Exzellenz-Universität zu sein, bedeutet Fördergeld in Millionenhöhe zu bekommen. Die Uni Tübingen hat den Status seit 2019 und noch bis 2026. Um auch in der nächsten Runde mit dabei zu sein, bewirbt sie sich mit neun Ideen für die Forschung. Das sind so viele Anträge, wie alle bayerischen Universitäten zusammen eingereicht haben.
Um Exzellenz-Uni zu sein, braucht man mindestens zwei "Exzellenzcluster". Das sind Forschungsteams, bei denen Spitzenforscherinnen und -forscher aus unterschiedlichen Fachbereichen mitmachen, oft auch in Zusammenarbeit mit anderen Unis weltweit. Bis zu 70 solcher Cluster soll es an deutschen Universitäten ab 2026 geben. In sie will das Bundesforschungsministerium gemeinsam mit den Ländern fast 540 Millionen Euro jährlich investieren. Bis Ende Mai 2025 soll feststehen, welche von den knapp 100 Anträgen bundesweit berücksichtigt werden.
Rektorin der Uni Tübingen ist von allen Anträgen überzeugt
Ob es taktisch klug ist, gleich so viele Anträge zu stellen, oder ob es besser gewesen wäre, sich auf weniger zu konzentrieren, das wisse Unirektorin Karla Pollmann nicht, sagte sie im SWR Studio Tübingen. Aber jede einzelne der neun Forschungsideen sei so gut, dass sie es wert wäre, Forscherinnen und Forschern aus unterschiedlichen Disziplinen über Jahre hinweg zu beschäftigen.
Da geht es zum Beispiel um neue Antibiotika oder um Tumor-Therapien. Es geht auch darum, was genau bei den Klimaveränderungen in der Geschichte der Erde was bewirkt hat. Das zu verstehen, könnte helfen, besser auf den aktuellen Klimawandel zu reagieren. Die Archäologen und Paläontologen auf dem Tübinger Schloss möchten gemeinsam mit Spezialisten für Erbinformationen weiter der Frage auf den Grund gehen, wie der heutige Mensch entstanden ist.
Forschung zum Zusammenleben in globalisierter Welt
Bundesweit sind laut Karla Pollmann nur drei Vorschläge für Exzellenzcluster in Geisteswissenschaften eingereicht worden. Eines davon in Tübingen: Unter anderem Soziologinnen, Philosophen und Theologinnen wollen sich mit der Frage befassen, wie Zusammenleben in einer immer enger werdenden, globalisierten Welt so funktionieren kann, dass es weniger Konflikte als Kompromisse gibt.
Kritik gegen Kürzungen bei Geld vom Land
Während die Uni Tübingen auf der einen Seite daran arbeitet, Fördergelder in Millionenhöhe aus der Exzellenz-Strategie von Bund und Ländern zu bekommen, kämpft sie auf der anderen Seite um ihre Grundfinanzierung vom Land Baden-Württemberg. Denn das Land muss sparen und will auch den Unis weniger Geld geben: rund 91 Millionen Euro weniger bereits im Jahr 2026.
Pollmann ist als Rektorin bereit zu sparen, wenn alle sparen müssen, sagt sie. Aber dann brauche sie Planungssicherheit für die kommenden Jahre. Schließlich werde Vieles teurer. Sie warnt allerdings auch: Wer an Hochschulen spare, spare an der Zukunft, so Pollmann. Jeder Euro, den das Land in seine Universitäten und Hochschulen investiere, mache sich fünffach bezahlt.
Studierende wollen am 13. November in Tübingen und am 15. November in Stuttgart gegen die Kürzungen demonstrieren. Ihre Sorge: Die Ausbildung könnte schlechter werden, Bibliotheken hätten dann weniger geöffnet und es gäbe weniger Jobs an den Unis. Die Leitung der Eberhard Karls Universität Tübingen hat sich mit den Studierenden solidarisch erklärt.