Mann hat Flinte auf sie gerichtet

Veterinäramt im Zollernalbkreis: Das erlebt eine Mitarbeiterin

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Nathalie Waldenspuhl
Nathalie Waldenspuhl ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Über 200 Kaninchen in einer Wohnung und Häuser voller Tierkot sind mit die härtesten Fälle für das Veterinäramt im Zollernalbkreis. Einmal wurde die Tierschüzerin sogar bedroht.

Das Veterinäramt im Zollernalbkreis hat im Kreistagsausschuss für Verwaltung und Finanzen von seiner Arbeit berichtet. Im Nachgang erzählt Claudia Pouillon von der Tierschutzbehörde dem SWR: Der Beruf ist hart.

Tierschützerin mit Flinte bedroht

Bei einem Hausbesuch wurde Claudia Pouillon mit einer Schrotflinte bedroht. "Das war ein Tierhalter mit über 40 Katzen im Haushalt", erzählt sie dem SWR. Der Mann sei mit den Tieren überfordert gewesen. Er habe Anfangs nur ein paar Katzen gehabt, die hätten sich aber vermehrt und irgendwann sei es "aus dem Ruder gelaufen".

Als das Veterinäramt vor der Türe stand sei der Mann zunächst einsichtig gewesen. In einer Wutphase hätte er aber zur Flinte gegriffen und die Tierschützer bedroht. "Gott sei Dank war das Gewehr nicht geladen", sagt Pouillon.

Animal Hoarding ist der Extremfall

In einem anderen Fall musste die Tierschutzbehörde über 200 Kaninchen einziehen. Die Tiere haben in einer Wohnung gelebt, die als Lager genutzt wurde. Auch hier herrschte laut Pouillon Überforderung. Die Tiere drohen zu verwahrlosen, die Wohnungen sind voller Kot.

Die Betroffenen stehen unter Druck. Sie wissen selbst, dass da etwas nicht stimmt.

Hinter solchen krassen Szenarien steckt oft eine psychische Ursache. In Fachkreisen spricht man von "Animal Hoarding" oder "Tierhorten".

Veterinäramt greift auch in kleineren Fällen ein

Die geschilderten Fälle sind extrem, aber zum Glück nicht alltäglich. "Animal Hoarding" komme im Zollernalbkreis maximal einmal im Jahr vor. Normalerweise kümmere sich Pouillon um kleinere Tierschutzverstöße. Es komme beispielsweise häufig vor, dass Hundezwinger oder Kaninchenkäfige zu klein sind. Auch Schafe, die ohne Witterungsschutz auf der Weide stehen, seien öfter ein Thema. "Solche Probleme lassen meistens schnell lösen", sagt sie.

Ab und zu werde das Veterinäramt auch in "Messi-Wohnungen" gerufen. Dort gehe es dann oft um einige wenige Tiere, die aber in vermüllten und verkoteten Wohnungen leben müssen. Das passiere leider nicht selten. Die Tierschützerin kenne in fast jeder Gemeinde so einen Fall.

Tierschutz geht an die Psyche

Der Job ist laut Pouillon nicht einfach. Wenn die Behörde vor der Türe stehe, hätten viele Menschen Angst, dass ihnen was weggenommen wird. Dabei brauche es wirklich schwere Gesetzesverstöße und viele Ermahnungen, bis die Tiere mitgenommen werden.

"Es geht schon an die Psyche", sagt sie. Viele Besitzer seien in einem psychischen Ausnahmezustand und diese Emotionen müsse sie auffangen. Man werde auch schnell zum "Feindbild". Beim Einwohnermeldeamt haben sie und ihre Kolleginnen einen Sperrvermerk einrichten lassen, sodass im Ernstfall keine persönlichen Daten weitergegeben werden können.

Pouillon und Ihre Kollegen vom Zollernalbkreis können sich für solch belastende Themen an eine psychologische Fachstelle wenden. Das helfe ihr sehr, ihren Beruf weiter auszuüben. Es sei aber nicht Standard in allen Veterinärämtern.

Prozess wegen Tierquälerei als Anlass

Immer wieder werden schwere Verstöße gegen den Tierschutz öffentlich diskutiert. Erst im Juni war ein Fall aus dem Zollernalbkreis in den Medien: Ein Mann aus Haigerloch wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er in seiner Wohnung 41 Hunde und Katzen gehalten hat. Das Veterinäramt hat diesen Fall zum Anlass genommen, um detailliert von seiner Tätigkeit zu berichten.

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