Das Veterinäramt im Zollernalbkreis hat im Kreistagsausschuss für Verwaltung und Finanzen von seiner Arbeit berichtet. Im Nachgang erzählt Claudia Pouillon von der Tierschutzbehörde dem SWR: Der Beruf ist hart.
Tierschützerin mit Flinte bedroht
Bei einem Hausbesuch wurde Claudia Pouillon mit einer Schrotflinte bedroht. "Das war ein Tierhalter mit über 40 Katzen im Haushalt", erzählt sie dem SWR. Der Mann sei mit den Tieren überfordert gewesen. Er habe Anfangs nur ein paar Katzen gehabt, die hätten sich aber vermehrt und irgendwann sei es "aus dem Ruder gelaufen".
Als das Veterinäramt vor der Türe stand sei der Mann zunächst einsichtig gewesen. In einer Wutphase hätte er aber zur Flinte gegriffen und die Tierschützer bedroht. "Gott sei Dank war das Gewehr nicht geladen", sagt Pouillon.
Animal Hoarding ist der Extremfall
In einem anderen Fall musste die Tierschutzbehörde über 200 Kaninchen einziehen. Die Tiere haben in einer Wohnung gelebt, die als Lager genutzt wurde. Auch hier herrschte laut Pouillon Überforderung. Die Tiere drohen zu verwahrlosen, die Wohnungen sind voller Kot.
Hinter solchen krassen Szenarien steckt oft eine psychische Ursache. In Fachkreisen spricht man von "Animal Hoarding" oder "Tierhorten".
Veterinäramt greift auch in kleineren Fällen ein
Die geschilderten Fälle sind extrem, aber zum Glück nicht alltäglich. "Animal Hoarding" komme im Zollernalbkreis maximal einmal im Jahr vor. Normalerweise kümmere sich Pouillon um kleinere Tierschutzverstöße. Es komme beispielsweise häufig vor, dass Hundezwinger oder Kaninchenkäfige zu klein sind. Auch Schafe, die ohne Witterungsschutz auf der Weide stehen, seien öfter ein Thema. "Solche Probleme lassen meistens schnell lösen", sagt sie.
Ab und zu werde das Veterinäramt auch in "Messi-Wohnungen" gerufen. Dort gehe es dann oft um einige wenige Tiere, die aber in vermüllten und verkoteten Wohnungen leben müssen. Das passiere leider nicht selten. Die Tierschützerin kenne in fast jeder Gemeinde so einen Fall.
Tierschutz geht an die Psyche
Der Job ist laut Pouillon nicht einfach. Wenn die Behörde vor der Türe stehe, hätten viele Menschen Angst, dass ihnen was weggenommen wird. Dabei brauche es wirklich schwere Gesetzesverstöße und viele Ermahnungen, bis die Tiere mitgenommen werden.
"Es geht schon an die Psyche", sagt sie. Viele Besitzer seien in einem psychischen Ausnahmezustand und diese Emotionen müsse sie auffangen. Man werde auch schnell zum "Feindbild". Beim Einwohnermeldeamt haben sie und ihre Kolleginnen einen Sperrvermerk einrichten lassen, sodass im Ernstfall keine persönlichen Daten weitergegeben werden können.
Pouillon und Ihre Kollegen vom Zollernalbkreis können sich für solch belastende Themen an eine psychologische Fachstelle wenden. Das helfe ihr sehr, ihren Beruf weiter auszuüben. Es sei aber nicht Standard in allen Veterinärämtern.
Prozess wegen Tierquälerei als Anlass
Immer wieder werden schwere Verstöße gegen den Tierschutz öffentlich diskutiert. Erst im Juni war ein Fall aus dem Zollernalbkreis in den Medien: Ein Mann aus Haigerloch wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er in seiner Wohnung 41 Hunde und Katzen gehalten hat. Das Veterinäramt hat diesen Fall zum Anlass genommen, um detailliert von seiner Tätigkeit zu berichten.
41 Hunde und Katzen beschlagnahmt Tierzüchter aus Haigerloch wegen quälerischer Misshandlung verurteilt
Ein Tierzüchter aus Haigerloch hat Hunde und Katzen unter schlechten Bedingungen gehalten, teils krank und verletzt. Das Amtsgericht Balingen hat eine Bewährungsstrafe verhängt.