Kranke Menschen oder Pflegepersonal in der Klinik können unter Umständen nicht zuhause Silvester feiern. Mit welchen Gefühlen erwarten sie den Jahreswechsel? SWR-Reporter Tim Richter wollte wissen, wie es Menschen in einer besonderen Situation in dieser Zeit geht und was sie an Silvester bewegt. Er war am Freitag, 27.12.2024 im Zollernalbklinikum in Balingen (Zollernalbkreis) und hat einen Vormittag lang mit Patienten und Pflegern gesprochen.
Ein reich geschmückter Weihnachtsbaum, verziert mit Lichtern, Christbaumkugeln und Engeln, daneben eine Krippe mit kleinen Holzfiguren. Zwischen den Jahren soll auf den Gängen der Palliativ-Station im Zollernalbklinikum auch so etwas wie besinnliche Stimmung aufkommen.
Die nimmt der Leitende Oberarzt Volker Damm auch bei den schwer, teils unheilbar, erkrankten Patientinnen und Patienten wahr. "Es ist ein Grundgefühl der Glücklichkeit. Wenn die Familie da ist, besinnt man sich auf die Sachen, die wichtig sind. Und wenn man gesund ist, dann sieht man das oft nicht", sagt Damm dem SWR vor seiner morgendlichen Visite bei den Patientinnen und Patienten.
Patient im Klinikum in Balingen: Hoffnungsvoll trotz Krebs
Die Patientinnen und Patienten freuen sich, wenn Damm und sein Team zur Visite vorbeikommen. Beim 76-jährigen Roland-Waldemar Sauer haben Ärzte vor fünf Jahren einen bösartigen und unheilbaren Tumor entdeckt. Seitdem ist er in Behandlung. Nur etwas mehr als zwei Jahre hätte er noch zu leben, so die damalige Prognose. Jetzt schaut er tapfer einem weiteren Jahreswechsel von seinem Krankenbett aus entgegen: "Ich bin hoffnungsvoll, was das auch immer heißen mag", sagt mir Sauer mit Tränen im Gesicht. Halt gäbe ihm zu dieser Zeit vor allem sein Glaube und seine Familie, so Sauer.
Sauers Frau hat im Krankenzimmer einen kleinen Frühstückstisch aufgedeckt. Sie schauen sich gemeinsam Bilder der Großfamilie an. Über Weihnachten war sie auch mit den Kindern und Enkelkindern da.
Dass er zum Jahreswechsel nicht zu Hause ist, stört Roland-Waldemar Sauer nicht. Im Gegenteil: Im Zollernalbklinikum auf der Palliativ-Station unter der Obhut von Oberarzt Volker Damm und seinem Team fühle er sich gut aufgehoben. Sauers einziger Neujahrswunsch: "Dass viele Minuten, Stunden, Tage noch möglich sind, die wir miteinander verbringen können."
Krebspatientin der Palliativstation: Hoffnung überwiegt Angst
Birgit Boss, zwei Zimmer weiter, zeigt sich bei der Morgenvisite ebenfalls positiv gestimmt. Auch, wenn direkt zum Jahresbeginn ein weiteres Mal Chemo-Therapie auf die 57-Jährige wartet. Auf dem Kopf trägt sie eine Strick-Mütze, die Haare sind ihr durch die Therapie alle ausgefallen. Aber die Hoffnung überwiegt die Angst vor der schweren Strahlenbehandlung.
Die Gesundheit bleibt ihr sehnlichster Wunsch für das neue Jahr. Sie habe im vergangenen Jahr zu viel mitgemacht, so Boss. Neue Kraft vor dem Jahreswechsel konnte sie ebenfalls durch Besuch schöpfen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hat sie ihren 57. Geburtstag im Krankenhaus mit Freunden gefeiert.
Im Kreißsaal ein Baby - Neues Leben zum neuen Jahr
Ein Stockwerk tiefer bewundern Sherin Lass und ihr Mann ihr gesundes Neugeborenes. Es ist das dritte Kind des Ehepaars, einen Namen für den Jungen gibt es noch nicht. Der Kleine ist gerade soeben noch ein 2024-er Kind, er ist morgens im Kreißsaal im Klinikum geboren. Nun fällt die Anspannung bei den Eltern langsam ab. Auf das neue Jahr mit Zuwachs freuen sich die Dreifacheltern.
"Das ist auch etwas Schönes, so ein kleines Mäuschen im Arm zu halten. Und alle können sich kennenlernen", sagt Sherin Lass mit dem Baby auf ihrer Brust. Geplant ist, dass Mutter und Kind bald entlassen werden. Silvester feiert die Familie Lass dann zu fünft.