand mit anderen Menschen protestierten vor 40 Jahren hunderttausende Menschen gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen auf der Schwäbischen Alb. Sie bildeten am 22. Oktober 1983 eine Menschenkette über mehr als 100 Kilometer, die von Neu-Ulm bis nach Stuttgart reichte. Es war eine bis dahin beispiellose Friedensaktion, die weltweit Beachtung fand.
Dutzende Sonderzüge brachten die Friedensaktivisten und -aktivistinnen damals nach Ulm und Neu-Ulm. Züge kamen nicht nur aus Bayern und Baden-Württemberg, sondern auch aus Südhessen und dem Saarland. Der Protest richtete sich gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen in Europa, in Deutschland, auf der Schwäbischen Alb.
Menschenkette 1983: Zeitzeugen erinnern sich
Zu den tausenden Teilnehmern gehörte der Ulmer Arzt Reinhold Thiel. Der Zeitzeuge erinnert sich, wie er zwischen Beimerstetten und Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) in der Menschenkette stand. Es sei wie ein riesiges Volksfest gewesen. Als Teil einer Ärzte-Initiative hatte er sich schon damals mit einem möglichen Atomkrieg beschäftigt.
Thiel ist Friedensaktivist geblieben. Seine Erinnerungen sind Teil einer neuen Publikation des Stadtarchivs Neu-Ulm. Mit Blick auf die aktuellen Kriege und Krisen vermisst er ein ähnliches politisches Engagement wie damals.
Hand in Hand quer über die Alb
Quer über die Schwäbische Alb ging die Menschenkette von Neu-Ulm nach Stuttgart. Es war eine Aktion, die viel Organisation und Planung erforderte, und damals gab es weder Internet noch Smartphone. Einer der Verantwortlichen war Peter Langer. Er organisierte vom Friedensbüro Ulm aus die Menschenkette mit und sagt, eigentlich sei es unvorstellbar, dass das damals funktioniert habe.
Vorsichtshalber waren Bänder verteilt worden, um mögliche Lücken zu überbrücken. Das war dann aber nicht nötig: Es gab keine Lücken, das zeigen Aufnahmen aus dem Hubschrauber. Langer war es dann auch, der auf dem Neu-Ulmer Volksfestplatz vor tausenden Leuten stand und sagen konnte: "Die Kette ist geschlossen."
Menschenkette 1983: Stadtarchiv Neu-Ulm veröffentlicht Buch
Auch wenn die Menschenkette die Raketenstationierung letztlich nicht verhindern konnte, sie blieb als machtvolles Zeichen in Erinnerung. Zum Jubiläum erscheint eine neue Publikation des Stadtarchivs Neu-Ulm mit Berichten von Zeitzeugen. Darin geht es unter anderem auch darum, wie so eine Großveranstaltung geplant und umgesetzt wurde.
Das Buch mit dem Titel "Die lange Kette" erscheint am 30. Oktober. Es wird in der Friedenskirche im Neu-Ulmer Stadtteil Wiley vorgestellt und ist dann im Stadtarchiv und im Edwin-Scharff Museum erhältlich.